Wissenschaftler rätseln

Gruseliges Phänomen: Plötzlich fielen Tausende Papageien vom Himmel!

Ein seltsames Phänomen, genannt Lori-Paralyse-Syndrom, lässt in Australien Tausende Regenbogen-Loris vom Himmel fallen. Warum? Das weiß niemand.

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Regenbogen-Loris sind wunderschöne Vögel – doch in Australien fallen sie einfach zu Tausenden vom Himmel.
Regenbogen-Loris sind wunderschöne Vögel – doch in Australien fallen sie einfach zu Tausenden vom Himmel.Cover-Images/imago

Sie sind wunderschöne Vögel, die unter anderem in Australien beheimatet sind – doch seit Jahren stellen sie Tierschützer und Wissenschaftler vor ein großes Rätsel: Regenbogen-Loris. Die Papageien-Art hat ein hübsches, farbenfrohes Gefieder, das sie unverkennbar macht – doch die Tierart steckt auch in großen Schwierigkeiten. Seit Jahren fallen in bestimmten Regionen, in denen die Vögel leben, einfach Tausende Papageien vom Himmel – und niemand kann das seltsame Phänomen erklären. Tierschutz-Organisationen, die sich um die Loris kümmern, kommen mit der Versorgung der kranken und verletzten Tiere nicht hinterher.

Gruselig: In Australien fallen Tausende paralysierte Vögel vom Himmel

Die Regenbogen-Loris gehören zu den Vögeln, die in Australien am häufigsten gesichtet werden. Doch seit mehr als zehn Jahren gibt es ein seltsames Phänomen, das noch immer niemand erklären kann. Wissenschaftler gaben ihm bereits den Namen „Lori-Paralyse-Syndrom“: Die Vögel fallen vom Himmel, können nicht mehr fliegen, wirken manchmal wie betrunken. Sie werden durch irgendetwas völlig paralysiert. Doch was es genau ist, das diesen Zustand verursacht, das weiß keiner.

In diesem Jahr ist die Zahl der vom Paralyse-Syndrom betroffenen Vögel sogar weitaus höher als alles, was jemals zuvor beobachtet wurde. Im Südosten von Queensland und im Norden von New South Wales wurden seit Jahresbeginn mehr als 5000 Loris in Wildtierpflegezentren aufgenommen. „In der Vergangenheit gab es weniger Fälle“, sagt Dr. Tania Bishop, leitende Tierärztin bei der Wildtierrettungsorganisation Wires. Im Jahr 2021 sei eine Arbeitsgruppe für die Versorgung der Vögel gebildet worden. Doch in diesem Jahr sei dann alles außer Kontrolle geraten. In Grafton im Norden von South Wales wurde sogar ein Abgabepunkt für gefundene Vögel eingerichtet.

Die Vögel werden auf Herz und Nieren untersucht – doch bisher weiß niemand, was der Grund für das seltsame Phänomen ist.
Die Vögel werden auf Herz und Nieren untersucht – doch bisher weiß niemand, was der Grund für das seltsame Phänomen ist.Cover-Images/imago

Die Symptome des Lori-Paralyse-Syndroms fallen sehr unterschiedlich aus. Manche Vögel haben laut der Experten Schwierigkeiten beim Fliegen und sehen beim Laufen betrunken aus. Andere können plötzlich nicht mehr blinzeln, sie können schwer schlucken oder kaum atmen. Auch der charakteristische Schrei der Vögel – sie stoßen im Normalfall ein beinahe ohrenbetäubendes Kreischen aus – verstummt, wird zu einem bröckeligen Krächzen. Bleiben die Vögel unbehandelt, können sie im schlimmsten Fall verhungern oder an Dehydrierung sterben – oder sie werden leichte Beute für andere Tiere.

Tierärzte stehen auch nach zehn Jahren noch vor einem Rätsel

Inzwischen müssen die Tierärzte sogar nach dem Triage-Prinzip vorgehen – und entscheiden, welche Vögel überhaupt noch gerettet werden können, denn es gibt einfach zu viele, die Hilfe benötigen. Manche Vögel werde in freiwilligen Pflegestellen untergebracht und aufgepäppelt, andere bei Tierärzten versorgt. Hunderte müssen aber mit Medikamenten eingeschläfert werden. „Tierärzte und Betreuer kümmern sich wirklich um ihre Vögel, aber niemand ist darauf trainiert, Tod und Leid in einem solchen Ausmaß zu sehen“, sagt Tierärztin Bishop.

In Tierkliniken und bei Tierärzten werden die paralysierten Vögel versorgt.
In Tierkliniken und bei Tierärzten werden die paralysierten Vögel versorgt.Cover Images/imago

Wissenschaftler wollen nun vor allem die Ursache verstehen. „Wir beobachten dieses Jahr wahrscheinlich fünfmal mehr Vögel als in der Vergangenheit“, sagt Prof. David Phalen, ein Vogeltierarzt an der Universität Sydney. Zusammen mit seinen Kolleginnen und Kollegen versucht der Experte, eine Erklärung für das Phänomen zu finden. „Wir müssen der Sache wirklich auf den Grund gehen, aber ich hoffe, dass dies das Jahr ist, in dem wir der Lösung des Rätsels etwas näher kommen.“ Denn: Es wurden bereits Vögel untersucht, ihre Organe analysiert, Autopsien durchgeführt. Auch DANN-Analysen und Untersuchungen auf Gifte brachten kein Ergebnis.

Laut Phalen geht man davon aus, dass die Vögel von einem Gift paralysiert werden, das von Pflanzen stammt, von denen sie sich ernähren. Auf dem Speiseplan von Regenbogen-Loris stehen nämlich auch Nektar, Pollen und einheimische Früchten. Es wird jedoch schwierig sein, einzugrenzen, was sie essen: Analysen des Kots von Regenbogen-Loris haben bereits rund 150 verschiedene Pflanzenarten gezeigt. „Es ist ein echtes Krimi-Rätsel“, sagt er. Und die große Herausforderung komme erst danach. „Denn wenn wir wissen, was es auslöst, müssen wir noch herausfinden, wie wir es kontrollieren können“, sagt der Tiermediziner. ■