Die Hertha-Krise

Fans oder Fiel weg? Hertha-Bosse sind in der Zwickmühle

Die Anhänger von Hertha BSC werden immer lauter und fordern den Rausschmiss von Trainer Cristian Fiel.

Author - Wolfgang Heise
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Herthas Trainer Cristian Fiel wirkte nach der 0:2-Blamage beim Tabellenletzten Regensburg ratlos bis tief enttäuscht.
Herthas Trainer Cristian Fiel wirkte nach der 0:2-Blamage beim Tabellenletzten Regensburg ratlos bis tief enttäuscht.IPA Photo/Imago

Die nächste Krise bei Hertha BSC ist da. Und sie ist schwerwiegender als alle anderen. Nach der desaströsen 0:2-Blamage beim Tabellenletzten Jahn Regensburg gehen die Fans auf Distanz zum Klub. Das größte Pfund für Hertha fängt an zu bröckeln. Wut, Fassungslosigkeit und tiefe Enttäuschung. Und dazu die massive Forderung, Trainer Christian Fiel (44) rauszuschmeißen. Herthas Bosse sind jetzt in der Fiel-Zwickmühle.

Die Fakten liegen auf dem Tisch: Hertha BSC spielte die schlechteste Heim-Hinrunde aller Zeiten in der Zweiten Liga. Nur zwei Siege in neun Spielen, sieben Punkte! Das ist abstiegsreif, nur die Fans haben Champions-League-Klasse. Doch mit dem unglaublich starken Support könnte es jetzt ganz schnell vorbei sein.

In der Hinrunde gab es viele Verletzte im Team, da konnte jeder noch die Hoffnung haben, dass es in der Rückrunde besser würde. Wurde es aber nicht! Hertha gewann mit Glück in Paderborn 2:1, überzeugend war der Auftritt nicht. Gegen den HSV verlor man unglücklich 2:3, da war aber nur der eingewechselte Fabian Reese der Impulsgeber. Und der ging auch am Sonnabend als Joker bei der Nichtleistung des Teams unter.

Das Experiment Fiel ist gescheitert

Cristian Fiel sollte modernen Angriffsfußball spielen lassen. Deswegen wurde er geholt. Immer mal wieder einen Hauch konnte man erkennen, doch einen echten Durchbruch zu mehr Entwicklung im Team gab es nie. Hertha ist mit dem Ziel angetreten, in dieser Saison oben mitzuspielen. Nach 20 Spielen und nur 25 Punkten auf Platz 12, mit zehn Zählern Rückstand auf die Aufstiegsplätze, ist das Experiment Fiel gescheitert.

Hoffnung auf Besserung haben die Fans nicht mehr. Schon die 1:2-Heimblamage gegen Aufsteiger Preußen Münster kurz vor Weihnachten war das erste Warnsignal, dass irgendetwas mit diesem Team nicht stimmt. Da gab es eine knallharte Ansage von der Ultra-Szene in der Ostkurve an die Spieler und danach eine teaminterne Krisensitzung.

Eine Winterpause, ein Trainingslager und eine Blamage später muss man sagen: Die Spieler haben nicht dazugelernt, was bedingungslose Arbeitsbereitschaft angeht. Fiel sagt es sogar selbst: „Wir haben alles vermissen lassen. Die Leistung war unwürdig.“ Doch das ist auch eine Frage der Motivationskunst eines Fußballlehrers.

Wie lange halten Herthas Bosse noch an Fiel fest?

Präsident Fabian Drescher und Sportdirektor Benjamin Weber erleben gerade schwierige Wochen bei Hertha BSC.
Präsident Fabian Drescher und Sportdirektor Benjamin Weber erleben gerade schwierige Wochen bei Hertha BSC.Engler/nordphoto/Imago

Und Herthas Bosse? Sie sind spätestens jetzt in einer Lage, wo mit einem Trainerwechsel reagiert werden sollte. Von den vergangenen sechs Ligaspielen wurde nur eines mit viel Glück gewonnen. Von Spielphilosophie und Ballbesitzfußball ist schon lange nichts mehr zu sehen. Das Problem ist: Ein Rausschmiss Fiels wäre das Eingeständnis eines Fehlers bei der Trainerfindung im Sommer. Die Zwickmühle geht weiter, bis es noch mehr wehtut. Festhalten am Glauben, dass es noch besser wird. Doch damit verliert man schleichend die Fans.

Hertha hielt auch schon beim Bundesliga-Abstieg 2023 viel zu lange an Coach Sandro Schwarz fest, obwohl jeder sah, dass es nicht funktioniert. Der hatte damals nach 20 Spielen 17 Punkte. Danach holte Schwarz nur fünf weitere Zähler in acht Spielen. Die Reißleine wurde nach einem desaströsen 2:5 bei Mitabsteiger Schalke 04 zu spät gezogen. Nachfolger Pal Dardai schaffte in sechs Spielen immerhin noch sieben Punkte. Das reichte aber nicht für den Klassenerhalt. ■