Hertha-Kolumne

Neuer Co-Trainer: Bei Hertha BSC waren Schattenmänner immer wichtig

Genügend Erfahrung in kritischen Situationen: Armin Reutershahn soll als Assistent von Cheftrainer Cristian Fiel helfen, die Blau-Weißen auf Kurs zu bekommen.

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Co-Trainer Armin Reutershahn (64, l.) steht bei Hertha BSC seit Kurzem neben Athletik-Coach Jaime Monroy (42, 2.v.l.) Cheftrainer Cristian Fiel (44,M.) zur Seite.
Co-Trainer Armin Reutershahn (64, l.) steht bei Hertha BSC seit Kurzem neben Athletik-Coach Jaime Monroy (42, 2.v.l.) Cheftrainer Cristian Fiel (44,M.) zur Seite.Nordphoto/imago

Die Schlagzeilen nach dem desaströsen Auftritt der Hertha beim Tabellenletzten Jahn Regensburg, hatten es in sich: „Fans oder Fiel weg? Die Hertha-Bosse in der Zwickmühle“ oder „Wie lange darf Fiel noch verlieren?“

Dem 44-jährigen Cheftrainer ist bewusst, dass er und sein Team am Sonnabend das Heimspiel gegen den Tabellen-Vierten 1. FC Kaiserslautern nicht verlieren sollte. Es geht nicht nur um seinen Job, es geht um die Zukunft des Vereins, der höllisch aufpassen muss, nicht im Mittelmaß zu versinken.

Bei Hertha BSC ist Trainer Fiel nicht das Problem

Nun darf man die aktuelle Misere – die mehr oder minder heftig – eigentlich seit fast fünf Jahren anhält, nicht allein am Trainer festmachen. Die Einstellung der auch in Liga zwei hochbezahlten Profis ist zu hinterfragen und auch Entscheidungen der sportlichen Führung.

Herthas neuer Co-Trainer Armin Reutershahn (64) sucht das Gespräch mit Mittelfeld-Chef Diego Demme (33).
Herthas neuer Co-Trainer Armin Reutershahn (64) sucht das Gespräch mit Mittelfeld-Chef Diego Demme (33).Nordphoto/imago

Cristian Fiel habe ich einst als spielstarken und eloquenten Profi beim 1. FC Union kennengelernt. Das war Anfang der 2000er Jahre. Danach habe ich seine Karriere sporadisch verfolgt. Im Sommer vorigen Jahres gehörte ich zu denjenigen Beobachtern, die sich wunderten, dass Hertha rund 400.000 Euro Ablöse für Fiel an den 1. FC Nürnberg zahlte, obwohl  er mit dem „Club“ am Ende der Saison 2023/24 mit 40 Punkten lediglich auf Rang 12 landete, Hertha mit 48 Punkten auf Platz 9 einkam, sich aber von Trainer Pal Dardai trennte.

Hertha BSC: Anstellung von Reutershahn ein Eingeständnis

Fiel ist ohne Zweifel ein innovativer Coach mit vielen guten Ideen, kann aber in seiner überschaubaren Vita als Fußballlehrer (Dynamo Dresden, Nürnberg) bislang keine nennenswerten Erfolge aufweisen.

Nun setzten die Hertha-Verantwortlichen in der vorigen Woche ein wichtiges Signal, als sie in Armin Reutershahn (64) den „Co-Trainer schlechthin“ im deutschen Profifußball zusätzlich in den Staff von Fiel holten. Neben Peter Hermann (u.a. Bayer Leverkusen, Bayern München) gilt Reutershahn als der „ewige“ Assistenztrainer der Bundesliga mit einem riesigen Erfahrungsschatz. Den sammelte er als loyaler Helfer seiner Cheftrainer bei acht (!) Bundesligaklubs. Man kann die Verpflichtung von Reutershahn als spätes Eingeständnis der Sportchefs sehen, dass dem bisherigen Trainerstab mit den Assistenten Jaime Monroy (42/Analytiker) und Patrick Ebert (37/Standard-Trainer) vor allem eines fehlt: genügend Erfahrung in kritischen Situationen.

Hertha BSC weiß, wie wichtig Co-Trainer sind

Es scheint, als ob Hertha BSC trotz der aktuellen Krise Fiel weiter als Langzeitprojekt betrachtet, der nun durch Reutershahn eine wichtige Hilfestellung bekommen hat. Die Voraussetzungen, damit der „absolute Wunschtrainer“, so einst Sportdirektor Benjamin Weber, doch noch Erfolg haben kann, hat man so erst einmal verbessert.

Genügend Beispiele, in denen Co-Trainer eine wichtige Rolle spielten, gibt es in der Hertha-Geschichte genügend. Es begann mit Hans „Gustav“ Eder, der von 1968 bis 1991 elf Chefs assistierte und sogar viermal als Interimstrainer einsprang. „Ich bin der geborene Co-Trainer“, sagte der treue Eder einst. Auch Karsten Heine erarbeitete sich in den 1990er und 2000er Jahren einen glänzenden Ruf als Co-Trainer, stieg mehrmals zum Chefcoach auf. Verdienste als „Schattenmänner“ hinter den im Rampenlicht stehenden Chefs erwarben sich auch Bernd Storck, Markus Gellhaus oder Rainer Widmayer, der glänzend mit Pal Dardai harmonierte. Der Schweizer Meistercoach Lucien Favre ließ sogar einst von Manager Dieter Hoeneß seinen knallharten Co-Trainer Harald Gämperle („Dirty Harry“) vom FC Zürich herauskaufen und Felix Magath brachte für seine Rettungsaktion in Berlin im Mai 2022 den „schottischen Vulkan“ Mark Fotheringham als Assistent mit. Eine glänzende Wahl!

Gelingt Hertha BSC mit Reutershahn die Wende?

„Die Rolle der Co-Trainer ist enorm wichtig“, sagte mir Hertha-Legende Nello Di Martino, der unter 25 Cheftrainern als Torwartcoach arbeitete, „auch wenn die Cheftrainer immer sagen, dass ihre Tür bei Problemen offen steht – die Profis gehen fast immer zum Co-Trainer. Der ist eine sehr wichtige Vertrauensperson.“

Vielleicht kann Armin Reutershahn zum entscheidenden Puzzle im Trainerstab von Cristian Fiel werden. Die Zeit drängt, aber zuzutrauen ist es ihm allemal. ■