Der Schlaf will und will nicht kommen, immer mehr Deutsche liegen nachts wach. Die Zahl der ambulanten Diagnosen psychisch bedingter Schlafstörungen ohne organische Ursache ist zwischen 2014 und 2024 um 73,5 Prozent gestiegen, wie Daten der Kaufmännischen Krankenkasse (KKH) zeigen. Vor allem junge Leute sind betroffen.
„Zu nicht organisch bedingten Schlafstörungen zählen Einschlaf- und Durchschlafstörungen sowie Albträume und Angsttraumstörungen, wie sie unter hohen psychischen Belastungen entstehen können“, erläutert Aileen Könitz, Ärztin und Expertin für psychiatrische Fragen bei der KKH. In der Generation Z nahmen die Fälle wie in keiner anderen Altersgruppe zu. So registrierte die Kasse im Zehnjahresvergleich bei den 25- bis 29-Jährigen einen Zuwachs an Schlafproblemen um gut 113 Prozent.
Jeder Zweite schläft mehrmals die Woche schlecht
Eine Online-Befragung der KKH unter 500 gesetzlich und privat versicherten Personen zwischen 18 und 70 Jahren zeigt: Gut die Hälfte der Befragten (57 Prozent) hat aktuell an mindestens drei Tagen pro Woche Schlafprobleme – sei es, dass sie abends schlecht einschlafen können oder nachts häufiger aufwachen. Das wirkt sich entsprechend auf die Leistungsfähigkeit und Stimmung am Tage aus. „Unsere Umfrage zeigt, dass viele bereits eine Schlafstörung entwickelt haben“, sagt Aileen Könitz. Zu den Betroffenen zählt, wer mindestens drei Monate grübelnd im Bett liegt, nicht einschlafen oder durchschlafen kann.
Schlafräuber – das lässt einen nachts wach liegen
Die Ursachen für die Schlaflosigkeit sind vielfältig: Es können Konflikte und Überforderung im Beruf und Privatleben sein, traumatische oder belastende Ereignisse wie etwa der Verlust eines nahestehenden Menschen oder der Dauerkrisen-Modus in Deutschland und der Welt, heißt es von der Krankenkasse. Junge Erwachsene seien etwa mit Zukunftsängsten durch wirtschaftliche Unsicherheit und soziale Ungleichheit konfrontiert. Dies könne zu einem vermehrten Stressempfinden und Angstzuständen führen.
Zu den Schlafräubern gehören aber auch Smartphones, Tablets & Co. Wer kurz vor dem Zubettgehen oder gar im Bett zu viel streamt, chattet und postet, sorgt für eine verzögerte Ausschüttung von Schlafhormonen und eine erhöhte geistige Aktivität, was wiederum zu einem unruhigen Schlaf führt, erklärt die KKH.

Schlafstörungen machen auf Dauer krank
„Auf Dauer können Schlafstörungen und regelmäßiger Schlafentzug der Gesundheit schaden“, warnt die Expertin. „Dadurch erhöhen sich beispielsweise die Infektanfälligkeit sowie das Risiko für Depressionen und Angststörungen oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Andersherum können Schlafstörungen auch eine Folge von psychischen Erkrankungen wie Depressionen, Angststörungen oder posttraumatischen Belastungsstörungen sein.“
So können Sie besser durchschlafen
Was tun für besseren Schlaf? Neben dem Grübeln, Chatten und Streamen können auch äußere Faktoren wie beispielsweise der Konsum von Alkohol die Schlafqualität negativ beeinflussen. Bereits geringe Mengen Alkohol können zwar das Einschlafen erleichtern, führen aber häufig zu Durchschlafstörungen und einer schlechteren Schlafqualität. Weitere Schlafräuber können ein zu voller oder zu leerer Magen, der Genuss von Koffein oder Nikotin sowie intensiver Sport oder körperliche Arbeit kurz vor dem Zubettgehen sein.
Positiv auf das Einschlafen wirken sich hingegen Entspannungstechniken wie eine Meditation aus sowie körperliche Aktivitäten am Tag. Aileen Könitz empfiehlt nächtlichen Grüblern darüber hinaus, sich zu einer festen Tageszeit rund eine Viertelstunde lang bewusst mit den eigenen Ängsten und Sorgen zu beschäftigen, diese aufzuschreiben, wegzulegen und nicht mit ins Bett zu nehmen.