Der Absperrmarathon ist vorbei: Nach EM-Fanmeile, ADFC-Sternfahrt, Christopher-Street-Day und Velo-City-Radrennen rollt seit Montag wieder auf der Straße des 17. Juni der Autoverkehr. Drei Monate lang war die wichtige Ost-West-Verbindung der Stadt für Pkw und Lkw dicht. Dass es nun dort wieder rollt, finden aber nicht alle Berliner so gut. Denn es gibt Forderungen, die Straße des 17. Juni doch für immer für den Autoverkehr zu sperren.
3,6 Kilometer vom Brandenburger Tor bis zum Ernst-Reuter-Platz: Der Teil zwischen Brandenburger Tor und Siegessäule gehört zu den Straßenabschnitten in Berlin, die am häufigsten gesperrt sind. Zahlreiche Großveranstaltungen sorgen allein in diesem Jahr dafür, dass die Straße des 17. Juni an insgesamt 150 Tagen dicht ist. Dazu dürfte auch wieder eine mögliche Silvesterparty am Brandenburger Tor gehören.
Straße des 17. Juni ist an 150 Tagen dicht – warum also nicht gleich das ganze Jahr?

Warum sollte man da diese Meile, auf der täglich Tausende von Fahrzeugen unterwegs sind, nicht dauerhaft autofrei machen? Man könnte sich den ständigen Auf- und Abbau der Absperrungen sparen. Es gäbe keinen Autolärm, keine Staus mehr zwischen Brandenburger Tor und Siegessäule, stattdessen eine Flaniermeile für die Berliner und Touristen. Darüber könnte man doch nachdenken, findet unter anderem die Grüne-Abgeordnete Klara Schedlich.
Die sportpolitische Sprecherin ihrer Fraktion machte bereits während der EM-Fanmeile den Vorschlag, ob man nicht aus der Straße des 17. Juni einen dauerhaften Veranstaltungsort machen könnte. Etwa mit echtem Rasen statt Beton schlug sie vor. Man sollte generell öffentlich darüber debattieren, aus „hässliche Betonautostraßen“ Grünflächen zu machen.
Grüne-Abgeordnete für autofreie Straße des 17. Juni

Mit ihrem Vorschlag, die Straße des 17. Juni vielleicht in eine Fußgänger- und Radfahrerzone zu verwandeln, steht die Abgeordnete nicht alleine da. Auch Moritz van Dülmen, Geschäftsführer der Kulturprojekte Berlin und mitverantwortlich für die Gestaltung der Fanmeile erklärte während der EM, dass die Straße des 17. Juni ein zentraler Ort ist, „der eigentlich eine große Aufenthaltsqualität braucht“. Dortige Veranstaltungen wie die Fanmeile könnten durchaus die Gedanken anregen, wie sich in Zukunft Berlin mit weniger Autoverkehr entwickeln könnte.

Der Verkehrsexperte der Linkspartei, Kristian Ronneburg, begrüßt eine Debatte zur Straße des 17. Juni, allerdings müsse sie „rein faktenbasiert“ geführt werden. Untersuchungen und Studien sind dafür im Vorfeld notwendig, „die klären, welche Auswirkungen eine dauerhafte Sperrung hätte“, sagte der Abgeordnete dem KURIER.
Erst dann könne man debattieren, wie weit die Meile autofrei werden kann. Dabei müsse unter anderem auch überlegt werden, dass der dafür umgeleitete Autoverkehr nicht andernorts für mehr Belastungen für Anwohner durch Staus und Straßenlärm sorgt.
Straße des 17. Juni autofrei: Linkspartei fordert faktenbasierte Debatte

Ronneburg sagt, dass die Straße des 17. Juni nicht unbedingt komplett autofrei werden müsse. So könne eine Spurenreduzierung zur Reduzierung des dortigen Verkehrs sorgen. Er weist in diesem Zusammenhang auf den Masterplan Mitte des Senats hin, der sich mit der Zukunft der historischen Mitte der Stadt beschäftigt. „Mein Vorschlag ist, sich dabei auch mit der Straße des 17. Juni zu beschäftigen“, so Ronneburg.
Die Senatsverkehrsverwaltung hält von einer autofreien Straße des 17. Juni gar nichts. Zwei Gründe sprächen dagegen, teilte die Behörde unlängst auf RBB-Anfrage mit: Erstens ist die Meile „eine wichtige Hauptverkehrsachse, insbesondere auch für Wirtschaftsverkehre, durch unsere Stadt“. Zweitens würde eine dauerhafte Sperrung „nicht zu weniger Verkehr, sondern zu einer Verdrängung der Verkehre zulasten anderer Straßen und damit Wohngebiete führen“.
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