Noch immer kommen Führungspersönlichkeiten vor allem aus dem Westen, selbst im Osten. Meist bleiben Chefetagen Ostdeutschen verwehrt. In manchen Branchen sinkt der Anteil sogar statt zu steigen.
Auch 35 Jahre nach der Deutschen Einheit sind Ostdeutsche in Chefsesseln vergleichsweise selten: Ihr Anteil an Führungspositionen wuchs von 2018 bis 2024 zwar in den Bereichen Politik, Verwaltung und Wissenschaft von 10,9 auf 12,1 Prozent, wie die Ostbeauftragte Elisabeth Kaiser (SPD) mitteilte. Doch es gibt auch Branchen, wo Ostdeutsche immer seltener einen Fuß in die Tür bekommen. In der Wirtschaft sank die Quote von 5,1 auf 4,0 Prozent, in der Kultur von 9,3 auf 6,8 Prozent. In der Militärführung bleibt der Anteil sogar bei null Prozent.
Ostdeutsche deutlich unterrepräsentiert
All diese Prozentwerte liegen deutlich unter dem Anteil gebürtiger Ostdeutscher an der Bevölkerung von etwa 20 Prozent. Ausnahme ist die Politik, also etwa die Repräsentation in Parlamenten: Der Anteil Ostdeutscher lag 2024 bei 21,4 Prozent, nach 19,9 Prozent im Jahr 2018.
Kaiser bezog sich auf aktuelle Zahlen aus dem sogenannten Elitemonitor der Universitäten Leipzig und Jena und der Fachhochschule Zittau/Görlitz. Die Studie beobachtet seit Jahren die Entwicklung bei rund 3000 Spitzenpositionen in zwölf Sektoren. Die Bundesregierung hat sich vorgenommen, den Anteil Ostdeutscher in Führungspositionen zu steigern.

Mehr ostdeutsche Führungskräfte in Bundesbehörden
Dort wo sie direkten Einfluss hat – in der Bundesverwaltung – kommt dies nach Kaisers Angaben auch voran. Der Anteil Ostdeutscher in Führungspositionen in obersten Bundesbehörden sei von 13,9 Prozent im Jahr 2022 auf 15,5 Prozent gestiegen, sagte die SPD-Politikerin. In oberen Bundesbehörden erhöhte sich der Anteil von 11,9 auf 12,6 Prozent. „Es zeigt sich ganz deutlich: Packt man das Thema aktiv an, bewegt sich auch was“, sagte Kaiser. „Die Bundesregierung geht hier mit gutem Beispiel voran.“
Allerdings beziehen sich die Fortschritte in der Bundesverwaltung vor allem auf die mittlere Führungsebene, die langsam von unten nachrückt. „Auf der obersten Leitungsebene ist der Anteil gebürtiger Ostdeutscher von 6,8 auf 3,7 Prozent zurückgegangen, ohne Berlin sogar von 4,5 auf 1,9 Prozent“, heißt es in Erläuterungen zu den Ergebnissen.