Der heiße Wahlkampf-Endspurt sorgt für hitzige Diskussionen – und besonders deutlich zeigte sich das am Donnerstagabend beim ZDF-Wahlforum „Klartext“. Während Olaf Scholz, Friedrich Merz, Robert Habeck und Alice Weidel die Bühne betraten, um sich den Fragen der Bürger zu stellen, brodelte die Stimmung im Studio. Besonders für AfD-Spitzenkandidatin Alice Weidel wurde der Abend zu einer emotionalen Zerreißprobe.
Noch bevor es politisch zur Sache ging, musste das ZDF-Spezial einen ernsten Ton setzen: Der Anschlag eines afghanischen Asylbewerbers in München sorgte für Betroffenheit. Ein Thema, das auch in der Sendung aufkam und bei Olaf Scholz für bohrende Fragen sorgte. Der Kanzler versprach, die innere Sicherheit mit höchster Priorität zu behandeln, wich aber der Frage nach einer moralischen Mitschuld geschickt aus.
Wahlkampf-Talk im ZDF: Nicht mit der AfD
Friedrich Merz, der ambitionierte CDU-Kandidat, zeigte sich kämpferisch. Sein Ziel: das Kanzleramt. Dabei blieb er seiner Linie treu und schloss eine Zusammenarbeit mit der AfD rigoros aus. „Mit Ihnen nicht“, sagte er in Richtung Weidel – ein Statement, das vom Publikum mit Applaus quittiert wurde. Auch bei Fragen zur Wirtschaftspolitik gab er sich betont pragmatisch, forderte eine wettbewerbsfähige Stahlindustrie und ein Ende der überstürzten Energiewende.
Robert Habeck, der grüne Hoffnungsträger, setzte auf den direkten Dialog mit dem Publikum. Sein Appell: Mehr Kompromissbereitschaft in der Politik – allerdings nicht mit der AfD. Besonders die Reform der Schuldenbremse lag ihm am Herzen, während er marode Brücken und Schulen als sichtbare Beweise für den Investitionsstau anprangerte.

Alice Weidel beim Wahlkampf-Talk im Fokus
Doch der Abend gehörte letztlich Alice Weidel – wenn auch nicht so, wie sie es sich gewünscht hätte. Während sie ihre Migrationspolitik verteidigte und sich für Fachkräftezuwanderung aussprach, wurde sie immer wieder von Pfiffen und Rufen aus dem Publikum unterbrochen. Ihre sarkastische Bemerkung „Das neutrale Publikum...“ verdeutlichte ihren Frust. Besonders heftig wurde es, als sie dem Moderator Christian Sievers vorwarf, sie bewusst zu unterbrechen.
Die Situation spitzte sich zu, als ein Zuschauer ihr mangelnde Zuhörfähigkeit vorwarf. Weidel konterte scharf, die ständigen Störungen ließen sie zunehmend genervt wirken. Schließlich platzte ihr der Kragen: Mit ernster Miene und einem spitzen Kommentar zur vermeintlichen Einseitigkeit der Diskussion ließ sie erkennen, dass sie genug hatte. Ein Moment, der in den sozialen Medien bereits viral ging.

Während Merz und Habeck versuchten, sich inhaltlich zu positionieren und Olaf Scholz um Vertrauen kämpfte, wurde Weidels Auftritt zum Gesprächsthema. Die einen sahen darin eine Inszenierung, die anderen einen Beweis für die Polarisierung im Land. Klar ist: Der Wahlkampf erreicht seinen Höhepunkt – und der ZDF-Talk zeigte, wie groß die Gräben zwischen den Lagern geworden sind. Ob das Weidel schadet oder ihr nützt?■