Söder dafür, Buschmann dagegen

Wird die Wehrpflicht wieder eingesetzt?

CSU-Chef Markus Söder spricht sich wegen der veränderten Sicherheitslage für die Rückkehr der Wehrpflicht aus – mit mindestens sieben Monaten Dienstdauer.

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Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CDU) will die Wehrpflicht wieder einsetzen.
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CDU) will die Wehrpflicht wieder einsetzen.Sven Hoppe/dpa

„Die Aussetzung war aus heutiger Sicht ein Fehler“, sagte er der Bild am Sonntag. „Das Argument war damals, dass wir in Europa keine Bedrohung mehr haben. Das ist jetzt anders. Bei wachsender Bedrohungslage macht die Wiedereinführung der Wehrpflicht Sinn.“ Die Wiedereinführung gehe nicht über Nacht, räumte Söder ein. „Wir reden über eine Umsetzung in einem Zeitraum von frühestens fünf Jahren, um die notwendigen Strukturen anzupassen.“

Die Wehrpflicht war im Juli 2011 nach 55 Jahren von dem damaligen Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) ausgesetzt worden. Das kam in der Praxis einer Abschaffung von Wehr- und Zivildienst gleich, da auch alle Strukturen für die Musterung und Ausbildung von Soldaten fast komplett abgeschafft wurden.

Auch Verteidigungsminister Pistorius prüft Modelle einer Dienstpflicht

Auch Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) lässt derzeit wegen der veränderten Sicherheitslage nach dem russischen Angriff auf die Ukraine Modelle einer Dienstpflicht prüfen, darunter das schwedische Wehrpflichtmodell. „Dort werden alle jungen Frauen und Männer gemustert, und nur ein ausgewählter Teil von ihnen leistet am Ende den Grundwehrdienst“, sagte er Mitte Dezember der Welt am Sonntag.

Kritik kam vor allem aus der FDP und von den Grünen, aber auch von der SPD-Vorsitzenden Saskia Esken. Die Wehrbeauftragte des Bundestages, Eva Högl, forderte, eine sachliche Debatte über die Modelle für einen allgemeinen Dienst in Bundeswehr und Zivilorganisationen zu führen.

Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) drückte am Montag seine Ablehnung des Vorschlags aus. „Ich halte die Reaktivierung der Wehrpflicht für falsch: Die Bundeswehr benötigt gut ausgebildete Profis, die gewinnt man nicht mit Zwang“, schrieb er auf der Plattform X, ehemals Twitter. Die Wehrpflicht verschärfe zudem den Arbeitskräftemangel für private Betriebe. „Die Enteignung der Arbeitskraft junger Menschen kann nur ultima ratio sein.“

Söder will den freiwilligen Wehrdienst stärken

Söder, der auch Bayerns Ministerpräsident ist, sagte, als Alternative zu einer siebenmonatigen Grundausbildung bei der Bundeswehr nur für Männer und freiwillige Frauen könne man auch an eine soziale Dienstpflicht für alle denken. Die sei aber verfassungsrechtlich schwierig durchzusetzen.

„Schon jetzt solle man anfangen, den freiwilligen Wehrdienst zu stärken“, meinte der CSU-Chef. „Das bisherige Angebot ist nicht attraktiv genug. Alle, die freiwillig ein Jahr dienen, sollten einen Bonus erhalten: zum Beispiel die Reduzierung des Numerus clausus fürs Studium, den Erlass von Praxissemestern oder eine Verkürzung der Ausbildungszeit.“ Außerdem sollte der Dienst besser bezahlt werden. „All das muss natürlich auch bei einem Grundwehrdienst gelten.“