Großeinsatz in der Sonnenallee: Freitagabend liefen rund um Berlins wohl bekannteste Problemstraße Großkontrollen im Rahmen der Clanbekämpfung. Mehr als 50 Einsatzkräfte rückten an – darunter Spezialermittler des LKA, Zollfahnder, Steuerfahnder, Einsatzhundertschaften der Polizei, das Ordnungsamt Berlin-Neukölln und die berüchtigte Brennpunkteinheit (BPE) der Direktion 5 (City). Ihr Ziel: Lokale kontrollieren, Clans unter Druck setzen, illegale Strukturen aufdecken. Der Einsatz ging bis in die Nacht.
Die Brennpunkteinheit kennt sich aus mit heiklen Einsätzen – sie operiert regelmäßig an sogenannten kriminalitätsbelasteten Orten. Und die Sonnenallee gehört definitiv dazu: Sie ist ein Ort voller Vielfalt, aber auch voller Spannungen und Konflikte, die immer wieder eskalieren.
Im Visier am Freitagabend waren sechs Lokale rund um die Sonnenallee. Ein KURIER-Reporter war mit vor Ort. Das ist die vorläufige Bilanz:
- Keine Kasse stimmt: In allen kontrollierten Etablissements fehlte eine ordentliche Kassenführung. Steuerbetrug liegt also nahe.
- Lokal dichtgemacht: In einem Fall wurde der Laden komplett geschlossen. Grund war ein Mitarbeiter, der wiederholt ohne Aufenthaltstitel und ohne Arbeitserlaubnis beschäftigt war. Zusätzlich standen dort Glücksspielautomaten – aber ohne die vorgeschriebenen Sicherheitsmechanismen nach dem Glücksspielstaatsvertrag. Jetzt droht ein Bußgeld von bis zu 50.000 Euro.
- 25.000 Euro Bargeld in der Gürteltasche: In einer Shishabar stießen die Ermittler auf einen Mann, der mit einer Bauchtasche voller Geld – über 25.000 Euro – am Tisch saß. Woher das Geld stammt? Keine glaubhafte Erklärung. Die Staatsanwaltschaft vermutet Geldwäsche und ließ den Betrag sicherstellen.
- Illegale Tabakfunde: Der Zoll stellte mehr als fünf Kilogramm unversteuerten Wasserpfeifentabak sicher – möglicherweise sogar gepanscht, Herkunft unklar. Die Gesundheitsgefahr dabei ist hoch.

- Pfandtrick aufgeflogen: In mehreren Betrieben fehlte das vorgeschriebene DPG-Pfandlogo auf Einweggetränkeverpackungen. Ein Verstoß, der pro Fall mit bis zu 100.000 Euro Strafe geahndet werden kann.
Clanchef bei der Großrazzia kontrolliert
- Wildwuchs auf dem Gehweg: Bei der Außengastronomie wurde es teils richtig eng. Stühle und Tische versperrten Fußgängern den Weg. Auch das: ein klarer Verstoß.
- Reuterstraße: In einem Lokal, das einer bekannten arabischen Großfamilie zugerechnet wird, gab es weitere Verstöße. Auch dort wurde kontrolliert – mit Konsequenzen.
- Polizeibekanntes Clanmitglied: In der Hermannstraße geriet ein polizeibekannter Clanchef ins Visier der Beamten. Er wurde vor Ort kontrolliert – weitere Ermittlungen laufen.
Kurios am Rande: Ein BVG-Bus touchierte beim Vorbeifahren ein Zollfahrzeug und riss den Außenspiegel ab – der Fahrer bemerkte nichts, fuhr weiter, wurde schließlich von der Polizei gestoppt. Am Ende nahm es ihm aber keiner übel – der Straßenabschnitt war sowieso extrem eng. (mit pud)