Experten warnen

Unfassbarer Trend! Immer mehr Menschen halten Minischweine - DARUM ist es gefährlich

Die Tiere erfordern spezielle Haltungsbedingungen und gute Pflege. Trotzdem werden sie für viele Menschen inzwischen zum Ersatz für den Hund.

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Für immer mehr Menschen werden Mini-Schweine zum Hunde-Ersatz. Doch das ist kein ungefährlicher Trend.
Für immer mehr Menschen werden Mini-Schweine zum Hunde-Ersatz. Doch das ist kein ungefährlicher Trend.Panthermedia/imago

Die Deutschen lieben ihre Haustiere – doch immer wieder gibt es in diesem Bereich Trends, die Tierschützer sprachlos machen. Denn: Inzwischen werden nicht mehr nur Hunde und Katzen gehalten, der Trend geht zum Schwein. Sie haben richtig gelesen: Immer mehr Menschen wollen sich Mini-Schweine zum Kuscheln halten. Das Problem: Die Tiere sind eigentlich nicht dafür gedacht – und was zu Beginn vielleicht ein süßes Ferkel ist, kann richtig viel Arbeit machen.

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Gnadenhof in Lüneburg warnt vor dem fragwürdigen Trend

Auf einem Gnadenhof in Lüneburg warnt man jetzt sogar schon vor dem fragwürdigen Trend. Hier werden inzwischen häufig Schweine abgegeben, sagt Sabine Bracker, Vorsitzende vom Verein für misshandelte Tiere e.V.  „Es ist unglaublich, wie viele Schweine in Einzelhaltung als Hundeersatz leben“, berichtet die „Schweineschützerin“. Schweine seien zwar mal zum Kuscheln da, aber sie seien keine Kuscheltiere. Viele Menschen wüssten gar nicht, wie viel Arbeit die Tiere machen.

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Man müsse vor allem auf die Ernährung achten – doch diese wird sogar absichtlich vernachlässigt. „Um die Schweinchen kleinzuhalten, verfüttern einige nur Haferflocken und Quark, andere geben den Tieren einfach Essensreste“, berichtet Bracker. Die Folge: Viele Schweine kommen verfettet zu ihr, die Mangelernährung ginge auf Gelenke und Organe. „Minischweine gehören nicht in private Hände“, sagt sie. Spätestens mit der Geschlechtsreife, wenn die kleinwüchsigen Hausschweine auch aggressiv sein können, geben viele Besitzer sie wieder ab: „Im Schnitt halten sie drei Jahre durch.“

Sabine Bracker, Vorsitzende vom Verein für misshandelte Tiere e.V., kniet neben einem circa 5 Jahre alten Minischwein (r.) und einem Mast-Schwein (l.).
Sabine Bracker, Vorsitzende vom Verein für misshandelte Tiere e.V., kniet neben einem circa 5 Jahre alten Minischwein (r.) und einem Mast-Schwein (l.).Philipp Schulze/dpa

Das Veterinäramt des Landkreises Lüneburg spricht sogar von einem neuen Trend zum Minischwein. Die Tiere müssten aber so gehalten werden, dass es ihrer Art entspricht und der Seuchenschutz gewährleistet ist. Sie unterliegen besonderen Tierschutz- und Tierseuchen-Vorschriften und müssen angemeldet werden. Auslauf- und Freilandhaltungen sind wegen möglicher Tierseuchen anzuzeigen.

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„Schweine, auch wenn sie klein sind, sind keine Kuscheltiere. Ihre Haltung lässt sich nicht mit der von Hunden oder Katzen vergleichen. Sie haben ganz andere Bedürfnisse“, sagt Jochen Gronholz, Leiter des Veterinärwesens. Man tue den Tieren keinen Gefallen, wenn man sie in der Wohnung hält.

Ein Minischwein muss unter 100 Kilogramm wiegen, die durchschnittliche Schulterhöhe liegt bei 50 Zentimetern, die Körperlänge beträgt knapp einen Meter. Mit ihrem gemeinnützigen Verein kann Bracker inzwischen gar nicht mehr alle Tiere aufnehmen. Zudem ist sie auf Spenden angewiesen, um den Betrieb in Niedersachsen am Laufen zu halten.

Sieht süß aus, braucht aber ganz viel Pflege und gute Haltungsbedingungen: das Minischwein.
Sieht süß aus, braucht aber ganz viel Pflege und gute Haltungsbedingungen: das Minischwein.Philipp Schulze/dpa

Die Experten des Veterinäramtes sehen eine Gefahr auch in der möglichen Ausbreitung von Krankheiten wie der Schweinepest. „Vielen Menschen ist nicht bewusst, dass die Haltung von uns genehmigt werden muss“, sagt Gronholz. Denn natürlich können auch die kleinen Schweinchen  Tierkrankheiten übertragen.

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Für sie gelten besondere Vorschriften für die medikamentöse Versorgung. Im schlimmsten Fall verbreiten sie ein Virus auf große Bestände. So müssen zum Beispiel ihre Ausläufe doppelt umzäunt werden, selbst im heimischen Garten. Eine weitere wichtige Regel: Halterinnen und Halter sollten keine Speisereste verfüttern. Viele Schweinepest-Ausbrüche ließen sich darauf zurückführen. ■