Wenn die Natur aus ihrem Winterschlaf aufwacht, tun es ihr viele Menschen gleich: Sonne, Wärme und die ersten Knospen vertreiben die Winterdepression und inspiriert zum Verweilen im Freien. Der Wetterumschwung lässt Frühlingsgefühle aufwallen und auf einmal sieht man immer mehr Menschen Sport treiben. Aber was, wenn man sich selbst stattdessen schlapp und müde fühlt und der Körper irgendwie so gar nicht mitspielen will? Dann geht es Ihnen so wie etwa 30 bis 40 Prozent aller Deutschen: Sie leiden unter Frühjahrsmüdigkeit.
Frühjahrsmüdigkeit – was ist das eigentlich?
Die Diagnose „Frühjahrsmüdigkeit“ existiert eigentlich so nicht. Das, was wir als Frühjahrsmüdigkeit bezeichnen, ist eigentlich ein „Beschwerdekomplex“, erklärt Dr. Jürgen Zapf, Facharzt für Allgemein-, Sport- sowie Ernährungsmedizin, Chirotherapie und Akupunktur auf medi.de. Die Leitsymptome sind „Müdigkeit sowie verminderte körperliche und geistige Leistungsbereitschaft – bis hin zu einer leicht depressiven Verstimmung.“ Auch Schwindel und Kopfschmerzen können Symptome sein.
Lange dachte man, der Grund für diese Symptome seien ein einfacher Vitaminmangel. Wer im Winter nicht genug Obst und Gemüse gegessen hat, dessen Körper beschwert sich im Frühling über den leeren Vitamin- und Mineralstoffspeicher. Inzwischen weiß man, dass das sehr wahrscheinlich nicht stimmt. Der Techniker Krankenkasse zufolge vermuten Ärzte mittlerweile, dass es das Ungleichgewicht von „Schlafhormon“ Melatonin und „Glückshormon“ Serotonin (das bei Lichteinfluss produziert wird) ist, dass uns müde macht.
Weil sich im März und April Tag- und Nachtlängen in kurzer Zeit sehr stark verändern, muss der Körper Hormonhaushalt und Kreislauf anpassen, was von vielen Menschen als anstrengend empfunden wird. Etwa 30 bis 50 Prozent aller Deutschen sind laut Zapf von Frühjahrsmüdigkeit betroffen, vor allem Menschen mit niedrigem Blutdruck und Wetterfühligkeit. Aber keine Sorge: Nach etwa zwei bis vier Wochen hat sich der Körper daran gewöhnt und die Frühjahrsmüdigkeit sollte wieder nachlassen.
Das heißt aber nicht, dass Sie warten und Däumchendrehen müssen, bis Ihr Körper sich an die Jahreszeit gewöhnt hat. Ganz im Gegenteil: Je mehr Sie Ihrem Körper klare Signale senden, dass jetzt Frühling ist, desto schneller wird er sich darauf einstellen und die Hormonbalance herstellen.
1. Tipp gegen Frühjahrsmüdigkeit: Raus aus dem Haus!
„Das Grundproblem ist folgendes: Der Mensch passt seinen modernen Lebensstil nicht optimal an die Vorgaben seiner natürlichen Umgebung an“, sagt Zapf. Früher waren Menschen viel aktiv im Freien, wodurch ihr Körper sich schnell an Klimaveränderungen angepasst hat. Heute ist das anders: „Die hellen Tageszeiten werden überwiegend sitzend oder stehend auf der Arbeit verbracht, statt Sonnenlicht gibt es Kunstlicht – das alles verhindert die rasche Anpassung an den ‚aktiven Sommermodus‘.“
Der Natur muss also ein bisschen auf die Sprünge geholfen werden, und das heißt: Sonne tanken! Gehen Sie, wann immer möglich, raus an die frische Luft, zum Spazieren, für die Gartenarbeit oder zum Sport. Geben Sie Ihrem Körper die Chance, das sich ändernde Wetter mitzubekommen und sich daran anzupassen.
2. Tipp gegen Frühjahrsmüdigkeit: Sport und Bewegung
Apropos Sport: Im Freien Sport zu treiben, ist die Gewinnkombination! Denn beides wirkt Wunder gegen die Frühjahrsmüdigkeit. Aber das heißt nicht, dass Sie sich jetzt überanstrengen müssen, so Zapf: „Wenn es darum geht, gegen die Frühjahrsmüdigkeit anzutreten, dann stehen beim Sport Freude und Spaß an der Bewegung an erster Stelle und weniger ein rein leistungsbezogener Gedanke.“ Es bietet sich deshalb Fußball, Tennis, Beachvolleyball oder aber Joggen, Radfahren und Wandern an, oder andere Sportarten, die im Freien stattfinden.

3. Tipp gegen Frühjahrsmüdigkeit: Auf die Ernährung kommt’s an
Ihren Körper können Sie auch mit der richtigen Ernährung durch die Frühjahrsmüdigkeit helfen. Versuchen Sie dabei, nicht übermäßig Getreideprodukte, zucker- und fruchtzuckerreiche Lebensmittel, rote Fleisch- und Wurstwaren sowie Milchprodukte zu sich zu nehmen. Der Experte rät stattdessen auf Alternativen zu setzen wie Gemüse, Salate, pflanzliche Eiweiße und hochwertige Fettsäuren aus Nüssen, Samen und Hülsenfrüchten sowie Fisch, Meeresfrüchte und Obst. „Alles, was die Natur an frischer, bunter, basisch betonter Küche hergibt“, empfiehlt Zapf.
In Maßen zu sich nehmen sollten Sie dagegen Kaffee, schwarzen Tee und Energydrinks. Eine Tasse Kaffee am Morgen kann ein guter Start in den Tag sein, wenn Sie aber den Tag über versuchen, die Frühjahrsmüdigkeit mit Aufputschmitteln in den Wind zu schlagen, verstärkt das eher den Müdigkeitszustand und treibt einen dazu, noch mehr zu trinken, um dem entgegenzuwirken. Achten Sie stattdessen darauf, ausreichend Wasser zu trinken.
4. Tipp gegen Frühjahrsmüdigkeit: Genug Schlaf macht wach
Der Schlaf spielt ebenfalls eine große Rolle für die Umstellung. Versuchen Sie, soweit es geht, zu schlafen, wenn es dunkel ist, und wach zu sein, wenn es hell ist. Reduzieren Sie außerdem die Zeit, in der Sie abends künstlichen Lichtquellen (wie Handy oder Laptop) ausgesetzt sind, um Ihren Schlafrhythmus nicht unnötig durcheinanderzubringen. Vom Mittagsschlaf rät die Techniker Krankenkasse ab: „Dadurch produziert der Körper wieder Melatonin und verbraucht gleichzeitig Serotonin.“
5. Tipp gegen Frühjahrsmüdigkeit: Auch den Kopf auf Frühling umstellen
Bei der Frühjahrsmüdigkeit ist auch die psychische Komponente nicht zu vernachlässigen. Dr. Bernd Ahrens, Facharzt für Psychiatrie und Neurologie, erklärt: „Nicht jeder fühlt sich dem Frühjahr mit all seinen neuen Herausforderungen und Aktivitäten gewachsen, nachdem man sich es in den Wintermonaten zu Hause bei reichhaltiger Kost gemütlich gemacht hat.“ Bereiten Sie sich also auch psychisch auf die wärmeren Monate vor, zum Beispiel mit einem symbolischen Neuanfang. Den Kleiderschrank auszumisten oder aber etwas Neues auszuprobieren können effektiv darin sein, Körper und Geist zu zeigen: Der Winterschlaf ist vorbei! ■