Ein Gucci-Store in Singapur
Ein Gucci-Store in Singapur Aurora Photos/imago

Eine Flasche Whiskey für 800.000 Dollar, Zigarren für mehr als 60.000 Dollar und Hunderttausende Dollar für die Mitgliedschaft im Golfklub: Für die superreichen Chinesen, die derzeit verstärkt nach Singapur ziehen, sind solche Extravaganzen normal. Nach Steuerverfahren gegen chinesische Tech-Milliardäre und andere Prominente suchen immer mehr Superreiche aus China einen sicheren Hafen, um ihr Vermögen vor dem Zugriff der Kommunistischen Partei zu schützen. Da scheint Singapur ideal.

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Der Stadtstaat in Südostasien erfüllt alle Voraussetzungen für umzugswillige Wirtschaftsmagnaten: Seit 60 Jahren wird Singapur von derselben Partei regiert. Streiks und Proteste sind verboten. Die Steuersätze sind relativ niedrig und die Bevölkerung ist überwiegend chinesischer Herkunft.

Die Anwesenheit der Neuankömmlinge aus China macht sich durchaus bemerkbar in Singapur. Sie fahren Luxuskarossen der Marken Rolls-Royce und Bentley und sind oft in exklusiven Golfklubs anzutreffen. Die Mitgliedschaft im Sentosa Golfclub kostet 670.000 Dollar (627.000 Euro) im Jahr.

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Die Steuersätze in Singapur sind niedrig

„Viele von ihnen sind jüngere Chinesen in moderner Designer-Kleidung, die meist unter sich bleiben“, erklärt Benny Teo, Geschäftsführer der Beratungsfirma Blazon, die auf Golf spezialisiert ist. Manche haben sich in Luxus-Häusern mit Meerblick auf der Insel Sentosa niedergelassen, auf der es einen Freizeitpark, ein Kasino und einen Golfklub gibt.

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Einige der chinesischen Millionäre haben sich in Luxus-Häusern mit Meerblick auf der Insel Sentosa niedergelassen.
Einige der chinesischen Millionäre haben sich in Luxus-Häusern mit Meerblick auf der Insel Sentosa niedergelassen. Wirestock/imago

„Man kann sich nicht vorstellen, wofür die ihr Geld ausgeben. Es ist verrückt“, sagt Pearce Cheng, Chef der Firma Aims, die bei Einwanderung und Umzug hilft. Bei der Party eines Kunden sei der japanische Whiskey Yamazaki 55 serviert worden, von dem eine Flasche 800.000 Dollar kostet. Für einen anderen Kunden hat Aims Zigarren für 61.000 Dollar gekauft. Die Firma hilft auch dabei, Luxus-Wohnanlagen, Chauffeure und Privatschulen für die Kinder zu finden.

Mit dem Umzug nach Singapur wollen Chinas Superreiche vor allem ihr Vermögen in Sicherheit bringen. Peking ging zuletzt nicht nur gegen Dissidenten, sondern zunehmend auch gegen Milliardäre vor: Jack Ma, einer der bekanntesten Geschäftsleute Asiens, soll schätzungsweise 25 Milliarden Dollar verloren haben, als chinesische Finanzbehörden 2020 einen lukrativen Börsengang verhinderten.

Chinesische Wirtschaftsbosse fürchten nun, die Kommunistische Partei könnte ähnlichen Druck auf sie ausüben oder sogar ihre Geschäfte für wenig Geld übernehmen, erzählt ein gut informierter Steuerberater der Nachrichtenagentur AFP. „Nach Singapur zu ziehen, heißt, sicherzustellen, dass der Reichtum der Familie gesichert ist und für Generationen in der Familie bleibt“, sagt er.

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Singapur wird von Chinas Milliardären aber nicht nur als Notfall-Plan, sondern immer öfter auch als neues Zuhause gesehen, meint ein anderer Wirtschaftsexperte. Kunden hätten ihm gesagt: „Wenn ich hier bin, weiß ich wenigstens, dass mein Geld mir gehört.“

Beobachter schätzen, dass sich der Abwanderungstrend fortsetzt. Die jahrelangen strikten Corona-Maßnahmen in der Volksrepublik und politische Spannungen zwischen Peking und Washington verstärken den Wunsch von Chinas Superreichen, ihr Land zu verlassen.

Und die Medienberichte über prominente Reiche, die ihr Vermögen nach Singapur schaffen, „wecken noch mehr Interesse“, sagt der Anwalt Loh Kia Meng, der bei der Kanzlei Dentons Rodyk für Privatvermögen zuständig ist. Seine Kunden denken: „Wenn die Reichen der Welt sich in Singapur versammeln, warum nicht auch ich?“