Erinnern Sie sich noch an den August? Da hatte Herthas Trainer Pal Dardai ein dickes Problem. Nach dem Kaderumbruch im Sommer hatte er über Wochen nicht genügend defensive Mittelfeldspieler. Drei Monate später hat Dardai genau dort ein Luxusproblem – Sechser im Mittelfeld-Lotto. Wer spielt Sonnabend (20.30 Uhr) gegen den Karlsruher SC als Sechser? Talent Pascal Klemens (18) trumpft so stark auf, jetzt muss Neuzugang Andreas Bouchalakis (30) sogar zittern.
In den vergangenen drei Wochen waren die Wechselspiele in der blau-weißen Defensivabteilung äußerst interessant. Bouchalakis und Marton Dardai (21) hatten sich gerade so richtig als Sechser-Duo eingespielt. Doch beim 1:3 in Nürnberg machte der Grieche einen schlimmen Schlaffi-Pass zu Verteidiger Marc Kempf (28), der zur Notbremse greifen musste und Rot sah (zwei Spiele Sperre). Beim 3:1 gegen Paderborn rückte Dardai in die Innenverteidigung, und Bouchalakis hatte mit der Allzweckwaffe Deyovaisio Zeefuik seinen neuen Partner. In dem Spiel sah dann der Verteidiger Toni Leistner (33) Gelb-Rot.
Pal Dardai: „Boucha muss sich an die Zweite Liga gewöhnen“
Bei beiden Spielen kritisierte Dardai das Nachlassen in der zweiten Halbzeit. Zu wenig Aggressivität, zu wenig Pressing. Jeder ahnte: Das ist auch eine Kritik an Bouchalakis. Vorher hatte der Trainer schon vorsichtig angedeutet: „Ich finde, von der Ausstrahlung und Körpersprache ist Boucha eine Persönlichkeit. Das Gefühl gibt er mir. Er ist ein intelligenter Fußballer. Aber er muss sich noch etwas daran gewöhnen, wie hier gespielt wird. Die Zweite Liga hat eine andere Zweikampfführung. Es ist körperbetont und mit viel Tempo. Es gibt keine Zeit, um schönen Fußball zu spielen.“

Es folgte das Pokalspiel gegen Mainz (3:0), wo die nur für die Liga gesperrten Leistner und Kempf wieder in der Startelf standen. Und Bouchalakis saß 75 Minuten auf der Bank. Das neue Sechser-Duo bestand aus Marton Dardai und Pascal Klemens, und Hertha machte das bis dahin beste Saisonspiel. Die beiden hatten schon am Saisonanfang zusammengespielt, als Bouchalakis noch nicht da war. Für den griechischen Nationalspieler, der Ende August von Olympiakos Piräus kam, war das ein Wink mit dem Zaunpfahl.
Bouchalakis ordentlich, aber Klemens bester Mann
Vergangenen Sonntag war er beim 0:0 in Rostock wieder dabei, weil Leistner und Kempf noch nicht spielen durften. Trainer Dardai sagte vor dem Anpfiff: „Er soll die Jungs organisieren und Stabilität geben – diese Verantwortung hat er. Das ist auch Druck von mir, schade, das ist nicht einfach für einen Spieler.“ Bouchalakis dirigierte ordentlich. Doch sein Nebenmann Klemens war der beste Spieler auf dem Platz.
Sonnabend gegen den KSC sind die Stamminnenverteidiger Leistner und Kempf wieder dabei. Marton Dardai kann wieder vor die Abwehr rücken. Aber wer spielt neben ihm? Klemens oder Bouchalakis? Das werden noch ein paar spannende Trainingstage bis zum Anpfiff … ■