BND-Skandal

FBI-Agentin sagt im Berliner Spionage-Prozess aus

Geheimnisverrat, Spionage und eine FBI-Agentin als Zeugin. Der unglaubliche Prozess um BND-Mitarbeiter und eine unheilige Russland-Connection.

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Eingang der Zentrale des Bundesnachrichtendienstes (BND). Zwei Mitarbeiter stehen wegen mutmaßlichen Landesverrats in Berlin vor Gericht. Jetzt sagte eine FBI-Agentin aus.
Eingang der Zentrale des Bundesnachrichtendienstes (BND). Zwei Mitarbeiter stehen wegen mutmaßlichen Landesverrats in Berlin vor Gericht. Jetzt sagte eine FBI-Agentin aus.Christophe Gateau/dpa

Ein Spionage-Skandal, wie ihn die Republik lange nicht gesehen hat: Ein Mitarbeiter des Bundesnachrichtendienstes (BND) soll geheime Informationen direkt an den russischen Geheimdienst FSB weitergegeben haben – mitten in der angespannten Phase des Ukraine-Krieges. Der Fall hat sich zu einem der spektakulärsten Spionageprozesse der letzten Jahre entwickelt und bringt immer neue, schier unglaubliche Details ans Licht. Jetzt sagt auch eine FBI-Agentin aus.

Eine Aussage aus den USA sorgt in dem haarsträubenden Fall für neue Brisanz. Am Berliner Kammergericht trat am mittlerweile 73. Verhandlungstag eine FBI-Agentin in den Zeugenstand, um Licht in die Hintergründe der Befragung des mitangeklagten Geschäftsmannes Arthur E. zu bringen.

Die Agentin schilderte, wie Arthur E., ein in Russland geborener Deutscher, vor seiner Festnahme in Deutschland von amerikanischen Ermittlern in Miami verhört wurde.

Doch warum geriet Arthur E. überhaupt ins Visier des FBI? Diese Frage bleibt vorerst ungeklärt. Tatsache ist jedoch, dass der 33-Jährige nach einer Zollkontrolle am Flughafen auffiel – mit vier Handys und einem Tablet im Gepäck. Eine ungewöhnliche Anzahl für eine Geschäftsreise, die bei den Ermittlern alle Alarmglocken schrillen ließ. Nach eigenen Angaben stimmte Arthur E. der Durchsuchung seiner Geräte freiwillig zu und stand den Beamten Rede und Antwort.

Landesverrat für 450.000 Euro

Die Hauptvorwürfe im Prozess richten sich gegen Carsten L., einen 54-jährigen Mitarbeiter des BND. Laut Anklage sollen er und Arthur E. streng geheime Informationen an den FSB verkauft haben. Der Preis für den Verrat? Märchenhafte 450.000 Euro für Carsten L. und 400.000 Euro für seinen mutmaßlichen Komplizen.

Blick in den Gerichtssaal beim Berliner Landesverratsprozess gegen BND-Mitarbeiter. Eine FBI-Agentin sagte aus.
Blick in den Gerichtssaal beim Berliner Landesverratsprozess gegen BND-Mitarbeiter. Eine FBI-Agentin sagte aus.Bernd von Jutrczenka/dpa

Die Daten sollen 2022, mitten im eskalierenden Krieg zwischen Russland und der Ukraine, übergeben worden sein. Ein Verrat, der nicht nur die deutsche, sondern auch die internationale Sicherheitsgemeinschaft erschütterte.

Geheime Vernehmungen und Sicherheitsmaßnahmen

Das Verfahren gegen die beiden Angeklagten wird unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen geführt. Kein Wunder: Mehr als 50 Zeugen wurden bisher gehört, viele davon hinter verschlossenen Türen, da die Inhalte der Aussagen streng geheim sind.

Auch die Öffentlichkeit wurde teilweise ausgeschlossen. Der Prozess zieht sich bereits seit über einem Jahr hin und wird mindestens bis Januar 2026 dauern – ein Mammutprojekt für die Justiz.

Carsten L. und Arthur E. sitzen seit ihrer Festnahme in Untersuchungshaft. Während Carsten L. am 21. Dezember 2022 verhaftet wurde, klickten für Arthur E. die Handschellen einen Monat später, am 22. Januar 2023, nachdem er aus den USA zurückgekehrt war.

Ein Spionage-Krimi, der Hollywood-würdig ist

Vor Gericht hat Arthur E. bereits umfassend ausgesagt – seine Schilderungen könnten aus einem Hollywood-Drehbuch stammen. Er präsentierte seine Sicht der Dinge schillernd und ausführlich. Doch die Verteidigung von Carsten L. weist alle Vorwürfe entschieden zurück. Der BND-Mitarbeiter lässt erklären, dass die Behauptungen seines Mitangeklagten frei erfunden seien.

Die internationalen Dimensionen des Falls sind atemberaubend: Ein deutscher Nachrichtendienstmitarbeiter, ein Geschäftsmann mit russischen Wurzeln, geheime Informationen und eine FBI-Befragung in Florida – all das vor dem Hintergrund des eskalierenden Konflikts zwischen Russland und dem Westen.

Der Prozess ist längst mehr als ein juristisches Verfahren – er ist ein Drama, das zeigt, wie dünn die Linie zwischen Vertrauen und Verrat in der Welt der Geheimdienste sein kann. ■