
Dieser Mann kämpft trotz aller Schicksalsschläge, die er in den vergangenen zwei Jahren und acht Monaten erlitt. Hertha BSC hat einen echten Helden, der sich gegen alle Widerstände im Leben tapfer zur Wehr setzt. Es ist Jeremy Dudziak (30).
Vergangenen Mittwoch war es so weit. Dudziak unterschrieb einen neuen Vertrag bei den Blau-Weißen. Im Januar hätte das wohl keiner mehr für möglich gehalten. Für den Edel-Techniker drohte wegen einer Hüft-Operation das Karriere-Aus. Es war der zweite Schicksalsschlag innerhalb von zwei Jahren.
Im Februar 2023 entkam Dudziak dem Erdbeben in der Türkei, bei dem über 50.000 Menschen starben. Als Leihspieler von Greuther Fürth spielte er beim Erstligisten Hatayspor. Der Klub aus der Stadt Antakya, mitten im Epizentrum des verheerenden Erdbebens. Ein Mitspieler Dudziaks starb. Der Klub stellte den Spielbetrieb ein und Dudziak flüchtete zurück nach Deutschland.
Dudziak war vom Erdbeben in der Türkei traumatisiert
Der Deutsch-Tunesier war über Monate traumatisiert. Schließlich war er wieder fähig, Fußball zu spielen und Hertha verpflichtete ihn im Sommer 2023. Nach der Vertragsunterschrift postete er einen offenen Brief an die Hertha-Fans, der nur in Bruchstücken erahnen ließ, welche Hölle er durchgemacht hatte: „Ein Tag an dem viele Menschen, mit welchen ich noch Stunden zuvor Zeit verbracht habe, ihr Leben verloren haben, hat mir einen Moment der Stille gegeben und lässt mich seitdem das Leben aus einer anderen Perspektive, einem anderen Blickwinkel betrachten.“
Er freute sich total auf Hertha BSC, doch der erste Rückschlag erfolgte im Oktober 2023. Eine komplizierte Fußprellung und die halbe Saison war gelaufen. Er kämpfte sich zurück und war dann zum Saisonstart 2024/25 wieder Stammspieler. Doch nach nur zwei Spieltagen ging nichts mehr. Schmerzen in den Adduktoren, die nicht mehr aufhörten. Seine Hüfte wurde dann im Januar operiert. Es sah nach Karriereende aus, zusätzlich lief sein Vertrag aus.

Leitl: „Dudziak kann noch bei uns ein Faktor werden“
Dudziak kämpfte gegen das alles an und Trainer Stefan Leitl, mit dem er schon in Fürth zusammengearbeitet hatte, setzte sich für ihn. Über den Sommer war er offiziell Probespieler, trainierte erst bei der U23, dann wieder bei den Profis. Liga-Konkurrent Schalke 04 baggerte an ihm, doch Dudzial blieb trotz geringere Gehalts lieber bei Hertha – auch wenn er erst mal nur bei der U23 in der Regionalliga spielen soll. Die Betonung liegt auf erst mal.
Denn Leitl baut weiter auf den offensiven Mittelfeldspieler. Beim 2:0-Test in Wolfsburg spielte Dudziak nach seiner Vertragsunterschrift volle 90 Minuten. Leitl lobte ihn: „Jerry hat speziell in der zweiten Hälfte echt ein gutes Spiel gemacht. Es hat sich bestätigt, dass er noch ein Faktor bei uns sein kann - wenn er weiter dranbleibt und dann mal auf 100 Prozent kommt.“