Nicht zu fassen!

Verärgerte Fahrgäste – doch Bahn-Manager bekommen Millionen-Boni!

Insgesamt fünf Millionen Euro sollen Vorstände der Bahn ausgezahlt bekommen.

Author - Norbert Koch-Klaucke
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Verspätungen, Zugausfälle – dennoch sollen Bahn-Manager fette Boni-Zahlungen erhalten.
Verspätungen, Zugausfälle – dennoch sollen Bahn-Manager fette Boni-Zahlungen erhalten.Christian Charisius/dpa

Da dürften die Fahrgäste aus der Haut fahren: Obwohl die Züge der Bahn oft unpünktlich, Abteile voll und die Kunden unzufrieden sind, sollen die Bahn-Manager nun eine fette Bonuszahlung von insgesamt fast fünf Millionen Euro bekommen!

Dabei soll es sich laut Medienberichten um eine Zahlung halten, die die Bahn ihren Vorständen bereits vergangenes Jahr auszahlen wollte. Das ging aber nicht, weil das Verkehrsunternehmen 2022 von der staatlichen Strompreisbremse profitierte, die damals wegen der hohen Energiekosten vielen Firmen seitens der Bundesregierung gewährt wurde.

Fette Millionen-Zahlung an neun Bahn-Vorstandsmitglieder

Doch die Preisbremse läuft zum Jahresende aus. Die Boni könnten daher ab Januar 2024 gezahlt werden, berichteten NDR, WDR und Süddeutsche. Die Boni kommen zum Grundgehalt von insgesamt rund vier Millionen Euro für die im Jahr 2022 neun Vorstandsmitglieder dazu. Laut Konzernbericht erhalten sie insgesamt rund neun Millionen Euro.

Ob die Vorstände diese Zahlung wirklich verdient haben? Die Fahrgäste sehen das anders. Eine jüngste Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach zeigt, was die Zufriedenheit der Deutschen mit der Deutschen Bahn angeht. 88 Prozent der Befragten kritisieren die „Unpünktlichkeit“ der Bahn, 73 Prozent die  „hohen Preise“. 71 Prozent erklären, dass die Bahn „unzuverlässig“ sei.

Doch offenbar können Bahn-Manager trotz der Kundenkritik Zuschüsse bekommen. NDR, WDR und Süddeutsche Zeitung berichten, sie hätten das langjährige Berechnungsmodell des Konzerns für die Boni einsehen können. Bereiche, in denen Ziele verfehlt worden seien, können demnach offenbar mit anderen Bereichen, in denen Ziele übertroffen werden, verrechnet werden. So seien hohe Boni trotz Verfehlung der Ziele für Pünktlichkeit und Kundenzufriedenheit möglich.

„Zug fällt heute aus“: Eine Anzeige, die Fahrgäste oft zu sehen bekommen.
„Zug fällt heute aus“: Eine Anzeige, die Fahrgäste oft zu sehen bekommen.Marijan Murat/dpa

Bahn-Manager: Fette Boni-Zahlungen sind trotz Verfehlungen möglich

Laut Bericht übertraf die Bahn die eigenen Ziele im Bereich „Frauen in Führung und Mitarbeitenden-Zufriedenheit“ 2022 geringfügig. Der Bonus für diesen Bereich sei aber offenbar deutlich erhöht worden, auf einen Wert von 175 Prozent, heißt es weiter. Die damals neun Konzernvorstände sollen demnach allein für dieses Ziel rund 1,6 Millionen Euro erhalten. Auch beim Thema CO2-Einsparung habe die Bahn ihr selbstgestecktes Ziel den Unterlagen zufolge übererfüllt, und zwar um zwei Prozentpunkte, berichtete das Recherchebündnis. Dafür solle etwa der Vorstandsvorsitzende Richard Lutz knapp 440.000 Euro an Bonuszahlungen erhalten.

Bahn-Chef Richard Lutz
Bahn-Chef Richard LutzPaulus Ponizak

Über das Bonus-System bei der Bahn entscheidet der Aufsichtsrat, in dem Vertreter der Bundesregierung und der Gewerkschaften sitzen. Das System soll dem Bericht zufolge im kommenden Jahr umgestellt werden. Bahn-Vorstände hätten dann einen höheren Anteil ihres Gehalts als Fix-Gehalt, der Anteil der Boni solle sinken. Die Bahn erklärte gegenüber dem Recherchebündnis, zu Angelegenheiten des Aufsichtsrats äußere sich das Unternehmen nicht.

Im Konzernbericht für 2022 heißt es, die Gesamtvergütung der Vorstandsmitglieder bestehe aus einer fixen Grundvergütung, einer erfolgsabhängigen Jahrestantieme und einem langfristigen Bonusprogramm mit mehrjähriger Bemessungsgrundlage. Im Fokus dieser langfristigen Anreize stünden „langfristige verkehrs- und klimapolitische Ziele sowie die nachhaltige Bonität und Rentabilität des DB-Konzerns“. ■