Blutiges Schulhofdrama

Drogenjunkie sticht mit Küchenmesser auf Mädchen ein

Zwei Grundschülerinnen überlebten die Küchenmesser-Attacke von Berhan S. nur knapp. Seit Dienstag sitzt der Ex-Drogenjunkie in Berlin vor Gericht.

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Berhan S. (39) ging mit einem Küchenmesser auf Grundschülerinnen los, verletzte sie schwer.
Berhan S. (39) ging mit einem Küchenmesser auf Grundschülerinnen los, verletzte sie schwer.Pressefoto Wagner

Die Mädchen spielten auf dem Schulhof, als ein Messermann wie aus dem Nichts auftauchte. Berhan S. (39) stach immer wieder zu – beinahe tödlich.

Nach dem Drama auf dem Schulhof wird S. nun der Prozess gemacht. Er sah nicht auf, als die Staatsanwältin die Vorwürfe verlas. Es geht um versuchten Totschlag in zwei Fällen. Die Verteidigerin: „Seine psychische Erkrankung war der Auslöser.“ Die Staatsanwaltschaft strebt eine dauerhafte Unterbringung von S. in der Gerichtspsychiatrie an.

Der 3. Mai. Gegen 15.10 Uhr schlich S. auf den Pausenhof der Evangelischen Schule in Berlin-Neukölln. Ein Küchenmesser in seiner Tasche – 15 Zentimeter lang die Klinge. Völlig unvermittelt und wahllos soll er angegriffen haben – ein Albtraum.

Laura (8) und Elisa (7, Namen der Mädchen geändert) saßen auf einem Holzpodest und spielten. Die Staatsanwältin: „Mit gezogenem Messer näherte er sich den Mädchen.“

30 Schülerinnen und Schüler wurden Zeugen der Küchenmesser-Attacke

Zuerst ein Stich in den Hals von Elisa – „in Tötungsabsicht“, so die Anklägerin. Dann stach er noch in Schulter, Oberarm und Oberschenkel. Insgesamt sechs Wunden erlitt Elisa. Dann stach er mit Wucht in den Hals von Laura. Zehn Zentimeter tief – bis auf die Halswirbelsäule.

Dramatische Szenen. Weitere Kinder sahen ihre blutenden Mitschülerinnen, kämpften mutig um das Leben von Laura und Elisa. Zwei Mädchen rannten zu den Verletzten, zogen sie vom Angreifer weg. Die Staatsanwältin: „Da ließ er von ihnen ab, blieb aber vor Ort.“

Beide Mädchen schwer verletzt. 30 Schülerinnen und Schüler als Zeugen. Laura wurde mit einem Rettungshubschrauber in ein Krankenhaus gebracht. Wie Elisa konnte sie nur durch eine Notoperation gerettet werden.

Ex-Drogenjunkie Berhan S. ist bei Polizei und Justiz bekannt

Berhan S. ließ das Messer fallen. Ein Polizist als Zeuge im Prozess: „Ruhig wirkte er.“ Festnahme ohne Widerstand. Und wirre Angaben: „Ich musste es tun, ich wurde erpresst.“ Stimmen im Kopf hätten ihm befohlen, „die Kinder umzubringen“.

Sein Geständnis vor Gericht nun über die Anwältin: „Es tut ihm unendlich leid, er möchte sich entschuldigen. Er kann nicht begreifen, was da geschehen ist.“ S. sei heilfroh, dass die Mädchen überlebt haben. Er habe sich in einer „ausweglosen und verzweifelten Situation befunden“.

Der Messermann ist bei Polizei und Justiz schon bekannt – es gab Verfahren wegen Beleidigung, Bedrohung, Körperverletzung. Lange Drogenkarriere, keinen Beruf erlernt. Als 21-Jähriger zog er Bilanz: „Bekomme nichts gebacken im Leben.“ Beschäftigte sich mit Videos, Rap-Musik, kiffte.

Stimmen im Kopf hätten ihm die Küchenmesser-Attacke befohlen

Seit etwa zehn Jahren hört er nach seiner Darstellung innere Stimmen. Erst seien die nett zu ihm gewesen, „dann wurden sie aber hinterhältig“. S. zu einem Gutachter: „Geister steuerten meinen Körper.“ Medizinische Hilfe habe er sich nicht geholt: „War mir peinlich, habe mich geschämt.“

Bis zum Schulhof-Drama. Stimmen hätten ihm eingeflüstert, er müsse „jemanden mit dem Messer angreifen“. Sonst würde seiner Mutter etwas passieren.

Weil es audiovisuelle Vernehmungen der beiden Mädchen gibt, bleibt ihnen eine Befragung im Prozess erspart. Fortsetzung: Donnerstag.