Irrer Plan oder gute Idee?

Öffis sollen kostenlos sein: Bündnis fordert Gratis-Ticket und 1 Bus pro Stunde!

Die meisten dürften froh sein, wenn der Preis des 49-Euro-Tickets nicht steigt. Doch einem Bündnis aus Jugendorganisationen reicht das Billig-Ticket nicht.

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Mit dem sogenannten Deutschlandticket für monatlich 49 Euro können Inhaberinnen und Inhaber seit Mai in Bussen und Bahnen des Nah- und Regionalverkehrs durch ganz Deutschland fahren.
Mit dem sogenannten Deutschlandticket für monatlich 49 Euro können Inhaberinnen und Inhaber seit Mai in Bussen und Bahnen des Nah- und Regionalverkehrs durch ganz Deutschland fahren.Boris Roessler/dpa

Noch immer wird um die Fortsetzung des erfolgreichen Deutschlandtickets gerungen – für die einen ist es die größte Bereicherung um öffentlichen Nahverkehr, für die anderen ein überflüssiges Projekt, das kaum finanzierbar ist. Zwischen all den Debatten taucht jetzt ein neuer Vorschlag eines Bündnisses aus Jugendorganisationen auf: Sie fordern ein Gratis-Ticket für alle – und einen Ausbau des deutschen Öffi-Systems. Überall im Land soll dann mindestens ein Bus pro Stunde fahren! Eine gute Idee – oder ein irrer Plan, der nicht umsetzbar ist?

Bündnis fordert: Öffis müssen langfristig gratis werden!

Viele Menschen in Deutschland freuen sich über das 49-Euro-Ticket – es ermöglicht die Nutzung der Verkehrsmittel im öffentlichen Nahverkehr im ganzen Land. Zahlreiche Öffi-Reisende konnten ihr Monatsticket damit beispielsweise sogar nutzen, um im Sommer in den Ostsee-Urlaub zu fahren. Doch es gibt mit dem Ticket ein Problem: Vor allem Menschen in ländlichen Regionen bemängeln, dass sie es gar nicht wirklich nutzen können, weil das Öffi-Netz hier oft nicht stark genug ausgebaut ist. Und wenn nur zweimal am Tag ein Bus fährt, braucht es auch kein Ticket-Abo.

Ein breites Bündnis von Jugendverbänden setzt sich nun dafür ein, dass sich genau das ändert: Der Zusammenschluss, zu dem unter anderem die Jusos, die Nachwuchsorganisation der Grünen, die BUND-Jugend und die DGB-Jugend gehören, fordert eine „Mobilitätsgarantie“. Was das konkret bedeuten soll, erklären und andere so: „In ganz Deutschland soll von morgens früh bis spät abends mindestens einmal pro Stunde ein Bus oder eine Bahn fahren.“

Mit dem 49-Euro-Ticket können auch Regionalzüge in Deutschland unbegrenzt genutzt werden.
Mit dem 49-Euro-Ticket können auch Regionalzüge in Deutschland unbegrenzt genutzt werden.Thomas Banneyer/dpa

Dafür müssten etwa stillgelegte Bahnstrecken reaktiviert und die Taktung von Buslinien erhöht werden. Außerdem wollen sie, dass auch im kommenden Jahr der Preis von 49 Euro beibehalten wird. Das Bündnis geht aber sogar noch einen Schritt weiter: Langfristig soll der öffentliche Personennahverkehr komplett kostenlos werden.

Gratis-Öffis und Netz-Ausbau: Wer soll das bezahlen?

Und wer soll das bezahlen? Für eine gesicherte Finanzierung notwendiger Investitionen in einen kostengünstigen Bus- und Bahnverkehr sei ein Aussetzen der Schuldenbremse notwendig, heißt es in dem gemeinsamen Forderungskatalog. Die Bundesländer müssten die ihnen zugewiesenen Regionalisierungsmittel voll abrufen und für den Ausbau des Öffentlichen Personennahverkehrs nutzen - „ein Stopfen von Haushaltslöchern mit diesen Mitteln muss ausgeschlossen werden“. Notwendig seien auch verbesserte Arbeitsbedingungen für Beschäftigte der Verkehrsverbünde.

Wenn Bund und Ländern jetzt nur darüber stritten, wer welchen Anteil an der Finanzierung übernehmen muss, würden die Folgen einer mutlosen Verkehrspolitik ausgeblendet - für den sozialen Zusammenhalt und die Klimakrise. Es brauche ein klares Zeichen, dass „Klimaschutz das Leben einfacher und besser machen kann“, sagte Svenja Appuhn, die Vorsitzende der Grünen Jugend – vor allem vor dem Hintergrund der immer neuen Warnungen von Klimaforschern. ■