Warum nur?

Bitter! Zwei Hertha-Legenden im Zoff: Axel Kruse kritisiert Pal Dardai

Herthas Ex-Stürmer Axel Kruse mag die Spielweise von Trainer Pal Dardai nicht und geht den Coach hart an.

Author - Wolfgang Heise
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Axel Kruse im Zwiegespräch mit Herthas Trainer Pal Dardai. Das war im Sommer 2021.
Axel Kruse im Zwiegespräch mit Herthas Trainer Pal Dardai. Das war im Sommer 2021.Imago Images/Koch

Sie schafften als Spieler zusammen bei Hertha BSC den Aufstieg 1997. Sie sind beide Vereinslegenden. Axel Kruse (56) und Pal Dardai (47). Doch aus der blau-weißen Freundschaft ist längst ein Bruch gegangen. Früher lobte Kruse den Trainer, jetzt stichelt er gegen ihn. Es ist einfach nur bitter!

Im RBB-Podcast „Hauptstadtderby“, bei dem Kruse zusammen mit Ex-Unioner Christian Beeck regelmäßig plaudert, ging Kruse auf die Aussage Dardais ein, dass die Qualität bei den Ersatzspielern nicht ausreicht. Kruse mit einer süffisanten Spitze: „Vielleicht geht es auch schon darum, mal zu gucken, wer ist denn schuld, warum wir nicht aufgestiegen sind. Keine Ahnung, weiß ich nicht.“

Das Problem an Kruses Feststellung: Kein Boss bei Hertha BSC hat nach dem Fast-Lizenzentzug im Sommer 2023 und dem knallharten Sparkurs überhaupt gewagt, vom sofortigen Wiederaufstieg zu reden. Zum Saisonstart musste man eher befürchten, dass Hertha im Abstiegskampf in der Zweiten Liga stecken bleibt. Nachdem Dardai aus einer komplett neuen Mannschaft ein Team im Turbo-Tempo geformt hat, ging es aufwärts und viele Fans fingen an vom Aufstieg zu träumen.

Kruse: „Hertha ist keine Kontermannschaft“

Kruse kritisiert gnadenlos die Spielweise unter Dardai, der schnellen Umschaltfußball spielen lassen will: „Keine Ballbesitzmannschaft, sondern Kontermannschaft? Das sehe ich nicht so. Wenn du immer nur reagierst und nicht versuchst, aktiv Fußball zu spielen, dann kommt halt mal so eine Situation, wo irgendjemand einen Fehler macht.“ Und er fügt an: „Wenn unsere Philosophie ist: Wir stellen uns hinten rein und vorne hilft der liebe Gott. Dann nehme ich das so hin.“

Kruse widerspricht Dardai komplett und geht auf einzelne Spieler ein: „Ich glaube, es ist keine Kontermannschaft. Fabian Reese hat Geschwindigkeit, ja. Ibo Maza ist für mich kein Konterspieler. Er ist ein wuseliger Spieler. Der spielt dich in der Telefonzelle aus. Haris Tabakovic ist definitiv kein Konterspieler. Tabakovic tat mir beim 2:2 gegen Kiel leid, der muss 50 Meter rennen. Von der Art zu spielen, geht das so nicht. Palko Dardai ist viel zu langsam, um Konterspieler zu sein.“

Gerade die drei letztgenannten Spieler leiteten mit schnellem Umschaltspiel das 2:0 gegen Kiel ein. Diagonalpass von Maza auf Palko Dardai, der mit schneller Flanke zu Tabakovic, der dann traf. Da gab es das präzise Spiel, was Trainer Dardai nach den Auswechslungen von Maza und Palko Dardai vermisste.

Kruse will dominanten Fußball

Für Kruse spielt Hertha in dieser Saison zu passiv und er nennt die drei Topmannschaften FC St. Pauli, Holstein Kiel und den HSV als Beispiele für bessern Fußball: „Wie versuchen es St. Pauli, Kiel und HSV? Mit Dominanz im Spielsystem. Mit dem Stil, wie wir spielen, wirst du nicht aus der Liga herauskommen.“

Aber alle drei Klubs versuchen, seit ein paar Jahren aufzusteigen, und haben eingespielte Mannschaften. Es geht nur mit Geduld. Herthas Hauptproblem ist in dieser Saison das Mittelfeld, um offensiver und mit mehr Ballbesitz zu spielen. Trainer Dardai ist einfach nur Realist und geht von den vorhandenen Spielern aus. Mehr Dominanz gibt es dann vielleicht in der neuen Saison, mit mehr Qualität im Kader.

Vor ein paar Jahren lobte Kruse Trainer Dardai noch

Kruses redet nur von Wünschen, die jetzt nicht eintreten. Vor ein paar Jahren klang er noch ganz anders, als er über Dardai sprach. So sagte er 2015 über den Ungarn: „Er kennt sich im Verein sehr gut aus, er ist ja schon viele Jahre dabei. Er kennt die Spieler. Pal Dardai ist noch ein junger, hungriger Trainer. Das merkt man. Er ist sehr akribisch in seiner ganzen Arbeit. Das könnte nicht nur in diesem Jahr sehr gut passen, sondern auch längerfristig.“

Und sechs Jahre später lobte er ihn nach der Rettungsmission 2021: „Pal hat das richtig gut gemacht und die Mannschaft vor dem Abstieg gerettet. Außerdem gab es in den zurückliegenden Jahren eine ganze Menge Trainer bei der Hertha. Fredi Bobic hat gut daran getan, erst mal Konstanz reinzubringen. Ein neuer Trainer hätte die Truppe überfordert. Pal hatte es verdient, mit besseren Spielern weiterzumachen. Ich finde das völlig in Ordnung. Wichtig war erst mal Kontinuität.“ Doch hinter den Kulissen knirschte es schon damals zwischen den beiden.

Problem im Sommer 2021: Bessere Spieler gab es nicht, weil da schon kein Geld mehr da war. Dardai wurde dann im November 2021 von Bobic gefeuert. Es folgte Tayfun Korkut, der die Blau-Weißen von Platz 14 auf 17 runterwirtschaftete, bevor Felix Magath den Klub in der Relegation rettete.

Axel Kruse war jahrelang mit Herthas Bossen eng verbunden. Da gab es keine großen kritischen Worte von ihm. Vergangenes Jahr trennte sich der Klub von ihm, nachdem Ex-Manager Fredi Bobic gefeuert wurde. Kruse ist eng befreundet mit Bobic. Mal sehen, wie Dardai jetzt auf die Kruse-Kritik reagiert … ■