In den vergangenen Monaten war die Messer-Gewalt auch in Berlin ein großes Thema – immer wieder kam es zu Gewalttaten mit Klingen, wurden sogar Menschen getötet. Nun will Berlins Innensenatorin Iris Spranger mit einer neuen Taktik gegen die Täter vorgehen: Ihnen solle, heißt es, der Führerschein entzogen werden. Damit will die SPD-Politikerin ein Signal senden. Aber wird das wirklich gegen Messer-Angriffe helfen?
Messer-Tätern soll zukünftig der Führerschein entzogen werden
Die SPD-Politikerin lässt nach eigenen Angaben prüfen, ob Mehrfachtätern der Führerschein „wegen Nichteignung“ entzogen werden kann. Die Hoffnung von Spranger: „Dies würde ein deutliches Signal an potenzielle Täter senden, dass der Rechtsstaat entschieden gegen Messerangriffe vorgeht“, erklärte sie. Das Argument: Wer mehrfach zum Messer greift, um brutale Taten zu begehen, hat eine hohe Gewaltbereitschaft – und ist damit nicht geeignet zum Führen eines Fahrzeugs.
In Berlin kam es in der Vergangenheit immer wieder zu brutalen Taten mit Messern. Besonders dramatisch war etwa der Fall einer 36-Jährigen, die in August in Zehlendorf von ihrem Ehemann (50) mit einem Messer brutal erstochen wurde. Die Rettungskräfte versuchten Berichten zufolge noch, die Frau vor Ort zu reanimieren. Sie soll bei dem schrecklichen Angriff etliche Stich- und Schnittverletzungen erlitten haben. Sie soll sich bereits einige Zeit vorher von ihrem Mann getrennt haben, eine Gewaltschutzverfügung gegen ihn erwirkt haben. Trotzdem stellte er ihr nach.

Ebenfalls Ende August wurde im Bezirk Lichtenberg eine Frau erstochen – in ihrem Hausflur in der Dolgenseestraße. Sie wurde noch in ein Krankenhaus gebracht, verstarb dort aber. Die 28-Jährige hinterließ zwei Kinder. Der Täter verletzte sich bei der Bluttat selbst, zog eine Blutspur bis zum nahe gelegenen Bahnhof Rummelsburg. Dort konnte die Polizei ihn festnehmen. In ihrer Not soll die Frau noch bei Nachbarn geklingelt haben, die aber nicht zu Hause waren. Dann sei sie vor einer anderen Wohnung zusammengebrochen. Anwohner riefen die Polizei.
Berlins Polizei zählte im vergangenen Jahr 3482 Messer-Angriffe
Nur zwei von vielen Taten, die sich allein in diesem Jahr ereignet haben. Im vergangenen Jahr hat die Polizei in Berlin laut Kriminalstatistik 3482 Messerangriffe erfasst – und damit fünf Prozent mehr als 2022. „Diese besorgniserregende Entwicklung ist Anlass für unterschiedliche Überlegungen, durch eine deutliche Verschärfung waffenrechtlicher Regelungen dagegen vorzugehen“, so Spranger. Im kommenden Jahr soll bei der Berliner Polizei dafür die „Koordinierungsstelle Messer“ ihre Arbeit aufnehmen.
Für Berlin sind auch Messerverbotszonen geplant. Sie sollen an besonders kriminalitätsbelasteten Bereichen liegen – solche Verbote gab es im Sommer bereits anlässlich der Fußball-Europameisterschaft in Berlin. Nun sollen sie für Bereiche am Görlitzer Park, dem Kottbusser Tor und am Leopoldplatz kommen. Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) ist skeptisch, denn die Kontrollen seien sehr aufwändig. „Und wenn wir uns nur mal die Fälle der letzten Monate ansehen, haben wir viele rote Punkte, die sich über die ganze Stadt verteilen und eben nicht nur am Leo, Kotti und Görli“, heißt es von der Gewerkschaft. Nötig sei ein generelles Trageverbot in der Öffentlichkeit. ■