Bei Hertha BSC läuft längst noch nicht alles rund. Dafür läuft aber wenigstens Michael Cuisance (25) richtig heiß. Beim 3:1-Heimsieg gegen Braunschweig war der Franzose der beste blau-weiße Profi. Oh, la, la, was für eine wunderschöne Wandlung. Vom einstigen Bayern-Absteiger zum Hertha-Aufsteiger!
Cuisance brachte nach einer schwachen ersten Halbzeit des Teams die Wende im Spiel gegen Braunschweig. Hartnäckiges Nachsetzen, als Eintracht-Keeper Lennart Grill ein Luftloch schlug. Dann den Elfmeter herausgeholt und selbst verwandelt zum 1:1-Ausgleich. Er hat Nervenstärke bewiesen!
Der Franzose sagte danach bescheiden: „Ohne meine Mitspieler würde ich das nicht schaffen.“ Cuisance hat in seiner holprigen Karriere Demut verinnerlicht. Als Supertalent wechselte er 2019 von Gladbach zum FC Bayern. Dort ging er unter, selbst verschuldet! Über seine Vergangenheit gesteht er ehrlich: „Als ich bei den Bayern war, dachte ich, vielleicht kann ich es jetzt ein bisschen ruhiger angehen lassen und muss nicht so viel arbeiten. Im Fußball geht es dann ganz schnell, wenn du nicht so viel Gas gibst. Dann kriegst du, was du verdienst.“
Cuisance steht zu seinen Fehlern bei Bayern
Der Absturz kam. Im Januar 2022 schob der Rekordmeister Cuisance nach Italien zum FC Venezia ab. Eine Odyssee begann, nach einer Leihe zu Sampdoria Genua, entschloss sich der gebürtige Straßburger zu einem Psycho-Reset mit einem Mentalcoach und ging zurück nach Deutschland in die Provinz. Beim VfL Osnabrück baute er sein Selbstbewusstsein wieder auf. Nach dem Abstieg der Niedersachsen griff Hertha zu. Für 300.000 Ablöse an seinen Stammklub aus Venedig.
Die Zweifel, dass es in der Hauptstadt wieder zu einem Rückfall kommt, hat Cuisance eindrucksvoll widerlegt. ER ist der Hertha-Aufsteiger unter allen Profis. Nach neuen Spielen hat er vier Tore geschossen und drei vorbereitet. Vergangene Saison schaffte er in Osnabrück in 34 Partien drei Tore und eine Vorbereitung.
Cuisance: „Ich will mehr und mehr“
Leistungssteigerung in Zahlen. Cuisance sagt nur: „Ich bin hungrig. Ich will immer mehr und mehr.“ Dabei ist es im völlig egal, auf welcher Position er spielt. Zum Saisonstart war er im Mittelfeldzentrum, wegen der Personalnot spielte er jetzt auf der rechten Seite. Cuisance: „Ich mache das, wo der Trainer mich aufstellt.“ Der Franzose will nur spielen und es allen in Deutschland beweisen.
Selbstkritisch sagte er nach dem Heimsieg: „Zu Hause die Punkte zu holen, ist wichtig. Aber wir haben ein paar Sachen nicht so gut gemacht. Wir müssen besser werden, das ist normal für einen großen Verein wie Hertha BSC.“ Der Mann will mit den Blau-Weißen zurück in die Bundesliga. Erst dann ist er wirklich ein Hertha-Aufsteiger. ■