Hertha BSC steht schon am 2. Spieltag der Zweiten Liga unter Druck. Nach der 1:2-Heimpleite gegen den SC Paderborn muss Sonnabend (20.30 Uhr) ein Sieg beim Topteam Hamburger SV her. Unmöglich? Nein! Denn die blau-weißen haben Torjäger Haris Fluppe Tabakovic (30) und der ist viermal besser als Hamburgs neuer Stürmer und Ex-Herthaner Davie Selke (29).
Tabakovic kam, sah und traf bei Hertha, als er vergangenen Sommer von Austria Wien zu den Blau-Weißen wechselte. 22 Tore in der Zweiten Liga, Torschützenkönig, dazu noch drei Treffer im Pokal. 25-mal netzte der Schweiz-Bosnier ein.
Selke spielte von Juli 2017 bis Januar 2023 für Hertha – mit anderthalb Jahren Unterbrechung bei Werder Bremen (Rückrunde Januar 2020 bis Juli 2021). Im Zeitraum von vier Jahren machte er 26 Tore für die Blau-Weißen. Also gerade mal ein Tor mehr als Tabakovic in einer Saison.
Tabakovic: 25 Tore in einem Jahr, Selke: 26 Tore in vier Jahren
Ist der Vergleich so korrekt? Selke spielte bei Hertha Bundesliga, Tabakovic Zweite Liga. Da ist ein Klassenunterschied. Trotzdem: Es gibt auch einen anderen Klassenunterschied, nämlich die individuelle Betrachtung der Spieler.
Fluppe spielte jahrelang unter dem Radar viler Klubs und begriff sofort die Chance, die er bei Hertha hat. Aber auch die enorme Herausforderung: Den finanziell maroden Klub mit Toren wieder glücklich machen. Auf Tabakovic lastete vergangenes Jahr von seinem ersten Spiel an (das war übrigens beim 0:3 in Hamburg) ein enormer Druck.
Tabakovic übertraf alle Erwartungen und Hertha hat nach drei Jahren, nach dem Abschied von Vedad Ibisevic (40), endlich mal wieder einen echten Torjäger. Der Vedator ist auch das Stichwort bei Selke. Als der Angreifer 2017 von RB Leipzig kam, sollte er Schritt für Schritt Ibisevic (damals bereits 33 Jahre alt) als Stürmer Nummer 1 beerben. Das gelang ihm nie. Selke blieb bei Hertha immer nur ein Joker und kam in fünf Jahren in 126 Spielen auf nur 6607 Spielminuten. Tabakovic machte in zwölf Monaten 37 Spiele mit 2972 Spielminuten.
Wer füttert Tabakovic mit Flanken?

Sonnabend kommt es zum Duell der beiden. Selke wechselte vor einem Monat von Bundesliga-Absteiger 1. FC Köln zum Hamburger SV. Wer trifft dann? Tabakovic hat einen Nachteil, weil sein kongenialer Flankengeber Fabian Reese noch Wochen wegen einer Fuß-OP ausfällt. Doch das sieht Tabakovic mit Schweizer Sachlichkeit: „Natürlich schmerzt, es, dass Fabi nicht dabei ist. Aber Weinen nützt nichts. Jetzt müssen andere ihre Chance nutzen. Ein Superdribbler wie Fabi werde ich nicht.“
Heißt: Tabakovic braucht Flanken von den Flügelspielern Marten Winkler, Palko Dardai oder Derry Scherhant, damit er treffen kann. Er selbst strahlt auch nach der Paderborn-Pleite Selbstvertrauen aus und sagt „ES war jetzt ein Spiel. Wir wissen, das war nicht positiv. Wir Spieler sind aber ambitioniert, wir wissen was die Ziele vom Klub sind. Es geht darum, dass wir die Leistung auf den Platz bringen.“
Hamburg wird ein Wahrsager für Hertha, aber Fluppe bleibt cool. Genau wie bei seinen Verhandlungen, um eine vorzeitige Vertragsverlängerung. „Das sind ehrliche und gute Gespräche, die meine Seite mit dem Klub führt. Aber es gibt nichts zu verkünden. Ich konzentriere mich lieber auf das nächste Spiel.“ Gegen Hamburg traf Tabakovic vergangene Saison einmal (beim 1:2-Rückspiel). Und wie oft traf Selke gegen Hertha in seiner Karriere? Fünfmal! Mal sehen, wie das Duell am Ende ausgeht ... ■