Sie haben schon wieder zugeschlagen: Die Klima-Initiative Letzte Generation hat am Donnerstagmorgen in mehreren Städten Protestaktionen gestartet. Je zwei Aktivisten drangen Angaben der Organisation zufolge in orangen Warnwesten auf die Flughäfen Berlin-Brandenburg, Stuttgart, Nürnberg, Köln-Bonn und Karlsruhe ein. Fotografen vor Ort bestätigten die Vorgänge.
Mehrere Flughäfen von den Angriffen der „Letzten Generation“ betroffen
Sie drücken „friedlich ihren Widerstand aus, indem sie Banner mit der Aufschrift „Oil kills“ und „Sign the treaty“ zur Schau stellten, berichtete die Organisation laut Mitteilung. „Die Start- und Landebahnen wurden dabei nicht betreten.“ Der Flugbetrieb in Nürnberg ist nach Angaben eines Polizeisprechers bis auf Weiteres eingestellt.
Auch der Flughafen Berlin-Brandenburg war betroffen. Laut einem Fotografen waren mindestens zwei Aktivisten auf der südlichen Rollbahn. Es gebe ein Loch im Zaun. Die Polizei war im Einsatz, ein Hubschrauber kreiste über dem Gelände. Der Flugbetrieb war zeitweise unterbrochen, laut Bundespolizei wurde er aber kurz vor 7 Uhr wieder aufgenommen. Eine BER-Sprecherin erklärte dagegen dem KURIER: „Der Flugbetrieb war nicht beeinträchtigt, konnte planmäßig ab 6 Uhr aufgenommen werden.“
Gemeinsam mit der Brandenburger Landespolizei und der Flughafenfeuerwehr seien zwei Aktivisten von der Rollbahn entfernt und festgenommen worden. Am Berliner Flughafen ermittelte die Polizei wegen Sachbeschädigung am Zaun, Hausfriedensbruchs und Verstoßes gegen das Luftsicherheitsgesetz. Beide Aktivisten sind der Polizei „durch gleichgelagerte Delikte“ bekannt.

Auch am Flughafen Köln/Bonn in Nordrhein-Westfalen war nach dem Eindringen von Unbefugten der Betrieb eingestellt worden. Die Aktivisten hätten sich am Donnerstag Zutritt „zum luftseitigen Bereich des Flughafengeländes“ verschafft, aufgrund des Polizeieinsatzes sei der Flugbetrieb „aktuell eingestellt“, erklärte ein Flughafensprecher am Morgen. Auch hier konnte die Blockade schnell aufgelöst werden: Bereits gegen 8.30 Uhr meldete der Flughafen, der Betrieb laufe wieder an. Es könne allerdings noch zu Verzögerungen kommen.
Klimaaktivisten bestätigten die Protest-Aktionen: „Tut mir leid, dass das notwendig ist“
Die Aktivisten selbst bestätigten die Aktion auf dem Kurznachrichtenportal X (vormals Twitter). „Protest am Flughafen BER, Stuttgart, Nürnberg & Köln/Bonn! 8 Personen unterbrechen aktuell den Flugverkehr“, hieß es dort in einem Post. „Die Klimakatastrophe ist so viel beängstigender als jede Strafandrohung: Sie zerstört unser aller Zukunft! Es geht um unsere Existenz!“

Ein zweiter Beitrag zeigte ein Video einer Aktivistin, die sich offenbar Zugang zum Flughafen BER verschafft hat. „Ich bin hier am Flughafen BER, weil ich nicht hinnehmen kann, dass die Art, wie wir mit fossilen Brennstoffen umgehen, unfassbar viele Leben auf's Spiel setzt“, sagt sie. „Öl tötet & wir fordern, dass wir bis 2030 die Nutzung aller fossilen Rohstoffe beenden!“
🗣️"Ich bin hier am Flughafen BER, weil ich nicht hinnehmen kann, dass die Art, wie wir mit fossilen Brennstoffen umgehen, unfassbar viele Leben auf's Spiel setzt.
— Letzte Generation (@AufstandLastGen) August 15, 2024
Öl tötet & wir fordern, dass wir bis 2030 die Nutzung aller fossilen Rohstoffe beenden!"https://t.co/vG5cwU507I pic.twitter.com/XiKxWxt9yO
Eight people in Germany are blocking air traffic at four airports.@AufstandLastGen supporters have been relentless in the past weeks. They have now glued to the tarmac in Berlin, Stuttgart, Nuremberg and Cologne.
— Oil Kills (@_oilkills) August 15, 2024
DONATE: https://t.co/IDfdJxVjj1#OilKills #FossilFuelTreaty pic.twitter.com/Z5CnUQ8rps
In ihrem Statement entschuldigte sich die Aktivistin sogar für ihre Blockade. „Nein, ich mache das nicht gern und es tut mir leid, dass das notwendig ist. Und ich würde mir wünschen, ich könnte einfach genauso wie ihr auch alle in den Urlaub fahren und müsste nicht um vier Uhr morgens hier sein. Und es tut mir leid, dass es notwendig ist, aber es ist leider notwendig.“

Klima-Blockaden an Flughäfen: Aktivisten erheben schwere Vorwürfe gegen die Bundesregierung
„Wir fordern die Bundesregierung auf, einen Ausstiegsvertrag zu unterzeichnen für Kohle, Öl und Gas“, sagte eine Aktivistin, die den Flughafen in Nürnberg blockiert, in einem Video. Wissenschaftliche Erkenntnisse gebe es schon seit den 70er-Jahren, doch die Regierung kippe „weiter Öl ins Feuer“, sagte die junge Frau. Die Antworten, um „unser Überleben zu sichern“, seien da. „Wann handelt die Bundesregierung endlich im Interesse unseres Überlebens?“
Der Flughafenverband ADV forderte nach den Störaktionen ein konsequentes Vorgehen. Die Aktionen seien „ein konzertierter Akt der kriminellen Erpressung“, teilte der ADV mit. „Das ist kein friedlicher Protest und hier geht es auch nicht um vermeintlich höhere Ziele. Das sind böswillige Eingriffe in den Luftverkehr und in die Persönlichkeitsrechte eines jeden Reisenden, der seinen Flug nicht planmäßig antreten kann.“ Es handele sich um „Straftaten“, die von der Justiz „konsequent sanktioniert“ werden müssten. Der Kabinettsbeschluss zur Verschärfung des Luftsicherheitsgesetzes müsse „umgehend“ durch den Bundestag beschlossen werden. ■