FSME, Borreliose

Zecken-Saison beginnt: Wo sie beißen, wie man eine Infektion erkennt

Die Begegnung mit einer Zecke kann übel enden, wenn sie FSME-Viren oder Borreliose-Bakterien im Körper hinterlässt. Die wichtigsten Fragen und Antworten. 

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Eine <em>Hyalomma-rufipes</em>-Zecke (r.) liegt neben einer Auwaldzecke der Gattung Buntzecken (<em>Dermacentor reticulatus</em>) auf Millimeterpapier.
Eine Hyalomma-rufipes-Zecke (r.) liegt neben einer Auwaldzecke der Gattung Buntzecken (Dermacentor reticulatus) auf Millimeterpapier.Fabian Sommer/dpa

Laut Experten wird 2024 ein Zeckenjahr. Infolge der milden Temperaturen sind die blutsaugenden Parasiten gut durch den Winter gekommen und schon seit Ende Februar sehr aktiv. Das gilt auch für die Region Berlin-Brandenburg. Südbrandenburg gilt sogar seit 2023 als Risikogebiet für eine durch Zecken übertragene FSME-Infektion. Doch was tun, wenn einen beim Waldspaziergang eine Zecke gebissen hat?

Sie sind winzig, können aber hochgefährlich werden: Zecken tummeln sich an Gräsern, Büschen oder Sträuchern. Vor allem in der wärmeren Zeit des Jahres stechen die Blutsauger zu und können Viren und Bakterien in den menschlichen Körper einschleusen.

Die gute Nachricht vorab: Dass Ihnen eine Zecke auf den Leib gerückt ist, heißt nicht automatisch, dass Sie sich infiziert haben. Denn die Zecke muss die Bakterien (Borreliose) oder Viren (Frühsommer-Meningoenzephalitis, kurz: FSME), die diese Erkrankungen auslösen, in sich tragen – und weitergeben. So haben nur rund drei Prozent der Zeckenstiche eine sogenannte Lyme-Borreliose zur Folge, so die Deutsche Hirnstiftung. Passieren kann es einem aber dennoch. Daher ist wichtig zu wissen, wie sich die Erkrankungen zeigen – und wie man sich schützt.

So erkennen Sie eine Infektion durch FSME

Welche Beschwerden bringt eine Frühsommer-Meningoenzephalitis mit sich?

Zuerst einmal Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen, also ein allgemeines Krankheitsgefühl. Die Beschwerden ähneln damit denen einer Grippe und werden oft fehlgedeutet. Mit dem Abklingen der Symptome ist für viele die Erkrankung überstanden – aber nicht für alle.

Bei einem Teil der Infizierten entzünden sich etwa eine Woche später in einer zweiten Krankheitsphase die Hirnhäute, das Gehirn oder das Rückenmark. Das kann mit Fieber, Kopfschmerzen und Übelkeit einhergehen. „Erkrankte sind zudem häufig lichtempfindlich“, sagt Kristina Huber, Ärztin in der Ambulanz der Abteilung für Infektions- und Tropenmedizin am LMU Klinikum München.

Bei einem schweren Verlauf sind Krampfanfälle, Lähmungserscheinungen, etwa an Armen und Beinen, und auch Schluck- und Sprechstörungen möglich. Folgeschäden wie etwa eine dauerhafte Beeinträchtigung der Fein- oder Grobmotorik sind nicht ausgeschlossen. Wer FSME hat, ist übrigens nicht ansteckend.

Ein Warnschild im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin (Brandenburg).
Ein Warnschild im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin (Brandenburg).Jens Kalaene/dpa

Übrigens: Unmittelbar nach einem Zeckenstich kommt es häufig zu einer juckenden Rötung der betroffenen Stelle – das ist normal. Sie verschwindet meist innerhalb einiger Tage. Und wenn sich ein roter, sich ausbreitender Fleck mehrere Tage nach dem Zeckenstich zeigt? Dann ist das ein Anzeichen für Borreliose, nicht für FSME. Sinnvoll ist, damit zum Arzt zu gehen.

Wie finde ich heraus, ob eine FSME-Impfung für mich sinnvoll ist?

Gefährdet sind Menschen, die in sogenannten FSME-Risikogebieten leben und die sich viel in der freien Natur aufhalten oder sich eng um Tiere im Freien kümmern. „Sie sollten sich gegen FSME impfen lassen und die Impfung regelmäßig auffrischen“, sagt Kristina Huber. So lautet auch die Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko). Auch wer in FSME-Risikogebiete im In- oder Ausland reisen möchte, dem wird zum Piks geraten.

Denn mit dem FSME-Virus infizierte Zecken sind in vielen Ländern verbreitet. In Deutschland gehören zu den Risikogebieten neben Südbrandenburg vor allem Bayern, Baden-Württemberg sowie Teile von Hessen, Thüringen, Rheinland-Pfalz, Sachsen und dem Saarland. Wie sinnvoll die Impfung im Einzelfall ist, das kann man mit der Hausärztin oder dem Hausarzt besprechen. Mit Blick auf Reisepläne, sollte man das rechtzeitig tun: „Wer vorhat, im Urlaub wandern zu gehen, sollte etwa drei Monate vor Reiseantritt mit dem Impfen anfangen“, sagt Huber.

Schützt die FSME-Impfung auch vor Borreliose?

„Nein, die Impfung schützt nicht zusätzlich vor Borreliose“, sagt Kristina Huber. Gegen Borreliose gibt es bislang keinen Impfstoff. Die Erkrankung, die anders als FSME durch Bakterien ausgelöst wird, lässt sich aber gut mit Antibiotika in den Griff bekommen.

So erkenne ich eine Infektion durch Borreliose

Was sind Anzeichen für Borreliose?

Neben FSME ist Borreliose die zweite Erkrankung, die von Zecken übertragen werden kann. Eine Borreliose kann ganz unterschiedliche Verläufe haben. Das liegt daran, dass die Erkrankung verschiedene, oft auch mehrere Organsysteme betrifft. Das können etwa die Haut, die Nerven, die Gelenke oder das Herz sein.

Die Infektion kann aber auch unbemerkt verlaufen. Verursacht sie allerdings Beschwerden, ist die Wanderröte typisch. Rund um die Einstichstelle bildet sich dabei eine kreisrunde Rötung mit mindestens fünf Zentimetern Durchmesser. Das kann schon drei Tage nach dem Zeckenstich der Fall sein, sie kann sich aber auch erst nach rund 30 Tagen zeigen. Die Rötung breitet sich immer weiter aus, kann dabei durchaus eine Größe von 20 Zentimetern erreichen.

Allerdings geht nicht jede Borreliose mit einer Wanderröte einher. Der Deutschen Hirnstiftung zufolge tritt dieses Symptom bei drei von vier Betroffenen, die Symptome zeigen, auf.

Weitere Anzeichen für Borreliose sind Fieber, Schüttelfrost und/oder Abgeschlagenheit. Auch Muskel- und Gelenkschmerzen können in den Tagen oder Wochen nach dem Stich auftreten. Befällt die Borreliose das Nervensystem, kann es zu Nervenreizungen kommen, zu Taubheitsgefühlen, Seh- oder Hörstörungen oder Lähmungserscheinungen.

Wichtig zu wissen: Eine Borreliose kann eine zweite Krankheitsphase haben, die mitunter erst Monate nach der Zecken-Begegnung einsetzt. Dabei kann es etwa zu einer Hirnhautentzündung kommen, die sich unter anderem durch ein- oder beidseitige Lähmungen des Gesichts bemerkbar macht.

Die Grafik zeigt die FSME-Risikogebiete in Deutschland.
Die Grafik zeigt die FSME-Risikogebiete in Deutschland.RKI/dpa

Ich glaube, ich bin betroffen. Was muss ich tun?

Wer den Verdacht hat, von einer Borreliose betroffen zu sein, sollte sofort zum Hausarzt gehen. Die gute Nachricht: Die Erkrankung lässt sich gut mit Antibiotika in den Griff bekommen, die zudem vor schweren Verläufen schützen können.

Eben weil es so lange dauern kann, bis sich eine Borreliose zeigt, rät die Deutsche Hirnstiftung: Behalten Sie im Hinterkopf, dass Sie von einer Zecke gestochen wurden – oder notieren Sie sich das Datum.

Wie kann ich vorbeugen?

Es dauert einige Stunden, bis die Borrelien bei einem Zeckenstich in den Körper übergehen, so die Deutsche Hirnstiftung. Daher ist wichtig, den Körper direkt nach Ausflügen gründlich abzusuchen und Zecken zügig zu entfernen – etwa mit einer Zeckenkarte oder -zange oder auch einer Pinzette.

Am besten ist natürlich, wenn die Zecke erst gar keine Gelegenheit bekommt, zuzustechen. Daher sollte man bei Ausflügen ins Grüne eine lange Hose, am besten auch lange Ärmel tragen. Auch Anti-Zecken-Lotionen und -Sprays können dabei helfen, sich die Tiere vom Leib zu halten. Übrigens: Anders als bei FSME gibt es gegen Borreliose keine Impfung. ■