Meine Hinrunde – wie habe ich sie erlebt? Die Spielzeit 2025/26 begann für mich am 20. Juli auf dem Olympiagelände. Bei Herthas Saisoneröffnung wurde ich Augenzeuge, als Präsident Fabian Drescher auf dem Rasen des Amateurstadions ins Mikrofon rief: „Ich freue mich auf eine geile Saison!“ Und er nannte das große Ziel: „Ein Doppelaufstieg unserer Profis in die Erste Bundesliga und unserer Frauen in die Zweite Bundesliga!“ Kurios: Während Drescher sprach, ging plötzlich der Rasensprenger an und der Präsident stand im Regen. Etwa ein Zeichen vom Fußball-Gott?
Mit dem offensiv ausgerufenen Ziel ging ich völlig konform. Nach der schwammigen Anspruchshaltung in der Spielzeit zuvor („Wir wollen oben mitspielen“) zeigte Hertha klare Kante. Umso ernüchternder fiel der Saisonauftakt aus. Spiel eins beim alten Rivalen Schalke 04 artete bei der 1:2-Niederlage in einen dürftigen Auftritt der Blau-Weißen aus. Gegen die giftigen Gastgeber bewegten sich Herthas Spieler wie die „Kaninchen vor der Schlange“.
Noch schlimmer empfand ich das Duell am vierten Spieltag im Olympiastadion gegen die aufmüpfige Mannschaft aus dem saarländischen Fußball-Dorf Elversberg, die immer wieder die vermeintlich Großen der Liga verblüfft. Der Titel „schlechtestes Spiel der Hinrunde“ gebührt dieser Heimpleite (0:2). Aus Berliner Sicht war es ein „Spiel zum Davonlaufen“. Sämtliche Herthaner standen komplett neben der Spur. In der Fußball-Woche (die leider die Hinrunde wirtschaftlich nicht überlebte!) vergab ich als Reporter achtmal die schlechteste Note 5 an die Profis.
Der VAR macht Emotionen kaputt
Aufgeregt habe ich mich regelmäßig über den VAR. Und das unabhängig davon, ob Hertha vom „Video Assistant Referee“ profitierte oder sich benachteiligt fühlte. Entscheidungen, bei denen ein Profi vielleicht fünf Millimeter im Abseits stand und das Tor aberkannt wurde, zerstören das Spiel und sämtliche Emotionen auf dem Rasen und den Tribünen. Ich halte es mit Lukas Kwasniok, dem Cheftrainer des 1. FC Köln. Der sprach Klartext: „Ich mag den VAR nicht nur nicht, ich hasse ihn!“

Ich pfeife auf den VAR, denn für mich ist „das schönste Tor der Hinrunde“ eines Herthaners, ein Treffer, der nicht anerkannt wurde. Es war das Traumtor von Kapitän Fabian Reese beim 2:1-Sieg gegen Preußen Münster. Teamkamerad Sebastian Grönning soll mit dem großen Zeh im Abseits gestanden haben … Die spektakuläre Aktion von Reese hatte das Potenzial für das „Tor des Monats“, so geht sie vielleicht als „Nicht-Tor der Hinrunde“ in die Annalen ein.
Natürlich war die Superserie der Mannschaft im Herbst mit sieben Siegen in Folge in Liga und DFB-Pokal der „Höhepunkt der Hinrunde“ und der Aufstieg wieder greifbarer. Zwei Profis besaßen enormen Anteil an diesen Erfolgen, die meine heißesten Kandidaten für den „Besten Spieler der Hinrunde“ waren: der erst 16-jährige Kennet Eichhorn und Torhüter Tjark Ernst. Eichhorn brach sämtliche Rekorde, stieg zum jüngsten Spieler in der Geschichte der Zweiten Liga auf, avancierte beim rauschhaften 6:1-Sieg gegen den 1. FC Kaiserslautern zum jüngsten Torschützen im DFB-Pokal und besitzt nun mit 20 Millionen Euro aktuell den höchsten Marktwert eines Spielers der Zweiten Liga!
Nicht Eichhorn, Torwart Ernst ist der Mann der Hinrunde
Für mich war dennoch Keeper Ernst der „Mann der Hinrunde“. Der 22-Jährige rettete seinem Team zahlreiche Punkte, verhinderte mit tollen Paraden zehn fast sichere Tore, spielte konstant in Höchstform, sammelte Bestnoten im Fachmagazin Kicker (meist zwischen 1,5 und 2,5) und entwickelte Qualitäten eines Anführers.



