Irre oder geniale Idee?

Wirtschaftsexperte fordert Rentner-Truppe bei der Bundeswehr!

Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), will Rentnern ein verpflichtendes soziales Jahr aufdrücken!

Author - Berliner KURIER
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Mangels Nachwuchs sollen Rentner die Bundeswehr unterstützen.
Mangels Nachwuchs sollen Rentner die Bundeswehr unterstützen.ArtPhoto_studio/freepik

Die Bevölkerung in Deutschland wird immer älter, die Renten- und Sozialsysteme geraten immer stärker unter Druck und die junge Generation soll die horrenden Kosten schultern. Das ist ungerecht, meint der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher. Er hat eine ganz ungewöhnliche Idee, um die Lasten zwischen Jung und Alt neu zu verteilen!

Rentner zurück in die Truppe?

Denn nicht nur die Sozialsysteme stehen auf der Kippe, wenn es immer mehr Ältere in unserer Gesellschaft gibt. Auch was die Verteidigung Deutschlands durch die veränderte Sicherheitslage in Europa angeht, ist es mangels Nachwuchs immer schwieriger, die Bundeswehr zu stärken.  Debattiert wird ein verpflichtender Wehrdienst, um genug Personal für die Truppe zu gewinnen. Dabei könnten auch ältere Menschen eine Rolle spielen.

Das schlägt zumindest der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher vor. Seine Idee: Es muss ein „verpflichtendes soziales Jahr für alle Rentnerinnen und Rentner“ geben. Statt den wohl verdienten Ruhestand zu genießen, müsse sich die ältere Generation gesellschaftlich „stärker einbringen, beispielsweise im Sozialbereich, aber auch bei der Verteidigung“, sagte Fratzscher und wirft Älteren „zu viel Ignoranz, Selbstbezogenheit und Naivität“ vor. Die Bundeswehr würde dann von den technischen Fähigkeiten vieler Rentner profitieren, sagte Fratzscher. „Warum sollten wir die nicht nutzen, gerade von Leuten, die früher bei der Bundeswehr ausgebildet wurden?“

Marcel Fratzscher bricht eine Lanze für die junge Generation.
Marcel Fratzscher bricht eine Lanze für die junge Generation.Annette Riedl/dpa

Debatte um Wehrpflicht in Deutschland

Die Diskussion um die Wiedereinführung der Wehrpflicht verenge sich häufig auf die jungen Generationen, beklagte Fratzscher. Diese seien aber bereits stark durch steigende Sozialabgaben und die Folgen des Klimawandels belastet. „Wir brauchen mehr Solidarität der Alten mit den Jungen“, sagte Fratzscher. Nötig sei die Verhandlung eines „neuen Generationenvertrags“ für Deutschland.

Deutschland hatte die Wehrpflicht zum 1. Juli 2011 ausgesetzt. Im Grundgesetz ist aber weiterhin verankert, dass Männer ab 18 Jahren zum Militärdienst verpflichtet werden können. Doch gegen eine Wehrpflicht gibt es erhebliche Widerstände in der SPD, sie will auf Freiwilligkeit setzen. Eine Ausweitung der Wehrpflicht auf Frauen hatte die Bundesregierung kürzlich ausgeschlossen.

Auf den Vorschlag eines sozialen Pflichtjahrs von Fratzscher hagelt es Kritik! Von einer Schnappsidee sprach etwa der Sozialverband VdK. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) macht klar: „Ein Pflichtjahr für Rentner lehnen wir ab. Wer jahrzehntelang gearbeitet hat, hat seinen Ruhestand unbedingt verdient. Wir warnen davor, mit solchen Vorschlägen Generationen gegeneinander auszuspielen“, sagte DGB-Vorstandsmitglied Anja Piel der dpa. „Die Frage, wer tatsächlich auf wessen Kosten lebt, ist in allererster Linie eine Frage zwischen Reich und Arm, also zwischen Kapital und Arbeit, und nicht etwa zwischen den Generationen.“