Katastrophe, respektlos!

Herthas Ibo Maza nach Heimdesaster: „Als Fan wäre ich nicht gekommen!“

Ausgerechnet der jüngste Spieler von Hertha BSC, Ibo Maza (19), spricht die brutale Wahrheit nach dem 1:2-Debakel gegen Preußen Münster aus.

Author - Wolfgang Heise
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Herthas Superjuwel ist fassungslos über die fünfte, beschämende Heimpleite der Saison - 1:2 gegen Aufsteiger Preußen Münster.
Herthas Superjuwel ist fassungslos über die fünfte, beschämende Heimpleite der Saison - 1:2 gegen Aufsteiger Preußen Münster.City-Press

Herthas Berliner Weg hat nicht nur Schlaglöcher. Seit Freitagabend ist die Fahrbahn in ein Erdloch der Enttäuschungen abgestürzt. 1:2-Blamage gegen Preußen Münster, die fünfte Heimpleite. So schlimm wurden die blau-weißen Fans in allen Zweitliga-Saisons (davon gab es 17) noch nie im Olympiastadion gequält. Ausgerechnet der jüngste Spieler Ibo Maza (19) spricht die brutale Wahrheit aus: „Die Leistung war respektlos gegenüber den Fans.“

Über 45.000 Anhänger kamen und wollten zumindest mal eine Wiedergutmachung für die miesen Heimspiele zum Jahresabschluss sehen. Sie wollten eine Reaktion des Teams nach dem 1:2 In Fürth sehen oder aber auch auf das Heimdesaster, diesem 2:2 gegen Aufsteiger Ulm vor drei Wochen. Sie haben die Reaktion dieses Teams gesehen: Wir können es noch schlechter!

Maza, der wegen eines Pferdekusses im Oberschenkel zur Pause ausgewechselt werden musste, spricht es unverblümt aus: „Es ist einfach eine Katastrophe. Nach dem, was wir die letzten Wochen abgeliefert haben, mussten wir uns eigentlich rächen und endlich mal zeigen, was wir können.”

Maza: „Unsere Leistung war respektlos gegenüber den Fans“

Superjuwel lieferte eine Halbzeit eine gute Leistung ab, danach war er verletzt und Hertha brach auseinander.
Superjuwel lieferte eine Halbzeit eine gute Leistung ab, danach war er verletzt und Hertha brach auseinander.City-Press

Ist mal wieder nicht passiert. Herthas Superjuwel dachte dabei an die geschundenen Seelen der Fans, die das Team bisher bedingungslos unterstützten: „Wenn es nach mir gegangen wäre: Ich hätte nicht gedacht, dass heute so viele kommen. Wenn ich ein Fan wäre, wäre ich heute nicht gekommen. Das sage ich ehrlich. Dass im letzten Heimspiel trotzdem so viele hier waren und wir das mit so einer Leistung zurückgeben, ist einfach respektlos.“

Endlich sagt es mal jemand auch so deutlich. Nach dem totalen Versagen gegen Münster gab es Pfiffe gegen das Team und gegen Trainer Cristian Fiel. Die Stimmung kippt langsam. Der Glaube an diesen Berliner Weg hat erste Risse. Viele Fans fordern mal wieder die Entlassung des Trainers. Fiel hat jetzt eine schlechtere Punkte-Ausbeute (21) als Vorgänger Pal Dardai (24).

Fan-Wut gegen Fiel, aber hat der Coach wirklich Schuld?

Die Wahrheit ist: Die Fußballphilosophie (Ballbesitzfußball statt Umschaltfußball) wurde geändert, doch die Schwächen sind noch immer dieselben: Kein Spiel über 90 Minuten konstante Leistungen, fatale individuelle Fehler, schwache Abwehrleistungen, unsaubere Pässe, keine zwingende Offensive. Liegt das am Trainer? Eher dann doch an den Spielern selbst.

Der zwölfte Mann auf den Rängen hat mit seiner Kuschel-Atmosphäre zur Aufhebung des Leistungsprinzips beigetragen. Solidarät und Zusammenhalt ist ja auch hilfreich in schweren Zeiten für den Klub. Applaus gab es auch bei schlappen Vorstellungen der Profis. Aber die blau-weiße Wohlfühloase trocknet gerade aus. Jeder im Verein – vom Präsidenten bis zum Spieler sollte sich hinterfragen, ob das so noch der richtige Weg ist. Mazas ehrlicher Satz (“Ich wäre als Fan nicht gekommen.”) sagt viel mehr aus, wie es wirklich um Hertha steht.