Meistens ist Herthas Trainer Pal Dardai gut gelaunt und scherzt gerne. Auch mit seinen Spielern. Doch die Vereinsikone kann auch ganz anders. Der Verein präsentiert seit dieser Saison alle vier Wochen eine emotionale Doku für die Fans. Donnerstag wurde die zweite Episode bei Youtube ausgestrahlt. Authentisch und hautnah. Es wird sogar bei den Kabinenansprachen gefilmt. Und da sehen alle einen tobenden Dardai, der sogar das Wort „Hosenscheißer“ an seine Spieler richtet.
Passiert ist das Ganze beim bisher schlechtesten Saisonspiel, dem 0:3 beim HSV vor zwei Monaten. Zur Halbzeit lagen die Blau-Weißen 0:2 zurück, mutlos, ideenlos, chancenlos präsentierte sich das Team. Zuvor gab es zwei unglückliche 0:1-Pleiten in Düsseldorf und gegen Wehen Wiesbaden. Und eine 5:0-Gala im Pokal bei Carl-Zeiss Jena.
Hertha-Wende kam nach Dardais Wutrede beim HSV
Die Stimmung in der Kabine war explosiv. Erst fluchte der Engländer Jonjoe Kenny auf Englisch. Dann legte Dardai los, erst zwar angespannt, aber noch ruhig: „Ich sage nur eines, Leute. Ich kann euch alles erzählen Jungs, aber das ist das dritte Spiel in der Zweiten Liga und wir haben nicht eine klare Torchance. Wir müssen nicht erzählen, dass wir mehr laufen als die Gegner. Wir haben nicht eine Torchance.“
Erst danach wurde der Trainer zum Verbal-Vulkan: „Wo ist die große Klappe? Ihr habt jetzt da vorne im Block 15 Minuten Zeit, um zeigen, dass ihr euch nicht in die Hosen scheißt. Denn das ist Hosenscheißer. Seid mal ein bisschen gieriger, um zu gewinnen. Wir sind wieder bequem geworden.“ Er spricht dabei direkt die Offensivkräfte Haris Tabakovic, Fabian Reese, den damaligen Kapitän Marco Richter und seinen Sohn Palko Dardai an.
18 Hertha-Tore in sechs Spielen

Dann ging er in die Drohung über: „Ich schäme mich, dass das offensive Spiel nicht läuft. Ich muss jeden Tag Spielzüge mit euch üben. Ich nehme euch nächste Woche den Ball weg. Dann habt ihr vielleicht im nächsten Spiel Lust, richtig mit dem Ball zu spielen.“
Die Spieler bemühten sich danach, aber die Blau-Weißen verloren am Ende 0:3. Doch diese krachende Kabinenpredigt läutete die Wende zum Guten ein. Stürmer Haris „Fluppe“ Tabakovic gab ehrlich zu: „Ich war nach dem HSV-Spiel sauer auf mich selbst. Man hat in der Woche danach diese Wut bei allen Spielern gespürt. Wir wollten es allen zeigen!“
Es folgte ein 5:0 gegen Greuther Fürth. Seit diesem Heimsieg schoss Hertha in sechs Spielen 18 Tore und siegte viermal. Sonntag um 13.30 Uhr soll beim 1. FC Nürnberg die nächste Offensiv-Gala folgen. Das Wort Hosenscheißer machte Hertha wirklich heißer...