Das Eindringen russischer Drohnen in den Luftraum von Polen – es sorgte am Mittwoch dafür, dass sich Vertreter der Nato-Staaten in Brüssel trafen, um zu tagen. Doch während hier gesprochen wird, haben die Menschen fernab des politischen Parketts mit den Folgen zu kämpfen. Alicja Wesolowska und ihr Mann Tomasz wissen das besonders gut: Eine der russischen Drohnen krachte in ihr Wohnhaus im Örtchen Wyryki im Osten von Polen. In einem Interview schildern sie, wie sie den Absturz erlebten.
Rentner-Paar verzweifelt: Vom Dachstuhl ihres Hauses ist nur ein Gerippe übrig
Fotos zeigen das ganze Ausmaß der Katastrophe: Vom Dach des Wohnhauses der Familie in Wyryki steht nur noch ein Gerippe, blanke Ziegelsteine und Holzlatten sind zu sehen, nur der Schornstein ragt noch in die Höhe. Und vor dem Grundstück sitzen Alicja Wesolowska und ihr Mann Tomasz. Die beiden bekamen den Absturz einer der russischen Drohnen hautnah zu spüren – denn sie krachte direkt in ihr Haus.
„Ich kam von oben herunter, setzte mich an einen Tisch und begann, meinen Blutdruck zu messen“, sagte Alicja Wesolowska in einem Interview mit der polnischen Nachrichtenseite PolsatNews.pl. „Plötzlich hörte ich einen Knall.“ Mit ihrem Mann sei sie sofort nach draußen gerannt. „Der ganze Hof war mit Blech, Steinen und Schutt bedeckt.“ Im Schlafzimmer, aus dem sie nur Minuten zuvor gekommen war, habe etwas gebrannt. „Mein Mann hat es gelöscht.“

Rentner durften nach dem Absturz der Drohne nicht mehr in ihr Haus zurück
Danach durften die Rentner nicht mehr in das Haus zurück. „Feuerwehr und Polizei kamen. Aus Sicherheitsgründen ließen sie uns nicht mehr hinein“, sagt die Frau. „Wir müssen warten, wir haben keine andere Wahl.“ Gemeinsam warteten sie vor dem Haus, wollten nicht weggehen, sich nicht einmal ablenken. Die Gedanken seien sowieso bei ihrem Hab und Gut. „Es gibt keine Worte, um zu beschreiben, wie sich das alles anfühlt“, sagt die Seniorin. Sie und ihr Mann stehen vor den Trümmern ihrer Existenz. „Dies ist die Errungenschaft unseres gesamten Lebens. Ich ging in Rente und dachte, ich würde ein ruhiges Leben führen und mich nach Jahren der Arbeit ausruhen.“

Der Hund der Rentner blieb nach dem Absturz der Russendrohne verschwunden
Auch der gemeinsame Hund blieb nach dem Absturz der Drohne verschwunden. „Er wird vermisst. Ich weiß nicht, ob er unter den Trümmern liegt oder ob er aus Angst weggelaufen ist“, sagte die Rentnerin. Unklar war zunächst, ob das Haus von einer Drohne oder Trümmerteilen getroffen wurde. Das sagte auch Mariusz Zanko, der Bürgermeister des Kreises Wlodawa. „Soweit ich von Anwohnern weiß, haben die Leute die Explosion gehört und auch polnische Kampfjets gesehen“, sagt er. „Die Lage ist ziemlich schwierig und die Besorgnis unter den Anwohnern ist groß.“
Bis zum Abend wurden in verschiedenen Orten Trümmerteile von mindestens zwölf russischen Drohnen entdeckt. Politiker sind sicher, dass die Lenkung der Fluggeräte in das deutsche Nachbarland kein Zufall war – sondern dass es sich um eine gezielte Provokation Russlands handelte. Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) sagte, er glaube, „dass die Behauptung der russischen Regierung, dies sei sozusagen ein Zufall oder ein Versehen gewesen, nicht glaubhaft ist“. Er sehe in dem Vorfall wie Tusk auch „eine ganz ernsthafte Gefährdung des Friedens in ganz Europa“.