Pfiffig und clever

Fanproteste bei Hertha: Schiri Exner erklärt den Halbzeitpausen-Trick

Schiedsrichter Florian Exner stoppte die Fanproteste bei Herthas Heimsieg mit einer Regel, die sonst eher im Amateurfußball angewendet wird.

Author - Wolfgang Heise
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Schiedsrichter Florian Exner hatte nicht nur Herthas Heimspiel gegen den 1. FC Magdeburg im Griff, sondern auch die Fanproteste.
Schiedsrichter Florian Exner hatte nicht nur Herthas Heimspiel gegen den 1. FC Magdeburg im Griff, sondern auch die Fanproteste.City-Press

Pfiffig und clever! Ein Rechtsanwalt kennt sich eben genau mit Regeln aus. Schiedsrichter Florian Exner (33) war der Mann des Abends im Olympiastadion bei Herthas 3:2-Heimsieg gegen den 1. FC Magdeburg. Der gelernte Jurist trickste die Protest-Fans mit den Tennisbällen gekonnt aus. Er zog einfach die Halbzeitpause vor! Alles im Rahmen der DFB-Spielordnung!

Bei einer Magdeburger Ecke in der 45. Minute hatten Herthas Ultras aus der Ostkurve wieder eine Tennisballschlacht aus Protest gegen den DFL-Investorenvertrag begonnen. Als nach sechs Minuten kein Ende der Würfe in Sicht war, hatte der Unparteiische aus Münster eine Idee.

Die erklärte er dann auch: „Wir haben regeltechnisch die Möglichkeit, die Halbzeit bei schwerwiegenden Verletzungen oder solch einem Szenario wie heute vorzuziehen. Das funktioniert natürlich nur, wenn es zum Ende der ersten Halbzeit passiert. Wir können jetzt nicht nach 25 Minuten die Spieler in die Pause schicken. Im Profibereich ist das eher selten, aber es geht.“ Nach der Pause ging es dann mit den Restminuten der ersten Halbzeit weiter, und danach gab ohne Pause den Seitenwechsel.

Exner mit diplomatischem Geschick

Exner verlässt gemeinsam mit den Spielern den Rasen, nachdem er die Halbzeitpause vorgezogen hatte.
Exner verlässt gemeinsam mit den Spielern den Rasen, nachdem er die Halbzeitpause vorgezogen hatte.Stache/dpa

Doch das war hinter den Kulissen nicht das Einzige. Exner hätte auch einfach von sich aus zur Halbzeit pfeifen können, doch er entschied sich für einen diplomatischen Weg und ging zu Hertha-Trainer Pal Dardai, Magdeburg-Coach Christian Titz und den Kapitänen beider Teams. Exner: „Theoretisch muss ich das nicht. Es war mir aber wichtig, mit den Trainern und Kapitänen zu sprechen. Wir sitzen alle im selben Boot. Alle waren der Meinung, das sei eine gute Entscheidung.“ War es, die Tennisballschlacht war beendet.

Exner dachte dabei als Allererstes an die Gesundheit der Spieler: „Sie kühlen sich bei solchen Unterbrechungen ab. Das Verletzungsrisiko erhöht sich. Da haben wir diesen im Profibereich eher seltenen Weg gewählt.“ Es war eine Entscheidung aus der Intuition des jungen Referees. Exner: „Natürlich waren wir vorbereitet, dass es wieder zu Protesten kommt. Aber das hatte ich vorher nicht so im Kopf durchgeplant.“ 

Schiri winkt Beförderung in die Bundesliga

Der Rechtsanwalt pfeift erst seine zweite Saison in der Zweiten Liga, doch der Mann bewies sehr gutes Fingerspitzengefühl. Eine Beförderung in die Bundesliga ist nur noch eine Frage der Zeit. Pal Dardai lobte ausdrücklich den Schiri: „Wir waren einverstanden mit dem Referee, der war gut.“

Nach diesem Auftritt des smarten Schiris ist es umso mehr ein Rätsel, dass er vor vier Monaten Opfer eines Ausrasters wurde. Beim Drittligaspiel zwischen SV Sandhausen und SSV Ulm (1:2) wurde er von Sandhausens Präsident Jürgen Machmeier nach dem Abpfiff geschubst. Der DFB leitete ein Disziplinarverfahren gegen den Vereinsboss ein und verdonnerte ihn zu 10.000 Euro Geldstrafe und Innenraumverbot für vier Spiele.