Die geplante Teilnahme der AfD-Direktkandidatin Beatrix von Storch an einer Podiumsdiskussion am Coppi-Gymnasium in Berlin-Karlshorst sorgt für Unmut unter den Schülern. Sie kritisieren, dass die Schulleitung sie übergangen habe und wehren sich gegen die Einladung der umstrittenen Politikerin.
Das Gymnasium trägt den Namen von Hans und Hilde Coppi, die im Widerstand gegen das NS-Regime kämpften und von den Nazis hingerichtet wurden. Die Wahl dieses Namens war eine bewusste Entscheidung für mutige Menschen, die sich gegen Unrecht stellten, heißt es in dem „Tagesspiegel“-Bericht.
Vor diesem Hintergrund empfinden viele Schüler die Einladung von Storch als Widerspruch zu den Werten der Schule. Besonders wird auf die familiäre Vergangenheit der Politikerin verwiesen, deren Großvater als Reichsfinanzminister im Dritten Reich tätig war.
Die AfD-Politikerin kandidiert für das Direktmandat in Lichtenberg und soll gemeinsam mit Vertretern anderer Parteien an der Veranstaltung teilnehmen. Doch dagegen formiert sich Widerstand. Die Schülerinitiative „Coppi gegen Rechts“ kritisiert, laut „Tagesspiegel“ insbesondere die fehlende Transparenz der Schulleitung: Erst auf Nachfrage sei ihnen die Gästeliste bekannt geworden.
Protestaktion gegen den AfD-Auftritt von Beatrix von Storch
Parallel zur geplanten Podiumsdiskussion ist eine Protestkundgebung gegenüber der Schule angekündigt. Zwei Versammlungen mit jeweils 100 Teilnehmern wurden bei der Polizei angemeldet. Kritiker werfen von Storch vor, mit ihren Äußerungen gegen trans Menschen und Muslime zu hetzen und fordern die Schulleitung auf, sie wieder auszuladen.
Auch die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN-BdA) schließt sich der Forderung an. In einem offenen Brief wird argumentiert, dass eine Einladung der AfD dem Gedenken an Hans und Hilde Coppi widerspreche und diese Partei den Nationalsozialismus verharmlose.

Beatrix von Storch selbst sieht in dem Protest einen Angriff auf die Meinungsfreiheit. Sie wirft ihren Gegnern, laut „Tagesspiegel“ vor, Andersdenkenden den Mund verbieten zu wollen und damit selbst antidemokratisch zu handeln. Auf Kritik an ihren Aussagen zur Trans- und Muslimfeindlichkeit geht sie nicht ein.
Debatte über AfD-Präsenz an Schulen
Ob Politiker der AfD an Schulen auftreten sollten, sorgt immer wieder für Diskussionen. Während einige der Meinung sind, dass es wichtig sei, die Partei in Debatten zu stellen, befürchten andere, dass ihr damit eine Bühne geboten wird.
Der Berliner Landesschülersprecher Orcun Ilter spricht sich dagegen aus, AfD-Vertreter einzuladen, da dies keinen inhaltlichen Mehrwert für die Schüler habe: „Es ist kontrovers, die AfD an eine Schule einzuladen. Ich persönlich würde es nicht tun“, zitiert ihn der „Tagesspiegel“.
Der Vorsitzende des Landeselternausschusses, Norman Heise, hält dagegen: Ein Ausschluss der Partei könne dazu führen, dass sie sich in eine Opferrolle begebe und dadurch zusätzliche Aufmerksamkeit erhalte. Wichtig sei aber, dass eine solche Entscheidung von allen Beteiligten in der Schule gemeinsam getroffen werde.
Erfahrungen mit der AfD an Schulen
Es gibt etliche Beispiele für problematische Auftritte von AfD-Politikern in Bildungseinrichtungen. So sorgte ein Fall im Brandenburger Landtag für Empörung, als der AfD-Abgeordnete Dennis Hohloch vor Grundschülern über Gruppenvergewaltigungen durch Geflüchtete sprach. Anschließend veröffentlichte er online die persönlichen Daten einer Mutter, die ihn dafür kritisierte.
Auch in Berliner Schulen gab es schon Diskussionen mit der AfD, die laut Ilter teilweise sachlich verliefen – nicht zuletzt aufgrund kritischer Nachfragen der Schüler. Trotzdem hält der Landesschülerausschuss an der Linie fest, nicht mit der Partei zu reden.
Gleichzeitig wächst aber der Zuspruch für rechte Positionen auch in Schulen. Am Coppi-Gymnasium sei es bereits zu Vorfällen mit Hakenkreuzen in Toiletten oder Hitlergrüßen im Unterricht gekommen. Während sich die Mehrheit der Schüler gegen die AfD positioniere, sei man sich uneins darüber, ob man sie ausgrenzen oder mit ihr diskutieren solle.
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