Für manche Hertha-Fans war der Deadline Day eine herbe Enttäuschung. Andere sind der Meinung, die Transferphase passt wie die Faust auf das derzeitige blau-weiße Auge. Auch Benjamin Weber (44) macht keinen Hehl daraus, dass sich Hertha BSC am Tiefpunkt befindet. Der Sportdirektor stärkt Trainer Cristian Fiel (44) dennoch den Rücken – zumindest vorerst.
Das 0:2 beim Tabellenletzten Jahn Regensburg hat bei Hertha BSC Spuren hinterlassen. Vor allem sorgte die Art und Weise dafür, dass etwas im blau-weißen Kosmos kaputtgegangen ist. Der Rückhalt der Fans, Herthas Faustpfand in den vergangenen Jahren, bröckelt jedenfalls gewaltig.
Hertha BSC: Weber fordert von Fiel viel mehr Punkte
Zielscheibe Nummer eins ist dabei wie so oft der Trainer. Weber nimmt Fiel, der selbst von einer „unwürdigen Leistung“ sprach und seine Spieler anzählte, in Schutz: „Das kann dann nicht immer der Trainer machen“, erklärt der Sportdirektor und stellt direkt klar, wer jetzt gegen Kaiserslautern (Sonnabend, 20.30 Uhr) in der Pflicht ist: „In diesem Augenblick sind die Mannschaft und die Führungsspieler klar gefordert. Nicht nur eine Reaktion zu zeigen, sondern auch Sachen selbst in die Hand zu nehmen.“

Fiel macht Weber für die Blamage von Regensburg keinen konkreten Vorwurf. Der Trainer hatte sein Team sogar extra eindringlich davor gewarnt, das Schlusslicht zu unterschätzen – offensichtlich vergeblich.
Herthas Sportdirektor nimmt Spieler in die Pflicht
Weber stärkt zwar Fiel, der erst seit Sommer als Nachfolger von Klub-Legende Pal Dardai (48) auf dem Chefsessel bei Hertha BSC sitzt, den Rücken. Aber Herthas Sportdirektor ist lange genug im Fußball-Business, um zu wissen, wie das knallharte Geschäft läuft, wenn die Ergebnisse ausbleiben: „Du kannst viel reden, viel coachen, viel anleiten. Du kannst öffentlich in Interviews die Zusammenarbeit mit einem Trainer loben. Aber am Ende musst du Taten sprechen lassen. Und die sieht man nur auf dem Platz.“
Vom Aufstieg träumt bei Hertha BSC niemand mehr
Bedeutet: Ein Trainer-Rauswurf steht bei Hertha BSC nicht zur Debatte. Bekommt Fiels Team nicht schnell die Kurve und punktet wieder, könnte der Druck auf die Hertha-Bosse, Fiel zu entlassen, schnell zu groß werden. Weber will zwar mit Fiel weitermachen. Liefert die Mannschaft gegen Kaiserslautern aber noch mal so eine desaströse Leistung wie zuletzt ab, könnten Fiels Tage bei Hertha kann schnell gezählt sein.
Fakt ist: Vom Aufstieg träumt bei Hertha BSC niemand mehr. Weber will erstmals so schnell wie möglich aus der Zone, die – nach einer solchen Nicht-Leistung wie in Regensburg und bei nur acht Punkten Rückstand auf den Relegationsplatz – sogar etwas nach Abstiegskampf riecht: „Es geht jetzt erst einmal darum, Punkte zu holen und wieder auf einen einstelligen Tabellenplatz zu kommen.“
Weber erklärt Herthas Vorgehen auf dem Transfermarkt
Das Ziel wäre mit einem echten Knipser sicher leichter zu erreichen. Seit dem Abgang von Haris Tabakovic, der in der vergangenen Saison sich mit 22 Toren die Torjägerkrone der Zweiten Liga sicherte, konnte kein Spieler in seine Fußstapfen treten. Bester Hertha-Torschütze ist derzeit Flügelflitzer Derry Scherhant mit acht Toren.
Weber verteidigt sein Vorgehen auf dem Winter-Transfermarkt, keinen neuen Spieler für die Rückrunde verpflichtet zu haben: „Es hat sich nichts ergeben, was die Mannschaft verstärkt hätte und wirtschaftlich machbar war.“ Gleichzeitig habe sich Hertha bewusst dazu entschieden, begehrte Spieler wie Ibrahim Maza (19) nicht abzugeben. Für das Mega-Juwel sollen Hertha am Deadline Day zwei Angebote über 20 Millionen Euro ins Haus geflattert sein. ■