Die Schuldenbremse sorgt derzeit für Schlagzeilen. Die Bundesregierung will sie reformieren – und das hat einen guten Grund: Deutschland plant, seine Verteidigungsausgaben massiv zu erhöhen. Ganze 800 Milliarden Euro sollen in den kommenden Jahren in die europäische Sicherheit fließen. KURIER erklärt, was es mit der Schuldenbremse überhaupt auf sich hat und was eine Reform bedeuten würde.
Politischer Streit um die Reform der Schuldenbremse
Die geplante Lockerung der Schuldenbremse sorgt für hitzige Debatten. Die Union, die sich lange strikt gegen eine Reform gestellt hatte, hat sich nun mit der SPD geeinigt. Fast eine Billion Euro Extra-Schulden wollen Friedrich Merz und Lars Klingbeil ihrer Regierung genehmigen. FDP-Fraktionschef Christian Dürr sieht die Reform allerdings kritisch und spricht von einem „verantwortungslosen“ Vorgehen. Wirtschaftsweise Veronika Grimm warnt ebenfalls: „Es sei eine extrem riskante Wette, den Reformbedarf durch Verschuldung immer weiter hinauszuschieben.“
Doch es gibt auch Befürworter: Der Ökonom Jens Südekum nennt das Finanzpaket einen „Game changer“, der Präsident des Kieler Instituts für Weltwirtschaft, Moritz Schularick, spricht von einem „extrem wichtigen Schritt“ für Deutschland und Europa. Aber was genau ist eigentlich die Schuldenbremse?

Was ist eigentlich die Schuldenbremse?
Die Schuldenbremse – ein Begriff, der in politischen Diskussionen immer wieder auftaucht, den viele Bürgerinnen und Bürger aber nicht genau einordnen können. Was steckt dahinter? Warum braucht es eine „Bremse“ für Schulden, und was bedeutet das für Deutschland und seine Bürger?
Wer sich Geld leiht, muss es zurückzahlen – soweit, so klar. Doch wenn Schulden immer weiter wachsen, kann das schnell zu einem Problem werden. Staaten, die hohe Schuldenberge anhäufen, riskieren wirtschaftliche Stagnation, steigende Steuern und marode Infrastruktur. Genau aus diesem Grund hat Deutschland die Schuldenbremse eingeführt – ein finanzielles Stoppschild, das verhindern soll, dass der Staat dauerhaft mehr ausgibt, als er einnimmt.
Die Regeln der Schuldenbremse
Die Schuldenbremse ist im Grundgesetz verankert und setzt klare Grenzen: Der Bund darf nur maximal 0,35 Prozent der Wirtschaftsleistung pro Jahr als neue Schulden aufnehmen. In Krisenzeiten kann diese Grenze angehoben werden, aber nur, wenn eine „außergewöhnliche Notsituation“ vorliegt – zum Beispiel eine Pandemie oder eine Naturkatastrophe.
In solchen Fällen muss die Regierung aber auch einen Plan vorlegen, wie die aufgenommenen Schulden wieder abgebaut werden. Ziel der Schuldenbremse ist es, die finanzielle Verantwortung zu sichern und zu verhindern, dass heutige Schulden die kommenden Generationen belasten.
- Eine Reform der Schuldenbremse würde es dem Staat ermöglichen, mehr Kredite aufzunehmen, um dringend benötigte Investitionen in Infrastruktur, Bildung und Energie zu finanzieren.
- Ohne eine Lockerung der Schuldenbremse könnten viele Sanierungsprojekte, wie Straßenbau oder Schienennetz-Modernisierung, nicht realisiert werden.
- Experten argumentieren, dass Investitionen in Zukunftsprojekte langfristig mehr Geld einbringen, als sie, wodurch sich die Reform wirtschaftlich lohnen könnte.
- Die Finanzierung der Bundeswehr wäre ohne eine Reform gefährdet, da das aktuelle Sondervermögen bald aufgebraucht ist.
- Ein weiteres Problem stellt die steigende Belastung des Rentensystems dar, das immer mehr Bundeszuschüsse benötigt, um das Rentenniveau stabil zu halten.
- Die Schuldenbremse erschwert Steuererleichterungen für Arbeitnehmer, da ohne neue Einnahmequellen keine finanziellen Spielräume bestehen.
- Kritiker warnen davor, dass eine Lockerung der Schuldenbremse zu einer unkontrollierten Staatsverschuldung führen könnte.

Was bedeutet die Reform der Schuldenbremse für Deutschland?
Nun soll es also eine Reform der Schuldenbremse geben. Sie könnte weitreichende Folgen haben. Deutschland könnte damit beim EU-Gipfel in Brüssel ein starkes Signal setzen: Deutschland ist bereit, seine finanziellen Verpflichtungen für die europäische Sicherheit zu erfüllen. Gleichzeitig würde die neue Regelung die Verteidigungsausgaben flexibel halten – eine Reaktion auf mögliche künftige Entwicklungen in den USA und Europa.
Noch ist die Reform nicht beschlossen. Die Union und SPD sind auf die Zustimmung der Grünen angewiesen, um die nötige Mehrheit zu erreichen. Ob es dazu kommt, bleibt abzuwarten. Die FDP lehnt eine Änderung der Schuldenbremse weiterhin strikt ab. Die kommenden Wochen werden zeigen, ob Deutschland einen neuen finanzpolitischen Kurs einschlägt – oder ob die Schuldenbremse bleibt, wie sie ist. ■