Schock-Urteil

Zehn Männer missbrauchen 12-Jährige: Freispruch für alle vor Gericht!

Mit Zwang und Einschüchterungen sollen die zehn Männer die Schülerin gefügig gemacht haben. Über Monate wurde die 12-Jährige missbraucht.

Author - Berliner KURIER
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Das Urteil des Wiener Landgerichts sorgt in Österreich für Empörung.
Das Urteil des Wiener Landgerichts sorgt in Österreich für Empörung.Daniel Scharinger/Imago

Dieser Prozess erschüttert ganz Österreich: Im Verfahren um den mutmaßlichen sexuellen Missbrauch eines 12-jährigen Mädchens in Wien sind alle zehn Angeklagten freigesprochen worden. Über Monate sollen die Verdächtigen im Alter von 16 bis 21 Jahren das Mädchen regelmäßig missbraucht haben. Trotzdem bleiben sie straffrei.

In dem spektakulären Fall geht es um mehrere Vorfälle im Jahr 2023, die sich laut der Staatsanwaltschaft unter anderem in einem Hotelzimmer, in Treppenhäusern und in einer Wohnung abspielten, wie die Nachrichtenagentur APA berichtete.

Wöchentliche Sex-Treffen mit den Angeklagten

Das Mädchen hatte einen der Angeklagten über eine Freundin kennengelernt. Bereits beim ersten Treffen kam es zu Sex, nachdem der Jugendliche die 12-Jährige unter Druck gesetzt habe. Danach lernte das Mädchen die anderen Angeklagten kennen, und habe mit ihnen in teils wöchentlichen Treffen sexuellen Kontakt gehabt.

Über Monate sollen die Männer, die aus Österreich, Syrien, Nordmazedonien, der Türkei und Bulgarien stammen, im Jahr 2023 mit der damals Zwölfjährigen intim geworden sein. Das Mädchen sei unter anderem mit Gewaltvideos eingeschüchtert worden, hieß es. Die Männer filmten ihre Taten. Laut „Bild“ ist auf einem heimlich gedrehten Video die Stimme des Kindes zu hören: „Hör auf!“

Wie das Wiener Landgericht mitteilte, kam es trotzdem zu den Freisprüchen, weil große Widersprüche zwischen den Aussagen des Mädchens gegenüber der Polizei und gegenüber dem Gericht aufgetaucht seien. In der ersten Polizeivernehmung soll die 12-Jährige nichts von Einschüchterung und Zwang gesagt haben. Ausgewertete Chatverläufe und die Aussagen einer Freundin des mittlerweile 14-jährigen Mädchens hätten diesen Eindruck verstärkt, hieß es.

Anwalt des Mädchens schockiert über Urteil

Die Schülerin hatte sich dieser Freundin anvertraut. Doch die Freundin berichtete vor Gericht, dass ihr das Mädchen zwar von sexuellen Handlungen erzählt habe, aber weder von Gewalt noch von Vorfällen gegen seinen Willen, hieß es in der Mitteilung des Gerichts. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Die Staatsanwaltschaft hatte auf eine Anklage wegen Missbrauchs einer Unmündigen verzichtet, wie die APA berichtete. Es sei nicht ausreichend nachweisbar, dass den Angeklagten bewusst gewesen sei, wie jung das Mädchen war, das äußerlich älter als zwölf wirkte, argumentierte die Staatsanwältin.

Der Anwalt des Mädchens zeigte sich laut „Bild“ schockiert über den Freispruch: Er sei „verheerend und entwürdigt das Opfer noch mehr“. Und weiter: „Kein Kind mit zwölf Jahren hat freiwillig Sex in einem Zimmer, wo zahlreiche Leute zusehen. Das sagt der gesunde Menschenverstand.“ (mit dpa)