Wer kennt es nicht: Aufgewacht mit Kopfschmerzen und sofort der Griff zum Schmerzmittel. Im Alltag sind Medikamente für die meisten eine schnelle Lösung für unangenehme Beschwerden. Doch der Arzt und Schmerzforscher Dr. Tobias Weigl warnt: Nicht jedes Medikament ist für jeden geeignet, und oft überwiegen die Risiken den Nutzen. „Bei fünf Medikamenten gibt es viele gute Gründe, sie selbst nicht einzunehmen beziehungsweise nur im Ausnahmefall“, erklärt der Medizin-Influencer seinen 1,1 Millionen Abonnenten auf Youtube.
Der Grund? Viele Medikamente bergen erhebliche Risiken und Nebenwirkungen und oft existieren gute Alternativen. Außerdem erklärt „DoktorWeigl“ Tipps und Tricks, wie Sie Beschwerden auch auf andere Weise lindern können.
Medikament Nr. 1: Homöopathische Mittel

Homöopathische Mittel sind für Dr. Tobias Weigl ein Placebo mit Risiken. Homöopathische Präparate basieren auf der Idee, dass eine verdünnte Substanz heilend wirken kann. „Ganz ehrlich, als seriöser Arzt kommt das für mich nicht in Frage und zwar aus folgenden Grund: Es gibt keinen wissenschaftlichen Nachweis, dass diese Mittel wirklich wirken“, erklärt Weigl. Studien zeigten, dass homöopathische Mittel oft nur einen Placebo-Effekt erzielen – was bei leichten Beschwerden harmlos sein mag.
„Aber die wirklich große Gefahr dabei ist, dass manche Menschen ernsthafte Erkrankungen, zum Beispiel eine Krebserkrankung, ausschließlich mit Homöopathie behandeln wollen und das kann im schlimmsten Fall dann auch tödlich enden“, sagt der Medizin-Influencer. Das habe er im Krankenhaus auf der Onkologie-Station schon erlebt. Außerdem kann es wertvolle Zeit kosten, die für eine wirksame Therapie genutzt werden könnte.
„Statt auf Homöopathie setze ich deshalb auf Medizin die auf fundierten wissenschaftlichen Erkenntnissen beruht“, betont Weigl. Wissenschaftlich betrachtet gebe es keine aktive Substanzen, homöopathische Mittel, die physiologisch wirken könnten, auch nicht bei Kindern auch nicht bei Tieren.
Medikament Nr. 2: Nasensprays

Nasensprays scheinen bei verstopfter Nase die schnelle Lösung zu sein. Doch abschwellende Nasensprays haben ein hohes Suchtpotenzial. „Sie glauben nicht, wie oft ich Patienten habe, auch im Freundeskreis, die wirklich Nasenspray-süchtig sind. Das ist auch unangenehm natürlich, wenn man keine Luft bekommt, wenn man diesen Schnupfen hat, Man kann nicht richtig schlafen, man fühlt sich schlapp, es ist anstrengend durchzuatmen“, sagt Dr. Tobias Weigl.
Bereits nach wenigen Tagen kann sich eine „Nasenspraysucht“ entwickeln, bei der die Schleimhäute ohne Spray kaum noch abschwellen. „Stattdessen setze ich auf Salzwasserspülungen, ätherische Öle oder Luftbefeuchter, die bei Erkältungen ebenfalls helfen, jedoch ohne das Risiko einer Abhängigkeit und ohne die Nasenschleimhäute zu schädigen“, erklärt der Schmerzforscher unter seinem Video.
Medikament Nr. 3: Abführmittel

Abführmittel bergen das Risiko für den „faulen Darm“. „Ich lassen davon die Finger und das aus guten Gründen“, erklärt der Mediziner. Bei Verstopfung greifen viele Menschen zu Abführmitteln, um schnell Abhilfe zu schaffen, doch auch davon kann man abhängig werden. Denn die regelmäßige Anwendung kann zu einem „Lazy-Bowel-Syndrom“ führen, bei dem der Darm seine natürlichen Bewegungen einstellt und ohne Abführmittel nicht mehr funktioniert.
„Zusätzlich können Abführmittel den Elektrolythaushalt, den Flüssigkeitshaushalt des Körpers aus dem Gleichgewicht bringen, weil mehr von beiden ausgeschieden wird als ohne“, erklärt Weigl weiter. Eine langfristige und regelmäßige Nutzung von Abführmitteln kann gefährlich sein. Im schlimmsten Fall drohen Herzrhythmusstörungen und Kreislaufschwankungen. Stattdessen helfen eine ballaststoffreiche Ernährung, ausreichend Flüssigkeit und regelmäßige Bewegung oft viel besser und schonen den Darm langfristig, sind die Ratschläge des Arztes.
Medikament Nr. 4: Beruhigungs- und Schlaftabletten

Beruhigungstabletten und Schlafmittel werden oft bei Schlafstörung und bei Unruhezuständen eingesetzt. Auch hier droht die Gefahr der Abhängigkeit. „Kurzzeitig sind Benzodiazepine gute, wichtige Medikamente, aber man muss genau darauf aufpassen bei denen. Denn auch die machen wieder das Gleiche, ein sehr hohes Abhängigkeitspotenzial, ein sehr hohes Abhängigkeitsrisiko“, betont „DoktorWeigl“.
Besser ist: Suchen Sie einen regelmäßigen Schlafrhythmus, gehen Sie, wenn möglich, immer zur gleichen Zeit ins Bett. Sorgen Sie für die richtige Raumtemperatur. „Es gibt außerdem bewährte pflanzliche Mittel, die man als Tee trinken kann und die bekannt sind für ihre beruhigende und schlaffördernde Wirkung“, sagt Weigl. Dazu zählen Baldrian, Melisse, Johanniskraut, Kamille, Lavendel. „Das sind natürlich alles keine Wundermittel und bei ernsten Stimmungs-, bei ernsten Schlafproblemen sollten Sie sich immer ärztlichen Hilfe holen, aber nicht selber diese Medikamente nehmen.“
Medikament Nr. 5: Schmerzmittel

„Iboprophen, Paracetamol gehören zu den am häufigsten genutzten Medikamenten“, sagt Tobias Weigl. Und trotzdem würde er die wirklich nur in Ausnahmefällen nehmen. Das sind für ihn hohes Fieber oder stärkste Kopfschmerzen. „Schmerzmittel sind keine Smartis. Eine übermäßige Einnahme kann erhebliche Nebenwirkung verursachen, wie Leberschäden, Nierenprobleme, Magenbeschwerden.“ Außerdem hat man es auch hier wieder mit der potentiellen Abhängigkeit zu tun.
Regelmäßig Schmerzmittel nehmen, kann Kopfschmerzen sogar noch verstärken. Das nennt man dann medikamenten-induzierten Kopfschmerz. „Wichtig ist bei Schmerzmitteln die sogenannte 10-20-Regel. Wer Schmerzmittel an mehr als 10 Tag im Monat nimmt oder sie länger als 10 Tage am Stück verwendet, riskiert den Schmerz nicht mehr loszuwerden, sondern ihn stattdessen zu verstärken“, erklärt der Mediziner. Vermeiden Sie deshalb Schmerzpräparate, wann immer Sie sie vermeiden können, so der Rat des Arztes.
Wenn Sie starke Schmerzmittel, wie Tilidin oder Fentanyl nehmen, nicht plötzlich aufhören, sondern ausschleichend nehmen. Und immer ist die Absprache mit dem Arzt wichtig.
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