Bei Hertha BSC wird im Moment viel über das neue „Traum-Duo“ auf dem Rasen, Fabian Reese und Haris Tabakovic, geredet. Beide Sommer-Zugänge haben sich inzwischen als Volltreffer erwiesen und lehren die gegnerischen Abwehrspieler das Fürchten. Die bisherige Bilanz der beiden Angreifer liest sich so: Flügelflitzer Reese – drei Tore, fünf Assists; Mittelstürmer Tabakovic, nur „Fluppe“ genannt – neun Tore, zwei Assists. Beide überzeugten bislang auch im DFB-Pokal gegen Jena und Mainz mit ihren Toren und Vorlagen. Im Spiel sucht der eine ständig den anderen.
Ich musste länger überlegen, wann es solch einen starken Doppelpack aus Mittel- und Flügelstürmer zuletzt bei Hertha gab. Ich denke, man kann einen Vergleich mit Michael Preetz und Andreas Thom sowie vielleicht mit Vedad Ibisevic und Salomon Kalou anstellen – und Mitte der 1970er-Jahre fallen Mittelstürmer Karl-Heinz Granitza und Lorenz Horr, der auf Linksaußen auswich und Granitza mit Flanken fütterte, in diese Kategorie.
Wie bekomme ich jetzt den Bogen zu den beiden Hertha-Urgesteinen Frank und Marcus Zander, die keine begnadeten Fußballer waren? Ganz einfach: Der Kultsänger der Hertha-Hymne und sein Sohn und Manager gelten ebenfalls als kongeniales Duo.
Hertha BSC: Nach Vater Frank Zander erhält Sohn Marcus das Bundesverdienstkreuz
Herthas Ehrenmitglied Frank Zander – der sich selbst als „Rampensau“ bezeichnet, auf den „meist das Licht fiel“ – sagt, ohne seinen Sohn wäre seine tolle Karriere samt seinem enormen sozialen Engagement für die Obdachlosen dieser Stadt nicht möglich gewesen. So wie Tabakovic von den präzisen Flanken von Reese abhängig ist, benötigt Frank Zander, 81 Jahre alt, die Zuarbeit und das großartige Organisationstalent von Sohn Marcus (54). Das gilt für die unglaublich aufwendige Vorbereitung der berühmten Obdachlosenfeier unter dem Motto „Weihnachten mit Frank Zander“ wie auch für die traditionellen Auftritte des Sängers im Olympiastadion. Beide Ereignisse habe ich als Reporter oft begleitet und hautnah erlebt.
Frank Zander wurde 2002 mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande geehrt und 2022 verlieh ihm Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse! Nun aber folgt eine außergewöhnliche Geschichte: Sohn Marcus bekommt ebenfalls das Bundesverdienstkreuz am Bande, das ihm Anfang Januar verliehen wird.
Beide Zanders werden am Sonnabend beim Topspiel der Zweiten Liga zwischen der Hertha und dem Karlsruher SC (20.30 Uhr) im Stadion sein, wenn die beiden befreundeten Fanlager ein Fußballfest feiern und mit einer großen Choreografie die Arena verzaubern werden.
Frank Zanders letzter Auftritt beim Schlagerolymp in Lübars mit Hymne von Hertha BSC:
Frank hatte im August dieses Jahres beim Schlagerolymp in Lübars den letzten großen Auftritt seiner Karriere auf der Bühne. Zu Beginn sang er den Kultsong „Hier kommt Kurt“, zum Abschluss die Hertha-Hymne „Nur nach Hause geh’n wir nicht“! Das wollte dann auch niemand tun …
Der Entertainer ist natürlich sehr stolz, dass sein Sohn eine hohe staatliche Ehrung erfährt. Seit 29 Jahren ist Marcus der Spiritus Rector bei der umfangreichen Organisation der Weihnachtsfeier für die Berliner Obdachlosen. Diese Feier findet nach drei Jahren Corona-Zwangspause am 22. Dezember wieder im Hotel Estrel in Neukölln statt. Und seit 30 Jahren ist Marcus Zander dabei, wenn sein Vater die Hymne im Olympiastadion singt und die Ostkurve in Wallung bringt. Bei der Premiere der Hymne am 31. März 1993, als die „Hertha-Bubis“ im Halbfinale des DFB-Pokals den Chemnitzer FC mit 2:1 bezwangen, begleitete Marcus seinen Vater an der Gitarre. Doch sein erstes Hertha-Heimspiel liegt noch länger zurück. „Ich war mit Vadder im Stadion, wo sich vielleicht 6000 Zuschauer verloren. Und die Hertha-Spieler trugen den Hauptsponsor blubb auf der Trikotbrust.“ Es war Mitte der 1980er-Jahre …
Zurück in die Gegenwart. Marcus’ Lieblingsspieler sind derzeit Marton Dardai sowie – nicht überraschend – Fabian Reese und Haris Tabakovic. Die Zanders hoffen, dass sie beim Duell gegen den KSC dem Sturmduo nach Toren zujubeln können. Dann wäre der Abend perfekt. Auch für mich. ■