Lange war es still um Ingo Schiller. Der frühere Finanzchef von Hertha BSC, der einst mit Applaus verabschiedet wurde – und später vom eigenen Präsidenten öffentlich kritisiert –, kehrt jetzt auf die große Sportbühne zurück. Und zwar nicht irgendwo, sondern als neuer starker Mann der European League of Football. Viele sagen: Wenn einer mit wirtschaftlichen Stürmen umgehen kann, dann Schiller. Schließlich hat er bei Hertha jahrelang im Dauerorkan gearbeitet.
Ingo Schiller kennt Krisen von Hertha BSC
Er kennt sich aus mit Zahlen – und mit Krisen. Ingo Schiller (60), der einst über zwei Jahrzehnte lang das Finanz-Ruder bei Hertha BSC hielt, ist zurück. Nicht im Olympiastadion, sondern im Football-Stadion. Die European League of Football (ELF) hat Schiller am Montag als neuen Co-CEO und Chief Financial Officer präsentiert. Zur kommenden Saison übernimmt er den CEO-Posten komplett.
Eine Überraschung? Nicht für alle. In der Liga wurde zuletzt heftig intern gestritten. ELF-Commissioner Patrick Esume (51) hatte „unüberbrückbare Differenzen“ mit CEO Zeljko Karajica (54) beklagt. Auch Franchises wie Champion Rhein Fire drohten offen mit dem Ausstieg.
Wie bei Hertha BSC: Ingo Schiller sieht im Football viel Potenzial
Bedeutet: Die ELF, in der auch die Berlin Thunder ums sportliche Überleben kämpfen, brennt – und braucht dringend einen Mann, der mit Krisen umgehen kann. Willkommen, Ingo Schiller.

Und der? Gibt sich gewohnt sachlich, aber motiviert. „Ich sehe enormes Potenzial bei der ELF – sportlich wie wirtschaftlich. Die Liga ist schnell gewachsen, aber sie steht noch am Anfang ihrer Reise“, sagte Schiller. Seine Aufgabe: Ruhe reinbringen. Strukturen schaffen. Und Vertrauen aufbauen.
Kay Bernstein rechnete bei Hertha BSC mit Ingo Schiller ab
Dazu passt seine Hertha-Vergangenheit – je nach Perspektive – perfekt oder gar nicht. Schiller kam 1998 an die Spree, wurde 2001 Geschäftsführer Finanzen. 2022 war Schluss. Der im Januar 2024 verstorbene Präsident Kay Bernstein rechnete später öffentlich mit ihm ab: „250 Millionen Euro verbrannt – die finanzielle Verantwortung lag bei ihm.“ Ein Satz, der Schiller bis heute verfolgt.

Dabei arbeitete der Mann fast durchgängig unter Hochspannung. Hertha wollte sportlich hoch hinaus, das Geld dafür war meist nicht da. Also lebte der Klub auf Pump – und Schiller hielt den Laden zusammen, insbesondere während der Corona-Krise. Es war auch Schiller, der 2019 den Kontakt zu Investor Lars Windhorst (48) herstellte. Die Folgen sind bekannt.
Ingo Schiller wurde bei Hertha BSC zum Sündenbock
Nun also Football statt Fußball. Die ELF setzt auf den Mann, den Hertha mit Standing Ovations verabschiedete – und dann zum Sündenbock machte.
Vielleicht passt es also doch: Schiller kennt Finanzdruck, kennt öffentliche Kritik, kennt Hoffnungen, die größer sind als das Budget. „Make Football great again“? Klingt wie ein Spruch. Für Schiller ist es ein Déjà-vu.