Israel

Wieder Geiseln aus Gaza freigelassen: Vier Deutsche in zweiter Gruppe

Vor rund sieben Wochen wurden sie aus Israel brutal von Islamisten in den Gazastreifen verschleppt. Nun ist eine weitere Gruppe von Geiseln in Sicherheit.

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In Tel Aviv haben am Sonnabend Tausende an einer Solidaritätskundgebung für die von der islamistischen Hamas entführten Geiseln in der Nähe des Kunstmuseums teilgenommen. Am Abend wurde dann eine zweite Gruppe von Geiseln von der Hamas freigelassen. 
In Tel Aviv haben am Sonnabend Tausende an einer Solidaritätskundgebung für die von der islamistischen Hamas entführten Geiseln in der Nähe des Kunstmuseums teilgenommen. Am Abend wurde dann eine zweite Gruppe von Geiseln von der Hamas freigelassen. Leo Correa/AP/dpa

Nach Beginn der Feuerpause im Gaza-Krieg hat die islamistische Hamas eine zweite Gruppe von Geiseln freigelassen. Das Rote Kreuz brachte am Samstagabend 17 Menschen über die Grenze nach Ägypten, wie das israelische Militär mitteilte. Nach Angaben Katars sollen unter den freigelassenen Israelis acht Minderjährige und fünf Frauen sein. Auch vier Deutsche sind unter den Freigelassenen

Das teilte Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) in der Nacht zu Sonntag bei X (ehemals Twitter) mit:  „Erleichterung und Bangen liegen auch heute so nah beieinander. Unter den freigelassenen Geiseln sind erneut vier deutsche Doppelstaatler. Ich denke an sie und an die, die noch in den Händen der Hamas sind. Wir arbeiten mit aller Kraft daran, dass auch sie bald in Freiheit sind.“

Der Konvoi mit den freigelassenen Geiseln fuhr nach Armeeangaben zunächst zum nahe gelegenen israelischen Grenzübergang Kerem Schalom. Dort wollten Sicherheitsvertreter die Namensliste überprüfen. Schon am Freitag waren 24 Geiseln freigekommen: 13 Israelis sowie 11 Ausländer. Unter ihnen waren auch vier Deutsch-Israelis.

Im Gegenzug sollten palästinensische Gefangene aus israelischen Gefängnissen entlassen werden

Die nun Freigelassenen sollen nach einer ersten medizinischen Untersuchung zunächst in Krankenhäuser in Israel geflogen werden. Dort werden sie auch ihre Familien treffen.

Im Gegenzug sollten am Abend 39 palästinensische Gefangene aus israelischen Gefängnissen entlassen werden. Unter ihnen sind der Hamas zufolge sechs Frauen und 33 männliche Jugendliche unter 19 Jahren. Die Häftlinge sollen nahe ihren Wohnorten im Westjordanland oder Ost-Jerusalem freikommen.

Hamas stoppte die Freilassung der Geiseln zunächst

Nur wenige Stunden vor der Freilassung der Geiseln hatte die Hamas eine Übergabe in letzter Minute überraschend gestoppt. Als Grund nannte die Terrororganisation, dass Israel aus ihrer Sicht gegen einen Teil des Geisel-Deals verstoßen habe. Sie warf Israel unter anderem vor, nicht ausreichend Hilfslieferungen in den nördlichen Teil des Gazastreifens ermöglicht zu haben. Israel wies das zurück und drohte mit einer Aufkündigung des Abkommens, das von Katar vermittelt wurde. Nach Einschreiten Katars lenkte die Hamas am späten Abend ein.

Kampfpause soll mindestens vier Tage dauern

Das Abkommen für eine Feuerpause zwischen Israel und der Hamas sieht vor, dass im Gegenzug für jede Geisel aus Israel drei palästinensische Häftlinge aus israelischen Gefängnissen entlassen werden. Am Tag zuvor waren so bereits 39 palästinensische Häftlinge freigekommen.

Die Kampfpause soll mindestens vier Tage dauern. Gemäß der Vereinbarung sollen in dieser Zeit insgesamt 50 Geiseln freigelassen werden. Eine Verlängerung der Feuerpause auf bis zu zehn Tage ist möglich, wie das in dem Konflikt vermittelnde Golfemirat Katar mitgeteilt hatte.

Und auch am Sonntag sollen weitere Geiseln freikommen. Israel hat eine Liste mit den Namen weiterer Geiseln erhalten, die demnach nun freikommen sollen. Das teilte das Büro des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu am frühen Sonntag-Morgen mit. Sicherheitsbeamte würden die Liste überprüfen. Die Information sei im Auftrag des für die Geiseln und Vermissten zuständigen Brigadegenerals Gal Hirsch den Familien der Geiseln überbracht worden, hieß es weiter. Wie viele Geiseln am Sonntag freikommen könnten, wurde nicht mitgeteilt.

Auslöser des jüngsten Gaza-Kriegs war das schlimmste Massaker in der Geschichte Israels, das Terroristen aus dem Gazastreifen am 7. Oktober in Israel nahe der Grenze begangen hatten. Dabei wurden mehr als 1200 Menschen getötet. Etwa 240 Geiseln wurden nach Gaza verschleppt, auch mehrere Deutsche.

Israel reagierte mit massiven Luftangriffen, einer Blockade des Gazastreifens und begann Ende Oktober eine Bodenoffensive. Dabei wurden nach Angaben der islamistischen Hamas fast 15 000 Menschen getötet. Mehr als 36.000 wurden demnach verletzt. Die Zahlen lassen sich derzeit nicht unabhängig überprüfen.