Stürmerfrage immer heißer

Hertha BSC: Nur Edeljoker? Niederlechner will mehr Vertrauen von Coach Fiel

Beim 3:1 gegen Braunschweig war Hertha-Stürmer Florian Niederlechner der Matchwinner. Jetzt will er endlich in die Startelf.

Author - Wolfgang Heise
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Kompromisslos abgefackelt! Stürmer Florian Niederlechner traf aus 16 Metern zum 3:1 für Hertha BSC gegen Braunschweig.
Kompromisslos abgefackelt! Stürmer Florian Niederlechner traf aus 16 Metern zum 3:1 für Hertha BSC gegen Braunschweig.City-Press

Er war Herthas der Matchwinner beim 3:1-Heimsieg eggen Eintracht Braunschweig. Stürmer Florian Niederlechner (33) kam als Joker, holte den Elfer zum 2:1 raus und schoss noch das 3:1 als Zugabe. Mehr Argumente gibt es nicht für einen Stürmer. Nach dem Abpfiff ging Niederlechner auch verbal in die Offensive. Er will endlich in die Startelf!

Und das nicht nur als ein nettes Geburtstagsgeschenk, weil der Routinier am Donnerstag 34 Jahre alt wird. Der Ur-Bayer hat es auch verdient. „Für mich persönlich ist es natürlich schön, dass du ein Tor machst und einen Elfmeter rausholst“, sagt er und verspricht dann: „Ich tue alles dafür. Ich gebe seit Tag eins 100 Prozent im Training. Ich haue mich immer voll rein. Du brauchst natürlich auch Vertrauen. Das ist halt so. Ich tue alles dafür.“

Bis jetzt schießt sich Niederlechner sein Vertrauen selbst in die Stürmerseele. Nach dem Abgang von Torjäger Haris Tabakovic hatte Niederlechner gehofft, dass er der legitime Nachfolger im blau-weißen Angriff wird. Doch Trainer Cristian Fiel versuchte es erst mit Luca Schuler, der nur in Kaiserslautern beim 4:3-Sieg doppelt traf und seitdem glücklos wirkt. Dann durfte Derry Scherhant in den vergangenen zwei Spielen ran – auch kein Tor!

Der Grundgedanke ist ja aller Ehren wert. Fiel will den jüngeren Spielern eine Chance geben. Ihnen soll die Zukunft gehören. Niederlechner, dessen Vertrag am Saisonende ausläuft, galt bisher nur noch als Ergänzungsspieler in der Kader-Architektur.

Niederlechner: Nur 117 Minuten gespielt, aber vier Tore

Florian Niederlechner ließ sich von Herthas Fans in der Ostkurve zurecht feiern.
Florian Niederlechner ließ sich von Herthas Fans in der Ostkurve zurecht feiern.City-Press

Doch die Gegenwart sagt einfach aus: Niederlechner ist der Mann der Stunde. Acht Joker-Einsätze, insgesamt nur 117 Minuten gespielt, aber vier Tore - eines beim 2:0 gegen Regensburg - zwei beim 5:1-Pokalsieg in Rostock und jetzt wieder getroffen gegen Braunschweig. Der Mann braucht im Schnitt nicht mal eine halbe Stunde, um zu treffen.

Vergangene Saison hatte Niederlechner das Pech, dass Tabakovic auf Knopfdruck traf. Als der ehemalige Torjäger aber im Herbst 2023 eine Flaute hatte, nutzte Niederlechner seine Chance bei Fiel-Vorgänger Pal Dardai und machte als Startelf-Spieler sechs Tore in vier Spielen.

Daran erinnert jetzt auch Niederlechner nochmal: „Letztes Jahr, als ich Vertrauen vom Trainer bekommen habe, habe ich gezeigt, was ich für eine Quote gehabt habe, wenn ich regelmäßig spiele. Ich tue alles dafür, dass ich gegen Karlsruhe am Wochenende spielen werde. Aber am Ende entscheidet das der Trainer.“

Niederlechner: „Du brauchst das Vertrauen vom Trainer“

Niederlechner ist ein Typ der offenen und direkten Worte und sagt es auch ganz deutlich: „Du brauchst das Vertrauen vom Trainer, sonst würde ich ja von Anfang an spielen. Ich habe eine gute Einwechslung gehabt und dann hoffe ich, dass ich nächste Woche in Karlsruhe das Vertrauen bekomme und von Anfang an spiele.“

Und was sagt der Trainer? Fiel lobt Niederlechner: „Generell ist Flo einer, der auf seinen Moment wartet. Der immer wieder in diesen Zonen ist, wo es gefährlich wird. Einer, der das Tor riecht. Trotzdem ist auf der Position auch viel Konkurrenz.“

Aber Niederlechner hat abgeliefert, andere nicht! Er will sich nicht mehr mit der Edeljoker-Rolle zufrieden geben, die ihm bisher Fiel zuschreibt. Der Coach sagt: „Darum geht es, wenn du deine Minuten bekommst, um da zu sein und seine Momente nutzen, wie er es gemacht hat.“

Niederlechner hat in diesem Spiel nicht nur seine Torchance genutzt, er hat seine Chance auf die Stammelf erhöht. Selbstbewusst sagt er: „Ich glaube schon, dass ich in Form bin. Wenn ich Selbstvertrauen habe, kann ich der Mannschaft helfen.“ Das wird eine spannende Hertha-Woche mit der Stürmerfrage. ■