Es ist ein filmreifer und heikler Spionage-Fall: Ein hochrangiger BND-Mitarbeiter soll als Maulwurf für Russland spioniert haben. Mitangeklagt ist ein Geschäftsmann.
Sie sollen geheime Informationen an den russischen Geheimdienst FSB weitergegeben haben – gegen Agentenlohn von 450.000 Euro und 400.000 Euro. Strengste Kontrollen gelten für den Prozess in Berlin. Die Bundesanwaltschaft wirft den Männern besonders schweren Landesverrat in zwei Fällen vor. Es drohen lebenslange Freiheitsstrafen.
Hauptakteur in dem Schlapphut-Stück: Carsten L. (53), Oberst der Bundeswehr, seit 2007 zur Geheimhaltung besonders verpflichteter Mitarbeiter des BND, zuletzt Referatsleiter. Sein mutmaßlicher Komplize: Arthur E.(32), selbstständiger Kaufmann, handelte mit Edelmetallen und Diamanten, weltweit unterwegs.
BND-Agent ist Oberst der Bundeswehr
Sie lernten sich im Mai 2021 kennen, wurden wohl schnell ziemlich beste Freunde, sollen über Geschäftsmodelle im Ausland gesprochen haben. Ein Bekannter von E. kam mit ins Spiel: der russische Unternehmer M., schwerreich und Angaben zufolge mit Verbindungen zum Inlandsgeheimdienst seines Heimatlandes.
Carsten L. soll im September und Oktober 2022 neun geheime BND-Dokumente an seinen Arbeitsplätzen in Berlin und Pullach bei München ausgedruckt oder abfotografiert haben. Diamantenhändler E. habe diese laut Anklage an den russischen Geheimdienst übergeben – bei Treffen mit FSB-Mitarbeitern in Moskau. Es soll sich auch um für den Krieg in der Ukraine wichtige Dokumente gehandelt haben.
Soldat L. wurde vor einem Jahr festgenommen, E. einen Monat später. Der Kaufmann plauderte gegenüber den Ermittlern. Einer der Anwälte von L. aber über E.: „Eine unzuverlässige Person.“ Es gebe keine objektiven Beweise für den vorgeworfenen Verrat.