Folter-Prozess

Bundeswehrsoldat vergewaltigt – Kameraden kriegen Bewährungsstrafe

Der Soldat wurde mit einem Ekel-Ritual gequält und missbraucht. Doch seine Peiniger kommen mit milden Strafen davon.

Author - Berliner KURIER
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Die Ex-Bundeswehrsoldaten wurden im Vergewaltigungsprozess am Dienstag in Berlin verurteilt.
Die Ex-Bundeswehrsoldaten wurden im Vergewaltigungsprozess am Dienstag in Berlin verurteilt.Pressefoto Wagner

Skandalöse Rituale in einer Kaserne, ein junger Kamerad sexuell misshandelt. Vier Jahre später kommen drei Ex-Soldaten milde davon.

Schuldig der schweren sexuellen Nötigung im Fall von Robby B. (35) und Benjamin K. (31). Ein Jahr und zehn Monate beziehungsweise ein Jahr und acht Monate auf Bewährung. Tino Ka. (36) wurde wegen unterlassener Hilfeleistung und gefährlicher Körperverletzung zu 6500 Euro Geldstrafe verurteilt.

Richter Uwe Nötzel (63): „Da sollte jemand gedemütigt werden.“ Geschehen bei Ritualen. Das Opfer: „Ein Mann, der Probleme hatte, sich in dem robusten Haufen zu platzieren.“

Milderung hätten ihre Geständnisse gebracht und ein Täter-Opfer-Ausgleich mit Schmerzensgeld. B. zahlte 5000 Euro, K. 3000 Euro und Ka. 1500 Euro.

Sie waren Soldaten des prestigeträchtigen Wachbataillons in der Julius-Leber-Kaserne in Reinickendorf. Bis zu Ermittlungen um ein angebliches „Wolfsrudel“ – eine Gruppe von Soldaten soll sich so genannt haben.

Verdacht auf Rechtsextremismus bestätigte sich nicht

Der Verdacht auf Rechtsextremismus bestätigte sich nicht, aber wegen Gewalt gegen einen damals 20-jährigen Kameraden: B. und K. hätten zwischen Februar und Mai 2021 in der Stube von Ka. einen Soldaten vergewaltigt.

Gequält mit einem Ekel-Ritual: „Der Herrn wird ein Zäpfchen bekommen.“ Ka. sah es, griff nicht ein. Bei einem weiteren Angriff auf den jungen Kameraden machte Ka. mit – bei Parole „Schweinehaufen“ warfen sich sechs Soldaten auf das Opfer.

Zwei der drei Angeklagten stehen mit ihren Anwälten vor Prozessbeginn um die Vergewaltigung eines Bundeswehrsoldaten in einem Saal am Kriminalgericht Moabit.
Zwei der drei Angeklagten stehen mit ihren Anwälten vor Prozessbeginn um die Vergewaltigung eines Bundeswehrsoldaten in einem Saal am Kriminalgericht Moabit.dpa

Folgen für den jungen Soldaten erheblich – Schlafstörungen, Albträume, Panikattacken. Erschütternde Geständnisse der Täter: „Eine ritualisierte Form, um den Anfängern zu zeigen, wie es geht.“ Anwältin von B.: „Er hat nur weitergegeben, was er selbst erlebt hat.“

Die Verteidiger: „Es war kein Sexualdelikt.“ Zu bestrafen lediglich als Nötigung mit Bewährungsstrafen von maximal neun Monaten –„ein Augenblicksversagen und schon raus nach zwölf Jahren Bundeswehr“.

Der Staatsanwalt hatte gegen B. und K. auf Vergewaltigung plädiert, jeweils zwei Jahre Haft auf Bewährung gefordert, gegen Ka. verlangte er sieben Monate auf Bewährung. (KE.)