Die Debatte um das Bürgergeld – sie erhitzt noch immer die Gemüter. Ist die Zahlung eine gute Stütze für Menschen, die keinen Job finden – oder spornt sie nur dazu an, es gar nicht erst zu versuchen? Darüber wird nicht nur in der Politik, sondern auch an den Stammtischen Deutschlands erbittert gestritten. Eine Umfrage zeigt nun: Die meisten Deutschen würden das Bürgergeld gern streichen, wenn Menschen die Arbeit verweigern! Wir wollen die Meinung der KURIER-Leser wissen. Was denken Sie? Sollen alle, die Jobs ablehnen, kein Bürgergeld mehr bekommen?
Mehr als die Hälfte der Deutschen würde Arbeitsverweigerern das Bürgergeld entziehen
Eine Untersuchung des Meinungsforschungsinstituts Forsa befasste sich im Auftrag des Magazins „stern“ mit der Frage, ob Arbeitsverweigerern das Bürgergeld aberkannt werden sollte. Das Ergebnis: 56 Prozent sind dafür, dass die Zahlung gestrichen wird, wenn der Empfänger es ablehnt, eine Arbeit anzunehmen. Für 40 Prozent würde dieser Schritt zu weit gehen, die übrigen vier Prozent gaben an, keine Meinung zu dem Thema zu haben. Vor allem in Ostdeutschland findet das Thema Zustimmung – hier sind sogar 62 Prozent für die Streichung bei Arbeitsverweigerern.
Interessant ist auch die Verteilung im politischen Spektrum. Die Untersuchung zeigt: Jene, die sich selbst eher als politisch rechts verorten, begrüßen die Streichung des Bürgergeldes – 80 Prozent der Befragten sprachen sich dafür aus. Bei der politischen Mitte sind es nur noch 65 Prozent, im linken Lager 64 Prozent. Forsa befragte für die Umfrage im Auftrag des „stern“ am 1. und 2. August 1001 Bundesbürgerinnen und -bürger per Telefon.

Die andere Seite der Medaille: Würde es überhaupt etwas bringen, wenn Bürgergeld-Empfängern die Stütze gestrichen wird? Auch darauf findet eine neue Untersuchung eine Antwort. Die Analyse des Instituts für Arbeitsmarkt und Berufsforschung zeigt, dass mehr Menschen in ein Beschäftigungsverhältnis gehen, wenn Sanktionen drohen. Das funktioniert allerdings nur bis zu einem gewissen Grad. Wenn sich die Wahrscheinlichkeit von Sanktionen von einem Prozent auf zehn Prozent erhöht, steigt die monatliche Rate derer, die ein Arbeitsverhältnis eingehen, um 0,5 Prozent. Ab einer Sanktionswahrscheinlichkeit von zehn bis 20 Prozent sei nur in geringerem Maße eine weitere Erhöhung der Übergangsrate in Beschäftigung zu beobachten.
Jetzt abstimmen! Sollte Arbeitsverweigerern das Bürgergeld gestrichen werden?
Man müsse Sanktionen also ausgewogen anwenden, sagt der Forscher Markus Wolf. Zwar führten Sanktionen zu mehr Erwerbstätigkeit, bei sehr intensiven Sanktionen verstärke sich dieser Effekt jedoch kaum. Ob man Arbeitsverweigerern das Bürgergeld streichen muss oder nicht – darüber wird immer wieder diskutiert. CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann hatte Ende Juli die Streichung des bei Beziehern gefordert, die eine Aufnahme einer Arbeit verweigern. Er geht davon aus, dass dies bei 100.000 Bürgergeld-Empfängern der Fall ist. Der Vorstoß stieß bei Sozialverbänden, Grünen und Sozialdemokraten auf harsche Kritik. Auch aus dem Sozialflügel der CDU gab es kritische Stimmen. ■
Glauben Sie, dass man Menschen, die keinen Job annehmen wollen und die Arbeit verweigern, das Bürgergeld streichen sollte – oder hat jeder Unterstützung vom Staat verdient? Schicken Sie uns Ihre Meinung per Mail an leser-bk@berlinerverlag.com. Wir freuen uns auf Ihre Zuschriften!