Feuerwehr fordert

Unfall-Gaffern soll der Führerschein entzogen werden

Deutschlands oberster Feuerwehr-Chef will härtere Strafen für Gaffer und uneinsichtige Schaulustige. Die CDU-SPD-Koalition unterstützt die Forderung.

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Wer einen Unfall fotografiert oder filmt, begeht eine Straftat.
Wer einen Unfall fotografiert oder filmt, begeht eine Straftat.Jochen Tack / Imago

Es sind Fälle wie dieser: An einem Baggersee bei Bremen war vor wenigen Jahren ein 15-jähriger Junge im Wasser versunken. Es ging um Minuten, die über Leben und Tod entschieden. Doch als die Rettungskräfte eintrafen, mussten sie sich erst durch eine Menge von Gaffern durchkämpfen . 150 bis 200 Leute versperrten ihnen den schnellen Weg zum Opfer. Sie wollten ihren guten Blick auf das Drama nicht aufgeben. Der Junge konnte nicht wiederbelebt werden.

Auch wenn die Sanitäter dem Jugendlichen wohl so oder so nicht hätten helfen können – allein dass es den Gaffern wichtiger war, mit ihren Handys zu fotografieren und zu filmen, anstatt die Retter zu unterstützen, ist unfassbar. Immer wieder passiert es, dass sich die Einsatzkräfte erst um aufdringliche Schaulustige kümmern müssen, statt um die Hilfebedürftigen. Der Chef des Deutschen Feuerwehr-Verbands fordert jetzt mehr Härte.

Feuerwehr-Chef: Führerschein-Entzug für Gaffer!

„Gaffer bleiben ein Dauerärgernis bei Einsätzen. Da muss sich etwas ändern“, sagte Deutschlands oberster Feuerwehrmann Karl-Heinz Banse der Neuen Osnabrücker Zeitung. „Gaffer sollten bestraft werden wie Autofahrer, die während der Fahrt das Handy nutzen – bis zur zeitnahen Abnahme des Führerscheins. Das schreckt mehr ab als abstrakte Geldstrafen.“ Denn die scheinen offenbar nicht zu wirken.

Früher hätten Feuerwehrleute sich bei Unfall-Einsätzen darauf konzentrieren können, Opfer aus Wracks zu befreien. Heute müssten sie gleichzeitig Opfer retten und Gaffer fernhalten. An dem Verhalten hätten auch Gesetzesreformen der vergangenen Jahre nichts geändert, die etwa das Fotografieren oder Filmen von Toten unter Strafe gestellt haben.

Karl-Heinz Banse, Präsident des Deutschen Feuerwehrverbandes (DFV) im Jahr 2023 in der Bundespressekonferenz in Berlin.
Karl-Heinz Banse, Präsident des Deutschen Feuerwehrverbandes (DFV) im Jahr 2023 in der Bundespressekonferenz in Berlin.Metodi Popow / Imago

CDU und SPD für strengere Strafen für Gaffer

Die Koalitionsfraktionen von Union und SPD unterstützen die Forderung . „Gaffer gefährden Leben – das ist kein Kavaliersdelikt“, sagte die rechtspolitische Sprecherin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Susanne Hierl, dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). Würden die bisheringe Strafen nicht ausreichend abschrecken, gehöre „der Führerschein-Entzug als spürbare Konsequenz auf den Tisch.“

Der Rechtsstaat müsse Unfallopfer schützen. „Wer Unfallopfer filmt und dabei Rettungskräfte behindert, handelt rücksichtslos und muss die Folgen spüren“, betonte die CSU-Abgeordnete.

Zustimmung auch beim Koalitionspartner SPD. Wer Rettungskräfte behindere, begehe eine Straftat „und dafür können auch Fahrverbote ausgesprochen und in engen Grenzen auch die Fahrerlaubnis entzogen werden, sagte sagte SPD-Fraktionsjustiziar und Parlamentsgeschäftsführer Johannes Fechner dem RND.

Bei den anstehenden Beratungen zum geplanten Gesetz zum Schutz von Polizei und Rettungskräften sollte geprüft werden, ob die Möglichkeit des Führerschein-Entzugs bei Behinderung von Rettungskräften noch weiter ausgeweitet werden kann, forderte Johannes Fechner.

So hoch sind die Strafen fürs Gaffen

Was genau ist ein Gaffer? Wer an einem Unfallort das Geschehen beobachtet oder filmt, anstatt verletzten Personen zu helfen oder die Unfallstelle abzusichern, gilt als Gaffer. Beim Gaffen kann eine Ordnungswidrigkeit vorliegen, die mit bis zu 1000 Euro Bußgeld bestraft werden kann (in manchen Bundesländern sogar mit mehr). Wer Fotos und Filme von einem Unfall macht, begeht eine Straftat. Das kann mit einer Freiheitsstrafe von bis zu zwei Jahren oder Geldstrafe geahndet werden.