Geheimnis gelüftet

Puff-Sensation in Berlin: Verschollener Schatz aus Nazi-Bordell wieder da!

Der „Salon Kitty“ in der Giesebrechtstraße war angeblich von den Nazis verwanzt. Nun ist ein Gemälde der Puff-Chefin wieder aufgetaucht.

Author - Florian Thalmann
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Um das Bordell Salon Kitty in der Berliner Giesebrechtstraße ranken sich viele Legenden. Ein lange verschollenes Gemälde von Chefin Kitty Schmidt ist jetzt wieder aufgetaucht.
Um das Bordell Salon Kitty in der Berliner Giesebrechtstraße ranken sich viele Legenden. Ein lange verschollenes Gemälde von Chefin Kitty Schmidt ist jetzt wieder aufgetaucht.United Archives/imago, Urs2020/Wikipedia

Es war einer der berühmtesten Puffs von Berlin – und beschäftigt Historiker noch heute: der „Salon Kitty“ aus der Berliner Giesebrechtstraße. Bei dem Etablissement handelte es sich um ein berüchtigtes Bordell, das angeblich von der SS zu Spionagezwecken genutzt wurde. Viele Legenden ranken sich um das Haus, ein Geheimnis ist nun endlich gelüftet: Jahrzehntelang galt ein Gemälde, das die Puff-Inhaberin Kitty Schmidt zeigt, verschollen. Nun ist der Schatz aus dem Nazi-Bordell wieder da.

Kitty Schmidt betrieb den „Salon Kitty“, eines der berühmtesten Bordelle Berlins

Kitty Schmidt, die mit vollem Namen Kätchen Emma Sophie Schmidt hieß, kam vermutlich nach dem Ende des Ersten Weltkrieges von England nach Berlin. Von 1922 bis 1932 betrieb sie in der Budapester Straße ihren ersten „Salon“. 1935 zog sie dann mit dem Bordell, das als Pension getarnt war, an den Kurfürstendamm – und 1939 öffnete der „Salon Kitty“ seine Pforten in der Giesebrechtstraße nahe des Kurfürstendamm. Zum Kundenstamm gehörten unter anderem hochrangige NS-Funktionäre, aber auch Diplomaten aus dem Ausland.

Erst Jahrzehnte später, nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, verbreiteten sich Geschichten, der „Salon Kitty“ sei von den Nazis zu Spionagezwecken genutzt worden. Angeblich waren die Zimmer verwanzt, jedes im Salon gesprochene Wort sei festgehalten worden, hieß es. Unklar dabei ist, ob Kitty Schmidt ihr Haus dafür zur Verfügung stellte oder ob sie dazu gezwungen wurde. Und: Die Berichte über das Spionage-Bordell basieren auf Zeitzeugenberichten – belastbare Beweise für die Spionage-Legenden aus dem „Salon Kitty“ gibt es nicht.

Auch in der Dokumentation Meine Oma hatte einen Nazipuff von Rosa von Praunheim aus dem Jahr 1994 ist das berühmte Gemälde von Kitty Schmidt zu sehen.
Auch in der Dokumentation Meine Oma hatte einen Nazipuff von Rosa von Praunheim aus dem Jahr 1994 ist das berühmte Gemälde von Kitty Schmidt zu sehen.Coly Images/imago

Nun gibt es aber zumindest in einem anderen Bereich der Geschichte eine Neuigkeit: Nach vielen Jahren ist ein Ölgemälde aufgetaucht, das in dem Nazi-Bordell an der Wand hing. Es zeigt Kitty Schmidt selbst. Die große Überraschung: Während die Autoren des Buches „Kittys Salon. Legenden, Fakten, Fiktion“ aus dem Berlin Story Verlag danach suchten, hing das Bild in Spandau – eine Berlinerin hatte es 24 Jahre lang in ihrem Wohnzimmer.

Berlinerin hatte Bordell-Gemälde 24 Jahre lang in ihrer Wohnung

Sie kaufte es laut Berichten auf einem Trödelmarkt, hängte es sich in die Wohnung. Als ein Freund zu Besuch war, fragte er sie, wer die Dame auf dem Gemälde sei. Mit einer Bilderkennungs-App machten sie sich auf die Suche, landeten auf der Homepage www.kittys-salon.de – und kontaktierten die Autoren des Buches über das Nazi-Bordell. „Von Fotos wussten wir immer, dass das Gemälde existiert und nicht mehr in Familienbesitz war“, sagte Autorin Julia Schrammel. „Ich habe damals beinahe alle Auktionshäuser und Antiquitätenhändler in Berlin angeschrieben.“

Es gibt auch Filme über den Salon Kitty, etwa Salon Kitty mit Helmut Berger in der Hauptrolle.
Es gibt auch Filme über den Salon Kitty, etwa Salon Kitty mit Helmut Berger in der Hauptrolle.Everett Collection/imago

Gemälde aus dem Salon Kitty soll einen Platz in Berliner Museum finden

Sie kauften der Dame das Gemälde ab – und hoffen nun, dass es bald ein dauerhaftes Zuhause in einem Berliner Museum findet. „Was auch immer dort geschehen ist, der berühmt-berüchtigte Salon Kitty und seine Madame, die Kitty Schmidt, sind Berliner Stadtgeschichte“, sagt Autor Urs Brunner, der ebenfalls an dem Buch über den „Salon Kitty“ mitgearbeitet hat. Zuerst soll aber die Geschichte des Bildes erforscht werden.