Vergewaltigungsprozess

Ekel-Rituale in der Kaserne: Das miese Spiel der Elite-Soldaten

Auf der Anklagebank sitzen drei Ex-Soldaten. Ihr Opfer leidet bis heute unter Schlafstörungen, Albträumen und Panikattacken.

Author - Berliner KURIER
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Zwei der drei Angeklagten stehen mit ihren Anwälten vor Prozessbeginn um die Vergewaltigung eines Bundeswehrsoldaten in einem Saal am Kriminalgericht Moabit.
Zwei der drei Angeklagten stehen mit ihren Anwälten vor Prozessbeginn um die Vergewaltigung eines Bundeswehrsoldaten in einem Saal am Kriminalgericht Moabit.Christoph Gollnow/dpa

Gewalt gegen einen Kameraden in der Julius-Leber-Kaserne in Berlin. Drei Ex-Soldaten auf der Anklagebank. Sie gestanden nun Ekel-Rituale. Sie waren Soldaten des prestigeträchtigen Wachbataillons: Robby B. (35), Benjamin K. (31) und Tino Ka. (36). Schwere Vorwürfe: B. und K. sollen zwischen Februar und Mai 2021 in der Kaserne einen Kameraden misshandelt und vergewaltigt haben. Ka. habe das laut Ermittlungen beobachtet und nicht eingegriffen.

Ihre Geständnisse erschütternd. Für B. verlas seine Anwältin: „Eine ritualisierte Form, um den Anfängern zu zeigen, wie es geht.“ Mit der Ansage: „Der Herr wird jetzt ein Zäpfchen bekommen.“ Diese Form sei bei der Bundeswehr „nicht ungewöhnlich“.

Es geschah zwischen Februar und Mai 2021 auf der Stube eines der Angeklagten. Spontan soll Tino K. den jüngeren Soldaten Z. (24) festgehalten haben. Die Anklage: „B. führte seinen Finger, auf den er ein Fingerhütchen aus Gummi gezogen hatte, gegen den Willen des Opfers in dessen Rektum ein.“

Vergewaltigung mit dem Finger

Erklärung von K. dazu.: „Es gab keinerlei sexuelle Tendenz bei dem Kommando Zäpfchen.“ Und Ka. gab zu: „Ich blieb untätig, als es zu Übergriffen auf Z. kam.“  Ka. war zudem einer von sechs Männern, die sich bei einem anderen Vorfall auf Z. warfen – „ein spontaner Spaß, infantil und überflüssig“. Das Kommando fürs Draufschmeißen auf den Kameraden sei „Schweinehaufen“ gewesen.

Die Julius-Leber-Kaserne in Berlin
Die Julius-Leber-Kaserne in BerlinSchöning/imago

Opfer Z. bis heute psychisch schwer beeinträchtigt durch die Übergriffe – Schlafstörungen, Albträume, Panikattacken. Er zeigte die miesen Angreifer nicht an. Z. zum Richter: „Sie waren älter, ranghöher.“ Und B. habe gesagt: „Normale Rituale.“

Im Oktober 2021 geriet das Wachbataillon in die Schlagzeilen. Es ging um eine Gruppe, die sich angeblich „Wolfsrudel“ nannte. Fünf bis neun Soldaten – die Gesinnung mutmaßlich „völkisch, teils rechtsextrem“, hieß es. Handys wurden beschlagnahmt, Chats ausgewertet. Ein „Wolfsrudel“ bestätigte sich nicht. Doch die internen Untersuchungen führten zu den Vorwürfen, um die es nun geht. Fortsetzung: 27. August. (KE.)