Keine Entwarnung

Hochwasser in Süddeutschland ++ Weiterer Starkregen erwartet ++ Suche nach Vermissten ++

Seit Tagen kämpfen die Helfer in Bayern und Baden-Württemberg gegen die Flut und ihre Folgen. Heute kommt der Kanzler ins Hochwassergebiet. Entwarnung ist vielerorts nicht in Sicht – im Gegenteil.

Teilen
Feuerwehrleute fahren in Reichertshofen über eine überflutete Straße.
Feuerwehrleute fahren in Reichertshofen über eine überflutete Straße.Sven Hoppe/dpa

Volle Keller, überflutete Straßen, evakuierte Häuser: Die Hochwasserlage im Süden Deutschlands ist weiter dynamisch und unübersichtlich. Viele kleine Gemeinden in Baden-Württemberg und Bayern sind betroffen, Tausende Helfer kämpfen dort auch zum Wochenbeginn gegen die Fluten. Mancherorts spitzt sie sich die Lage sogar zu. Die traurige Bilanz bisher: Ein Feuerwehrmann und eine 43-Jährige starben, eine Person wird noch vermisst. Am Montag besucht der Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) das Hochwassergebiet.

Verschärfte Lage in Baden-Württemberg

Nach weiterem Regen in der Nacht hat sich die Lage in einigen Regionen Baden-Württembergs verschärft. Und weil neue Niederschläge drohen und das Wasser steigt, werden vor allem in der Region nahe Stuttgart Häuser evakuiert.

In der Gemeinde Ebersbach an der Fils südöstlich der Landeshauptstadt wurden Anwohner mehrerer Straßenzüge in Sicherheit gebracht. Wie viele Menschen betroffen waren, konnte eine Stadtsprecherin am Montag zunächst nicht sagen.

Reichertshofen: Bundeskanzler Olaf Scholz (1. Reihe 4.v.l., SPD), Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (1. Reihe 3.v.l., CSU) und Bundesinnenministerin Nancy Faeser (1. Reihe 2.v.l., SPD) stehen hinter einer Absperrung aus gefüllten Sandsäcken bei einer Ortsbesichtigung im vom Hochwasser betroffenen oberbayerischen Reichertshofen.
Reichertshofen: Bundeskanzler Olaf Scholz (1. Reihe 4.v.l., SPD), Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (1. Reihe 3.v.l., CSU) und Bundesinnenministerin Nancy Faeser (1. Reihe 2.v.l., SPD) stehen hinter einer Absperrung aus gefüllten Sandsäcken bei einer Ortsbesichtigung im vom Hochwasser betroffenen oberbayerischen Reichertshofen.Peter Kneffel/dpa

Extremer Starkregen hat auch der kleinen Gemeinde Rudersberg im Rems-Murr-Kreis zugesetzt. Alle Straßen seien gesperrt, sagte ein Sprecher der Feuerwehr. Die Regenfälle haben derweil auch Folgen im Schwarzwald: So kam es im Schwarzwald-Baar-Kreis zu mehreren Erdrutschen.

Im Ostalbkreis hat sich die Lage hingegen etwas entspannt. Die Abflussmenge, die die Lein herunterkomme, sinke, sagte eine Sprecherin des Krisenstabs am Montagmorgen. Ein Großteil der Menschen könne nach der Evakuierung wieder zurück in die Häuser.

Zwei Tote in Bayern

Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sieht die Gefahr im Freistaat nicht gebannt. „Es geht zwar etwas zurück, aber eine Totalentwarnung kann man nicht geben“, sagte er am Montag im Deutschlandfunk. Selbst wenn es aufhöre zu regnen, würden durch die Zuläufe die Pegelstände der größeren Flüsse noch steigen, sagte er. Mittlerweile hat auch Regensburg an der Donau den Katastrophenfall ausgerufen.

In Pfaffenhofen an der Ilm in Oberbayern kam in der Nacht auf Sonntag ein Feuerwehrmann ums Leben. Er war bei einem Einsatz mit einem Schlauchboot gekentert und tot geborgen worden. Einen im Hochwasser vermissten Feuerwehrmann in Offingen haben die Einsatzkräfte bislang nicht gefunden. Die Suche werde weiter fortgesetzt, sagte ein Polizeisprecher am Montag.

Vermisste Frau tot aufgefunden

Eine seit Sonntag im oberbayerischen Schrobenhausen vermisste Frau wurde tot im Keller eines Hauses entdeckt. Weil Taucher am Vortag nicht in den vollgelaufenen Keller des Gebäudes vordringen konnten, waren Pumpen eingesetzt worden. Am Montag fand man die 43-Jährige.

Bundeskanzler Scholz in Hochwassergebiet eingetroffen

Am Montag ist Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) im Flutgebiet in Oberbayern eingetroffen. Gemeinsam mit Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) und Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) will er sich in dem am Vortag von Wassermassen überschwemmten Markt Reichertshofen ein Bild von der Lage vor Ort machen.

Auswirkungen auf Schulen und Bahnverkehr

Wegen der Hochwasserlage haben viele Schulen in besonders betroffenen Regionen beider Bundesländer den Präsenzunterricht für Montag abgesagt, auch Kitas oder Förderzentren sollten zu bleiben. Für jüngere Schulkinder werde teils Notbetreuungen eingerichtet.

Wegen der Unwetterschäden bleibt auch der Bahnverkehr beeinträchtigt. Die Deutsche Bahn rät weiterhin von Fahrten nach Süddeutschland ab. Bei den Fernverkehrsverbindungen kommt es zu Zugausfällen, vor allem München kann von Stuttgart, Würzburg und Nürnberg aus nicht angefahren werden, wie die Bahn am Montag mitteilte.

Wie wird das Wetter in den Hochwassergebieten?

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) erwartet im Südwesten zum Wochenbeginn gebietsweise Dauerregen und Unwetter. Laut DWD könnten südlich der Schwäbischen Alb bis zum Abend Wassermengen von 30 bis 40 Liter pro Quadratmeter niedergehen. In Oberschwaben, am Bodensee und Allgäu seien starke Gewitter mit Starkregen möglich. Vereinzelt könne auch Hagel fallen. Angesichts des Dauerregens hat der DWD eine Unwetterwarnung für den Regierungsbezirk Tübingen ausgerufen.

Südlich der Donau und im Bayerischen Wald erwartet der Deutsche Wetterdienst am Montag ebenfalls wieder Schauer und schauerartigen Regen, im weiteren Tagesverlauf teils schwere Gewitter. Auch heftiger Starkregen sei möglich. ■