In wenigen Tagen ist es so weit. Am 10. Dezember tritt bei der Deutschen Bahn ein neuer Fahrplan in Kraft, der auch die Berliner S-Bahn betrifft. In der Vergangenheit war so ein Wechsel für die Fahrgäste eher unerfreulich. Taktzeiten wurden zum Nachteil der Kunden verlängert, auf manche Strecken fuhren weniger Züge. Doch nun haben sich die Verantwortlichen mächtig ins Zeug gelegt. Mit längeren Zügen und mehr Fahrten wollen sie künftig die S-Bahn für Fahrgäste attraktiver machen.
„Die S-Bahn Berlin erweitert ihr Angebot zum Fahrplanwechsel deutlich“, heißt es in einer Ankündigung. „Mit dem von den Ländern Berlin und Brandenburg bestellten Gesamtpaket aus längeren Zügen, Taktverdichtungen und längeren Linien wächst das Sitzplatzangebot in der Hauptverkehrszeit um bis zu 6.700 Sitzplätze pro Stunde“, wird vollmundig versprochen.
Wie das geschehen soll? „Durch die Neufahrzeuge der Baureihe 483/484 ist unsere Flotte deutlich gewachsen. So können wir für unsere Fahrgäste in Berlin und Brandenburg im Fahrplan 2024 mehr und längere Züge auf die Schiene bringen“, sagt S-Bahn-Chef Peter Buchner. Vor allem die Pendler zwischen Berlin und dem Umland würden „von mehr Platz und dichteren Takten“ profitieren.

S-Bahn Berlin: Auf diese Strecken waren längere und zusätzliche Züge
Daher werden bei der S-Bahn auch auf den Pendler-Strecken S1 (Wannsee-Oranienburg), S2 (Blankenfelde-Bernau), S3 (Erkner-Spandau) S5 (Strausberg Nord-Westkreuz) längere und zusätzliche Züge eingesetzt. Schrittweise kommen auf den Linien S1 und S2 längere Züge mit acht statt bisher sechs Wagen zum Einsatz. Damit erhöht sich die Kapazität um rund 300 Plätze pro Zug, teilt die S-Bahn-GmbH mit.
Auch im Berufsverkehr wird bei der S-Bahn ordentlich eine Schippe draufgelegt. Mit zusätzlichen Zügen in der Hauptverkehrszeit (6 bis 9 Uhr und 14 bis 19 Uhr) gibt es auf den nachfragestarken Linien S1 und S5 alle fünf Minuten Fahrten zwischen Zehlendorf und Potsdamer Platz (S1) sowie zwischen Mahlsdorf und Warschauer Straße (S5), heißt es. Die Linie S3 fährt in der Hauptverkehrszeit alle zehn Minuten zwischen Erkner und Charlottenburg. Auf der Stadtbahn werden dann pro Stunde und Richtung drei zusätzliche Fahrten angeboten.
S-Bahn Berlin: Diese Strecken werden verlängert

Die Linien S25 (Teltow Stadt – Blankenburg) und S85 (Grünau – Waidmannslust) sollen verlängert werden. Das bedeutet im Einzelnen: Die Linie S26 verkehrt montags bis freitags neu von Teltow Stadt nach Blankenburg. Damit wird ein zusätzliches Angebot zwischen Pankow und Blankenburg geschaffen. Für mehr Kapazität sorgt der Einsatz von Zügen mit sechs statt bisher vier Wagen.
Mit dem Fahrplanwechsel verkehrt die Linie S85 montags bis freitags wieder von Grünau nach Waidmannslust und schafft so eine Direktverbindung aus dem Südosten in den Nordwesten der Stadt. Auch hier kommen Züge mit sechs Wagen zum Einsatz und schaffen zusätzlichen Platz zwischen Bornholmer Straße und Waidmannslust, teilt das Bahnunternehmen mit.
Sind die Bauarbeiten und die damit verbundene Sperrung des Nord-Süd-Tunnels vorbei, wird ab Frühjahr 2024 die Linie S85 verlängert. Züge werden zusätzlich zwischen Waidmannslust und Frohnau rollen. Am Wochenende verkehrt die Linie S85 weiterhin auf ihrer bisherigen Strecke Schöneweide – Pankow.
Einen Schönheitsfehler hat das alles aber. Denn die ehrgeizigen Pläne mit längeren Zügen, verlängerten Strecken und kürzeren Taktzeiten funktionieren nur, wenn auch genug Personal da ist, die die Züge auch fahren. Doch da gibt es noch ein Problem.
Ehrgeizige Pläne: Doch der S-Bahn fehlt Personal
Denn wie bei der BVG fehlt es auch bei der Berliner S-Bahn an genug Personal. Über 1000 offene Stellen waren in einem Internetportal ausgeschrieben. Und wegen der Mitarbeiterknappheit könnten daher „zu Beginn des neuen Fahrplans noch nicht auf allen Verbindungen längere Züge zum Einsatz kommen“, teilt die S-Bahn-GmbH mit. „Dies liegt an der angespannten Personalsituation in den betriebsnahen Werkstätten. Die S-Bahn führt ihre Einstellungsoffensive unvermindert fort, um qualifizierte Fachkräfte für ihre Werkstätten zu gewinnen und den Personalbestand weiter zu erhöhen“, heißt es weiter. ■