Parole unerwünscht

„HaHoHe und fette Beute“: Hertha BSC verbittet sich Fan-Parole wegen NS-Bezug

Im Umfeld von Hertha wurde der Schlachtruf in den vergangenen Monaten immer öfter verwendet - dabei stammt er aus der NS-Zeit.

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Fans von Hertha BSC in der Ostkurve im Berliner Olympiastadion.
Fans von Hertha BSC in der Ostkurve im Berliner Olympiastadion.Matthias Koch/Imago

Dicke Luft wegen der Hertha und einem Schlachtruf! Der Hauptstadt-Klub verbittet sich die Nutzung des Vereinsslogans „HaHoHe“ in Verbindung mit dem Zusatz „und fette Beute“. Denn letzteres wurde vor allem durch die Nationalsozialisten zusammen mit noch einschlägigeren Parolen verwendet. Darauf reagierte der Club nun.

„Der Ruf tauchte in letzter Zeit vermehrt in Kommentarspalten und im Hertha-Umfeld auf“, so Vera Krings, Pressesprecherin beim Verein. Zudem habe ein Fan vor etwa zwei Wochen versucht, einen Fanclub mit dem Titel anzumelden. Daraufhin habe man genauer recherchiert und mit einem Fan-Forscher über das Thema gesprochen. 

Hertha BSC verbittet sich Nutzung von Vereins-Schlachtruf zusammen mit NS-Parole

Am Sonntag dann rief der Verein in den sozialen Medien die Fans dazu auf, „HaHoHe“ nicht mehr in Verbindung mit „fette Beute“ zu verwenden. „Wir möchten niemandem bei der Benutzung dieser Phrase eine böse Absicht unterstellen“, heißt es in einem Post im Kurznachrichtendienst X (zuvor Twitter) und auf Instagram. „Jedoch wollen wir im Hinblick auf die Werte unseres Vereins, unseres Ethikkodexes und dem Hintergrund dieses Ausspruchs aufklären und sensibilisieren.“

Der Ausdruck „fette Beute“ habe einen „Kriegszusammenhang verbunden mit Raubzügen“ und sei durch eine Verwendung zusammen mit den Naziparolen „Heil, Sieg“ oder „Heil & Sieg“ Teil rechtsextremen Vokabulars. „Bei dem Ausdruck ‚…und fette Beute‘ in Kombination mit diesen Parolen handelt sich um eine Kriegsparole aus der NS-Zeit“, heißt es von der Hertha auf Social Media. Man bitte darum, die Parole nicht mehr zu verwenden und kündigt an Kommentare damit umgehend zu löschen. „Dies ist nicht mit unseren Werten vereinbar und hat daher keinen Platz auf unseren Kanälen“, heißt es weiter.

Hertha: Gespräch mit Fanclub-Anmelder fand statt

Besonders ein Fan ist über die Untersagung empört. Der als Hertha-Micha bekannte Herthaner ruft den Schlachtruf, den sich Hertha nun verbittet, laut eigenen Angaben schon länger. „Da haust du über 40 Jahre den gleichen Spruch raus“, sagte er in einem Livestream auf der Videoplattform TikTok. Dort streamte er am Sonntagabend über mehrere Stunden und machte seinem Ärger Luft. Für ihn ginge es um Punkte für seinen Club. Er distanziere sich von nationalsozialistischem Gedankengut. Eine Anfrage des KURIER ließ er jedoch unbeantwortet.

Im Stream behauptete er auch, dass man schon „vor einem halben Jahr“ einen Fanclub gegründet habe und der zunächst von Hertha auch genehmigt worden sei. Der Verein jedoch hat davon keine Kenntnis. „Wir hatten vor zwei Wochen eine Anmeldung mit dem Ruf im Namen“, bestätigt Hertha-Sprecherin Vera Krings auf KURIER-Anfrage. Doch man habe wegen des Wissens um die Namensproblematik das Gespräch mit dem Anmelder gesucht und erklärt, warum dies nicht möglich sei. „Die Person hat sich auch sehr einsichtig gezeigt“, so Krings. Dabei habe es sich nicht um den besagten TikTok-Streamer gehandelt. Ob es eine Verbindung zwischen den Personen gebe, sei bisher nicht bekannt. Auf KURIER-Anfrage meldete sich der Streamer nicht. 

Der Verein bekräftigt nochmal, dass man zu der Veröffentlichung stehe. „Uns war klar, dass es nicht nur auf positives Feedback stoßen würde. Aber wir wurden durch vorherige Fanrückmeldungen in unserer Entscheidung bestärkt“, so Hertha-Sprecherin Krings. Im Post verweist der Verein auch explizit auf die eigenen Leitlinien. Jedoch ist es der Alten Dame auch wichtig, dass die Regelung niemand an den Pranger stellen solle.

Nutzer gespalten über Hertha-Post

Viele Kommentare finden das Verbot von Hertha falsch. „Wenn es danach geht, dürfte Hertha auch nicht im Olympiastadion spielen“, meint einer. Das sei schließlich auch aus der NS-Zeit. „Hertha soll sich schämen“, schrieb ein anderer.

Auf Instagram werden vor allem Kommentare mit einem „Gefällt mir“ markiert, die Verständnis für den Verein und die Untersagung aufbringen. Viele Fans danken dem Verein für das klare Bekenntnis. „Ok. Dann jetzt nicht mehr. Wichtig so etwas aufzuklären“, schreibt ein Fan. „Kein Platz für Rechts. HaHoHe“, schreibt ein anderer.