Zwischen Frust und Hoffnung

Nach Heimpleite gegen HSV: Ist für Hertha BSC die Saison gelaufen?

Vom Wiederaufstieg träumt nach dem Fehlstart in der Rückrunde keiner mehr bei Hertha BSC. Trainer Pal Dardai schaut lieber in die Zukunft.

Author - Wolfgang Heise
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Trainer Pal Dardai klatscht nach dem Abpfiff der 1:2-Heimpleite gegen den HSV mit viel Frust im Gesicht Herthas Torjäger Haris Tabakovic ab.
Trainer Pal Dardai klatscht nach dem Abpfiff der 1:2-Heimpleite gegen den HSV mit viel Frust im Gesicht Herthas Torjäger Haris Tabakovic ab.City-Press

Hertha BSC und das junge Jahr 2024: mit einem Fünkchen Hoffnung auf den Relegationsplatz 3 in die Winterpause gegangen. Und jetzt ein Fehlstart: aus dem Pokal raus und nach drei Liga-Spielen nur einen Punkt geholt. Absolute Katerstimmung in Blau-Weiß nach der 1:2-Heimpleite gegen Topteam HSV. Zehn Zähler Rückstand auf die Aufstiegsplätze. Ist für Hertha die Saison jetzt schon gelaufen?

Einen Tag nach der Niederlage gegen den HSV sagt Trainer Pal Dardai am Sonntagvormittag: „Seien wir ganz ehrlich: Wir haben im Januar wirklich Pech mit vielen Dingen. Aber gestern hat die Mannschaft gearbeitet. Ich kann ihr keinen Vorwurf machen. Ich war zufrieden mit der Moral, das war ein Fortschritt.“

Mit den vielen Dingen meint er den Tod des jungen Präsidenten Kay Bernstein (43), der den ganzen Klub geschockt hat. Und eine Noroviruswelle, wegen der seit dem Trainingslager in Spanien 60 Prozent der Spieler schon flachlagen oder noch immer -liegen.

Dardai: „Drei Niederlagen, das ist schon heftig“

Patient Hertha ist auf dem Weg der Besserung. Dardai erklärt schonungslos nochmal die Spiele davor: „Drei Niederlagen, das ist schon heftig und schwer, aber viel schmerzhafter war das Düsseldorf-Spiel (2:2, Anm. d. Red.). Das hatten wir in der Hand. Doch nach der Halbzeit waren wieder 20 Prozent verschwunden. In Wiesbaden war nichts drin. Ich kann es immer noch nicht sagen, woher es kam. Alle waren krank und die Mannschaft war schlapp. Und das Pokalspiel war ähnlich.“

Jetzt wurde immerhin gegen den HSV wieder Vollgas gegeben. „Jetzt reden wir wieder darüber, dass die Mannschaft gearbeitet hat, ans Limit gegangen ist und die nötige Aggressivität hatte.“ Doch es war die dritte Pleite innerhalb einer Woche und diese sitzt tief.

Dardai: „Wir arbeiten an einer Zukunftsmannschaft“

Marten Winkler (r.) ist mit 21 Jahren Stammspieler bei Hertha BSC. Trainer Pal Dardai setzt nicht nur auf ihn, sondern auf viele Jungprofis.
Marten Winkler (r.) ist mit 21 Jahren Stammspieler bei Hertha BSC. Trainer Pal Dardai setzt nicht nur auf ihn, sondern auf viele Jungprofis.City-Press

Auf die Frage, ob die Saison jetzt gelaufen ist, sagt der Coach: „Für uns ist die Saison nicht gelaufen. Wir haben sehr viele junge Spieler. Und das war von Anfang an angesagt: Es ist ein Übergangsjahr. Wir müssen sie so fördern und so spielen lassen, damit wir eine Achse haben. Wir reden über eine Zukunftsmannschaft. Jeder Tag hier ist Arbeit für die Zukunft.“ Die Antwort ist ein Jein!

Das heißt: Ein Ziel in der Tabelle gibt es jetzt nicht mehr. Nur ein Abstieg muss verhindert werden. Der Blick geht schon auf den Sommer, dann sollen die Jungprofis mehr Erfahrung gesammelt haben. Doch einen Schlendrian lässt Dardai nicht zu: „Wir waren vorher zehnmal ungeschlagen, das ist im Unterbewusstsein. Aber wir haben nicht die Spieler, die alles mit Qualität schaffen. Wir müssen immer am Limit spielen. Das ist ein bisschen Mentalität, da müssen wir reinwachsen.“

Stürmer Haris Tabakovic, der das Tor zum 1:1 gegen den HSV machte, beschreibt den Zustand so: „Das Fazit nach der Woche? Schlecht! Wir müssen die Punkte zurückholen. Wir müssen mit Vollgas auftreten, die Situation ist schwierig.“ Der nächste Gegner ist am Sonntag Fürth. In der Hinrunde gab es einen 5:0-Heimsieg gegen die Franken. Es war das Ausrufezeichen von Hertha nach dem Bundesliga-Abstieg 2023. Gibt es jetzt in Fürth wieder so einen Wachrüttler? ■