Welt-Adipositas-Tag

Volkskrankheit Adipositas: Erkennen, behandeln und vorbeugen!

Am 4. März 2024 ist Welt-Adipositas-Tag. Doch noch ist die Krankheit von Politik und Bevölkerung total unterschätzt. Dabei sind die Folgen verheerend.

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Adipositas gehört zu den unterschätzten Krankheitsbildern in Deutschland.
Adipositas gehört zu den unterschätzten Krankheitsbildern in Deutschland.Franziska Kraufmann/dpa

Es sind erschreckende Zahlen – und doch wird das Problem oft unter den Teppich gekehrt. Jeder fünfte Mensch in Deutschland gilt als adipös. Das bedeutet, dass sie schlicht und ergreifend krankhaft dick sind. Gemacht wird dagegen gemeinhin zu wenig. Das könnte sich bald ändern. Anlässlich des Welt-Adipositas-Tags am 4. März erklärt KURIER die wichtigsten Fragen rund um die Volkskrankheit, die nicht als solche gilt.

Wie viele Menschen leiden unter Adipositas?

Die Zahl der Menschen mit starkem Übergewicht ist in den letzten Jahren rasant gestiegen. Weltweit waren nach einer Studie 2022 mehr als eine Milliarde Menschen betroffen. Der Anteil der stark Übergewichtigen an der Bevölkerung habe sich seit 1990 mehr als verdoppelt, unter Heranwachsenden zwischen 5 und 19 Jahren sogar vervierfacht, berichtete die Fachzeitschrift „The Lancet“.

Woran erkennt man Adipositas?

Adipositas, auch bekannt als Fettleibigkeit, wird anhand des Body-Mass-Index (BMI) diagnostiziert. Der BMI ist ein Verhältnis zwischen Gewicht und Körpergröße und wird berechnet, indem das Körpergewicht in Kilogramm durch das Quadrat der Körpergröße in Metern geteilt wird.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) verwendet die folgende Klassifikation für den BMI bei Erwachsenen:
Unter 18,5: Untergewicht
18,5 bis 24,9: Normalgewicht
25 bis 29,9: Übergewicht
30 bis 34,9: Adipositas Grad I (leicht)
35 bis 39,9: Adipositas Grad II (mittel)
40 oder mehr: Adipositas Grad III (schwer)

Was ist das Problem an Adipositas?

Adipositas sei inzwischen die wichtigste Ursache für an Krankheit verlorene gesunde Lebensjahre in Europa – das werde von weiten Teilen der Bevölkerung und der Bundespolitik nach wie vor unterschätzt, erklärt die Deutsche Adipositas-Gesellschaft (DAG). Im Vergleich zu Normalgewichtigen haben stark übergewichtige Menschen ein viel höheres Risiko für Begleit- und Folgeerkrankungen.

Adipositas versiebenfacht beispielsweise das Risiko für einen Prädiabetes oder einen Typ-1-Diabetes und gilt als Auslöser und Risikofaktor für mehr als 60 weitere Begleit- und Folgeerkrankungen wie Bluthochdruck und Herzkreislauf-Erkrankungen.

Was führt zu Adipositas?

„Bekannt ist, dass Bewegungsmangel und eine hyperkalorische Ernährung für Übergewicht und Adipositas verantwortlich sind“, erklärt Theresia Schoppe vom Verband der Diabetes-Beratungs- und Schulungsberufe in Deutschland e.V. (VDBD). „Das ist jedoch nicht die alleinige Ursache, Adipositas hat häufig eine multifaktorielle Genese.“ Neuere Studien zeigten, dass viele Betroffene darüber hinaus eine genetische Veranlagung für Adipositas haben – besonders wohl Frauen. So sei eine Fehlfunktion der Hunger- oder Sättigungsregulation im Gehirn für die Gewichtszunahme verantwortlich.

Viel Bewegung kann Adipositas vorbeugen und auch beim Abnehmen helfen.
Viel Bewegung kann Adipositas vorbeugen und auch beim Abnehmen helfen.Sina Schuldt/dpa

Warum wird Adipositas oft nicht ernst genug genommen?

„Anstatt Betroffene zu stigmatisieren, sollte Adipositas als komplexe Erkrankung anerkannt und mit entsprechenden gezielten und strukturierten Maßnahmen bekämpft werden, um Folgeerkrankungen zu verhindern“, fordert Schoppe. „Es reicht nicht aus, lediglich auf die Notwendigkeit von mehr Bewegung und besserer Ernährung hinzuweisen.“ Das werde der Komplexität der Erkrankung nicht gerecht. „Doch eine Ernährungs- und Bewegungstherapie sind derzeit im GKV-Katalog nicht abgebildet und werden folglich erst mal nicht finanziert.“

Was hat es mit dem Disease Management Programm (DMP) Adipositas auf sich?

Ein Disease Management Programm (DMP) Adipositas steht in den Startlöchern und soll im April durch das Bundesgesundheitsministerium freigegeben werden. VDBD-Geschäftsführerin Dr. Gottlobe Fabisch sieht darin eine große Chance für Betroffene: „Es ist ein wichtiger erster Schritt, Adipositas strukturiert zu therapieren, die Erkrankung zu enttabuisieren und den gesellschaftlichen Umgang damit zu verbessern. Äußerst bedauerlich ist allerdings, dass nach gegenwärtigem Stand die Ernährungstherapie auch im künftigen DMP Adipositas nicht zur Regelversorgung gehören wird.“